>>Da bist du ja endlich. Na los, Mia. Geh dich umziehen.<< Überrascht über diese ungeduldige Aufforderung, lief ich in die Umkleide. Carter hatte sich auch schon seine Schlitschuhe angezogen. Das konnte interessant werden. Ich versuchte einfach, das ganze locker zu nehmen und abzuwarten, was auf mich zu kommt. In der Halle begann Carter mit dem ganz normalen Training. Das heißt aufwärmen, ein paar Tore schießen und laufübungen. Vielleicht waren das die Woche über nur lehre Drohnungen und er hatte gar nicht vor, irgendetwas von mir einzufordern. Es war ungefähr eine halbe Stunde vergangen, da bat er mich zu ihm zu kommen. Völlig entspannt hielt ich vor ihm und erwartete irgend eine Aufforderung dem Training entsprechend. Leider schien er genau jetzt mein Versprechen einzufordern. >>Also Mia. Ich habe wirklich lange überlegt, was du für mich tun könntest. Mir vielen ziemlich viele üble Trainingseinheiten ein und Peinlichkeiten, aber nichts davon war wirklich gut genug. Erst wollte ich dich bitten, endlich die Body-Checks zu üben, aber dass musst du auch ohne dein Versprechen. Es gehört zum Training und du wirst es so oder so tun. Da erinnerte ich mich an das Gespräch mit deinem Bruder. An unseren Streit. Ich weiß, da sind ein paar unschöne Dinge gefallen und es ist vorallem so eskaliert, weil es in dem Gespräch um Gefühle ging. Und genau das fordere ich. Sag mir, was du fühlst. Mir gegenüber, Mia. Denn immer wenn ich an diesen Sche*ß Streit gedacht habe, fragte ich mich, weswegen wir uns eigentlich so gestritten haben.<< Ich war erst mal überrascht und musste mich nach dieser Ansprache sammeln. Auch ich hatte verdammt oft versucht, zu ergründen worum es in dem Streit eigentlich ging. Mir war klar, dass es bei mir um die verdammte Zuneigung zu diesem Idioten ging, aber was war mit ihm?! War ich ihm gleichgültig? Wie eine Schwester für ihn? Ich sollte diese Chance jetzt nutzen und versuchen zu erklären, wie ich mich fühle. >>Weißt du Carter, du bist total verwirrend. Vor dem Streit dachte ich, dass wir uns irgendwie näher kommen würden. Meine Gefühle für dich waren mir schon klar, da war ich sechs Jahre alt.<< War das jetzt zu viel? Egal, jetzt musste er mir mal zu hören. >>Ich wusste, du siehst in mir eine Schwester und das ist in Ordnung für mich. Ich hatte mich wirklich damit abgefunden. Doch dann war die Party und am nächsten Morgen war ich völlig durcheinander. Ich hatte das Gefühl, es hatte sich etwas zwischen uns verändert. Vielleicht stand auch einfach mein Bruder immer zwischen uns, aber in dieser Nacht war er nicht da. Dann warst du da, als ich dich brauchte. Du bist bei mir geblieben und dann habe ich dir im Streit Dinge an den Kopf geworfen, an die ich mich nicht ein Mal mehr erinnere. Du hast mir das Gefühl gegeben, als sei ich zwölf Jahre alt und ein Naivchen. Das war nicht besonders nett, da genau das all die Jahre mein größtes Problem war. Das du in mir einfach nicht die Frau siehst. Ich war nach dem Streit völlig fertig und hätte dich gebraucht, konnte dich aber nicht fragen ob du mich in den Arm nimmst. Was willst du also hören, Carter? Ich liebe dich, ja. Doch mittlerweile weiß ich einfach nicht mehr was du möchtest. Du hast dich mit dieser Frau getroffen und das hat mich verletzt. Du hast sie mit mir verglichen, also verglich ich mich mit ihr auch. Dann habt ihr euch nicht mehr getroffen und unser Verhältnis hat sich wieder geändert. Nun stehen wir wortwörtlich in der neutralen Zone. Lass mich dir hier erklären, wie es mir geht und wie ich mich fühle. Zuallererst fühle ich mich nackt, da du von mir verlangst dir diesen ganzen Mist zu erzählen. Nur so am Rande. Eigentlich könnte ich sogar heulen. Stell dir uns beide so vor: Du bist eine Hälfte dieses Spielfeldes und ich die andere. Wir sind quasi Gegner, die sich in der Mitte, der neutralen Zone, treffen. Hier können wir uns berühren und miteinander reden, aber auch nicht mehr. Denn es ist nun mal die neutrale Zone. Unser Verhältnis war in den letzten Wochen genau so wie diese Zone. Mal sind wir auch ein bisschen abgewichen in eins der Felder des anderen. Aber Carter, ich möchte nicht in dieser neutralen Zone verharren, in der wir schon ewig feststecken. Ich möchte ein verdammtes Tor auf deinem Feld schießen.