Lied: The Chainsmokers - The One
Jill's POV
Die nächsten Tage ergaben für mich keinen Sinn. Es fühlte sich einfach nur merkwürdig und falsch an, in Miss Rose' Unterricht zu sitzen. Ich wagte es nicht auch nur einmal aufzusehen oder aufzuzeigen, wenn ich etwas wusste und sie tat, als existierte ich nicht mehr. Meine Freundinnen wunderten sich, warum ich so unmotiviert war, da mich Englisch normalerweise interessierte, aus deren Sicht, doch ich zog mich mit Ausreden immer mehr zurück. Ich hatte keine Ahnung, ob es ihnen auffiel oder nicht, aber es war mir im Moment egal. Ich hatte auch schon den Gedanken, Schule zu wechseln, weil es mir Tag für Tag unangenehmer wurde, in die Schule zu kommen. Zusätzliche Angst machte es mir, eines Tages aufwachen und in der Schule erschrocken feststellen zu müssen, dass Miss Rose Mr Bail alles erzählt hatte. Bis jetzt war das zum Glück nicht der Fall gewesen, doch ich fühlte mich absolut nicht sicher, was war, wenn es doch einmal passierte? Ich fühlte mich verletzt und unnötig, gleichzeitig war es mir total unangenehm Miss Rose im Unterricht zu haben. Diese Mischung aus negativen Gefühlen machte mich fertig. Tag für Tag. Ich hatte das Gefühl, jedes Mal zittern zu müssen, wenn ich Miss Rose im Unterricht hatte.
In der nächsten Stunde hatten wir Deutsch mit Mr Bail. Auch bei seinem Unterricht hatte ich mittlerweile Angst, dass er mich irgendwann nach der Stunde plötzlich sprechen wollte und mir sagen würde, dass er von dem Kuss wusste. Welche Konsequenzen würden mir dann bevorstehen? Zum Glück wirkte Mr Bail, zumindest heute, im Unterricht fröhlich und benahm sich auch mir gegenüber normal.
"Sag mal, alles okay bei dir?", Nadine sah mich besorgt von der Seite an. Anscheinend war ihr mein unübliches Verhalten doch aufgefallen...
"Ja, alles bestens", nickte ich schnell und tat so, als würde ich etwas Wichtiges in meinem Heft notieren. Ich erwartete eine weitere Frage, doch Nadine sagte nichts mehr. Das war mir auch recht. Als ich aufblickte, erwischte ich Tony, wie er mich anstarrte und sogleich schnell wieder weg sah. Wollten mich hier denn alle fertig machen?? Die Stunde verging schneller, als ich gedacht hatte und ich packte meine Sachen zusammen. Als ich hinter den Mädels die Klasse verlassen wollte, hörte ich Mr Bail meinen Namen sagen und blieb stehen. Mein Herz begann zu rasen es fühlte sich an, als könnte es jeden Moment aussetzen. Was wollte Mr Bail?? Ich schluckte. Verdammt.
"Ja?", ich bemühte das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken.
"Könntest du noch einen Moment bleiben?", er sah mich abwartend an. Ich blickte hilfesuchend zu meinen Freundinnen zurück, doch zu meinem Pech hatten schon alle die Klasse verlassen und ich war alleine. Langsam nickte ich und Mr Bail rückte seine Brille zurecht. Ich blickte ihn nicht direkt an, sondern sah auf den Boden, Angst und Panik krochen in mir hoch. "Also,...", begann er. Alle Hoffnung war wie weggeblasen: Gleich würde alles raus sein, oder? Miss Rose musste ihm alles erzählt haben, warum dachte ich auch, dass sie so etwas verschweigen würde? Ich war am Ende...! "Ich hätte eine Frage beziehungsweise eine Bitte an dich. Ich kenne dich ja schon einige Jahre aus dem Unterricht und du hast irgendwann einmal erwähnt, dass du Geige spielst, richtig?"
Ich war noch ganz perplex und konnte nur stammeln: "Ähm ja,. ...ich meine, ich habe einmal gespielt. Das ist aber schon ein Jahr her" Ich konnte es gerade nicht realisieren; Ich war mir sicher gewesen, dass er mich jetzt wegen Miss Rose sprechen wollte...
"Wir machen nämlich eine Abschiedsfeier für einen Lehrer, der Spanisch und Musik unterrichtet hat und der sehr lange an unserer Schule war. Er wird die Schule in nächster Zeit verlassen, noch vor Schulschluss."Ich konnte es immer noch nicht fassen. Eine Welle der Erleichterung überkam mich. "...und ich hätte mir gedacht, dass ich dich fragen könnte, da du ja einmal ein Instrument gespielt hast ", bekam ich nur noch mit.Verdammt, jetzt hatte ich nicht ganz aufgepasst. Was genau hatte er davor noch gesagt?