<< Völlig in Rage geredet, musste ich eine verschnaufspause machen. Ich hatte gerade mein innerstes nach außen gekehrt und das machte mich verletzlich. Ich hatte Angst und wenn er das nicht sah, dann war er ein verdammter Idiot. Mehr Liebeserklärung war einfach nicht drinnen. Vorsichtig zog mich Carter zu sich heran. Mein Atem stockte, als ich diese Ernsthaftigkeit in seinem Blick las. >>Mia, ich zeige dir was in einer neutralen Zone so alles passieren kann. Oh man, ja das werde ich.<< Und schon hatte er sich heruntergebeugt und küsste mich. STOP. MOMENT. Was verdammt passiert hier gerade. Ich war völlig überfordert und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war einem Jungen noch nie so nahe. Seine Lippen lösten sich kurz von meinen. >>Mia, es macht mehr Spaß wenn du mit machst und ich nicht das Gefühl habe, eine Wand zu küssen.<< Ich nickte. In Ordnung, ich musste mich einfach locker machen. Nein, das ging so nicht. >>Carter, ich weiß nicht...<< Er stieß den Atem aus und sah mich ungeduldig an. >>Carter, ich wurde noch nicht geküsst also... Hey, wehe du lachst mich jetzt aus.<< Prustend sah er mich an. >>Niemals, Mia. Das ist nur... unerwartet.<< Er wollte mich wieder an sich und in seine Arme ziehen, doch jetzt war ich beleidigt. >>Mia, entspann dich einfach. Der Rest kommt von alleine.<< Tolle Anweisung... Bevor ich weiter denken konnte, lagen seine Lippen wieder auf meinen und ich vergaß alles andere. Selbst meine eigenen Gedanken. Diesmal schien mein Körper ganz von allein zu wissen, was zu tun war. Ich fühlte mich so ziemlich großartig. Wie in einem Kokon umfassten mich Carters starke Arme und hielten mich geschützt. Ich fühlte mich behütet und wollte nie wieder mit dem aufhören, was wir hier taten. Keuchend mussten mir uns irgendwann lösen, damit wir wieder Luft bekamen. >>Sicher, dass das dein erster Kuss war?<< Meine Gedanken waren völlig benebelt und ich traute mich einfach nicht, etwas zu sagen. Ich hatte das Gefühl, das es einfach peinlich geworden wäre, hätte ich den Mund aufgemacht. Ich wollte den Moment nicht zerstören. Ein nicken musste Carter genügen. Er hielt mich in seinen Armen, wollte mich scheinbar nicht los lassen. >>Mia Baker, ich liebe dich.<< flüsterte er mir auf deutsch ins Ohr und ließ somit mein Herz schmelzen. >>Da gibt es nur immer noch ein Problem.<< Und so zerstörte ich doch den Moment. >>Mein Bruder.<< Carter schien sich bereits damit auseinander gesetzt zu haben, denn ohne zu zögern antwortete er mir. >>Ich werde es ihm sagen und dazu stehen. Er wird er verkraften.<< War das sein Ernst? Wie lange kannte er Mark jetzt? Seit wir in Kanada leben. Mark würde es nicht einfach hinnehmen. >>Vielleicht sollten wir es vorest für uns behalten und ihn langsam auf die Idee vorbereiten, dass seine Schwester und sein bester Freund sich ganz gut leiden können.<< Carter schien dies nicht besonders zu gefallen. >>Ich möchte ihn nicht anlügen und er weiß doch bereits, dass du hin und weg von mir bist.<< Er fasste sich an die Stirn und tat so, als würde er Ohnmächtig werden. >>Sei mal nicht so eingebildet, Carter Nicholas Johnson.<< Oh ja, dass hatte gesäßen. Ich glaube nicht ein Mal mein Bruder kannte seinen Zweitnamen, doch seine Mutter war ja so nett gewesen, ihn damit zu wecken, als sie uns beide in dieser eindeutigen nicht eindeutigen Situation in Carters Bett vorgefunden hatte. Carter hielt mir den Mund zu. >>Mia, wage es nicht. Dein Bruder hat mir auch mal deinen Zweitnamen verraten und...<< Ich würde Mark umbringen. Dieses mal wirklich. Wie konnte er nur?!?! >>Ach komm schon Mia. Ist doch süß. Mia Lynn Baker.<< Ich schlug ihn, doch das schien Carter nichts auszumachen. Meine Oma hatte Lynn geheißen und Mark hatte es noch viel schlimmer getroffen. Ich sage nur unser Opa hieß Heinrich. >>Darf ich dch jetzt endlich noch mal küssen?<< Eine Antwort wartete Carter jedoch nicht mehr ab.
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Neutrale Zone
RomanceWer sich mit Ice Hockey auskennt, der weiß das dieser Sport nichts für schwache Nerven ist. Doch niemand hat mir erzählt, dass es in der Liebe noch viel härter zugeht. Denn in der Liebe gibt es keine Spielregeln. Manchmal bricht die Liebe die Regel...