"Es wäre an einem Freitag Abend, nächste Woche circa um 19:00. Da würden sich alle anderen Schüler, die auch ein Instrument spielen vor dem Festsaal treffen und Mrs Adel, die nebenbei auch Musik unterrichtet, würde euch abholen und hineinlassen", fügte Mr Bail hinzu und sah mich erwartungsvoll an. Okay, Zusammenfassung: Ich sollte nächste Woche Freitag in einem Festsaal am Abend mit meiner Geige kommen und dort für eine Abschiedsfeier etwas spielen?
"Und was genau muss ich dort mit meiner Geige spielen?", fragte ich vorsichtig, in der Hoffnung ich hatte es nicht vorher überhört.
"Mrs Adel wird dann in nächster Zeit in diejenigen Klassen kommen und allen, die beim Abend mitspielen alles noch einmal genauer erklären und das Musikstück austeilen. Ihr werdet es sicher auch einmal proben", als Mr Bail sah, dass ich noch unschlüssig war, fügte er hinzu: "Es wäre wirklich toll, wenn du kommen könntest. Eine Geige ist ein besonderes Instrument"
"Hm... ja okay. Ich glaube, ich müsste meine alte Geige noch irgendwo zu Hause haben..."
"Großartig!", freute er sich gleich und ich lächelte nur unsicher. "Mrs Adel wird sich sicher auch freuen", meinte er auch noch. Ich mochte es, Geige zu spielen, doch in letzter Zeit hatte ich viel zu tun gehabt und keine Zeit gefunden, um weiterzuspielen, deshalb hatte ich es aufgegeben. Eigentlich schade, aber die Vorstellung wieder an diesem Abend zu spielen, fand ich gut. Wir redeten noch etwas und schließlich verabschiedete ich mich und verließ das Klassenzimmer. Ich war glücklich. Für diesen einen Moment. Und dann traf ich im Stiegenhaus auf Tony...
Er schien dort irgendwie auf mich gewartet zu haben, denn, als er mich erblickte, kam er schnurstracks auf mich zu: "Hey"
"Hey", antwortete ich knapp und ging weiter. Er hielt mit mir Schritttempo, sodass ich ihn nicht abwimmeln konnte, was mich gerade in diesem Moment wirklich nervte. "Was hast du noch in der Klasse gemacht?", fragte er. Er schien gut aufgelegt zu sein, was ich absolut nicht einordnen konnte.
"Ach, nichts Wichtiges. Mr Bail hat mir nur vorgeschlagen zu einer Abschiedsfeier zu kommen und dort ein Instrument zu spielen"
"Eine Abschiedsfeier?", Tony sah mich neugierig von der Seite an.
"Ja, für einen Lehrer, der die Schule verlässt oder so", erklärte ich.
"Oh.", für kurze Zeit herrschte Stille "Und wirst du hingehen?" Ich nickte bloß. "Ich wollte dich eigentlich auch fragen, ob alles okay ist. Du wirkst irgendwie die ganze Woche schon so naja zerstreut?", fragte Tony plötzlich.
"Was? Nein, mir geht's gut ", wimmelte ich sofort ab.
"Ich habe mir nur Sorgen gemacht. Ich wollte wissen, ob dich etwas beschäftigt. ", Tony sah weg.
"Ähm okay...", stammelte ich. Hatte er sich jetzt ernsthaft auf meinen Vorschlag eingelassen, einfach nur Freunde zu sein? "Aber mir geht es wirklich gut", wiederholte ich, "Ich muss jetzt los, sonst verpasse ich noch meinen Bus. Bis morgen" Ich bemerkte, dass er mir nicht mehr folgte, sondern stehen geblieben war. Warum, konnte ich nicht sagen, jedoch war ich darüber froh, dass ich endlich alleine gehen konnte.***
Am nächsten Tag ging ich wieder in der Mittagspause zur Bibliothek hinauf, um mir ein Buch für eine Arbeit auszuleihen. Als ich die Bibliothek betrat, war niemand beim Tresen. Ich ging zu den Regalen und suchte nach dem richtigen Buch für die Arbeit. Nach einiger Zeit hatte ich zwei geeignete Bücher gefunden und setzte mich auf eine Couch, um sie etwas zu durchstöbern. Das erste Buch erwies sich als nützlicher, als das zweite, also stellte ich das zweite wieder an seinen Platz und ging zum Tresen , hinter dem nun jemand mit dem Rücken zu mir stand. Als ich dort zum Stehen kam und nach einem Stift griff, um mich in der Liste einzutragen, drehte sich die Person plötzlich um und ich sah in Miss Rose' meerblaue Augen. Als sie mich erblickte, blickte ich schnell beschämt zur Seite und lief wahrscheinlich knallrot an, was die ganze Sache verschlimmerte. Zitternd trug ich mich beim Zettel ein. Miss Rose sagte nichts, sie sortierte weiter ein paar Bücher um, und setzte sich dann zum Computer, um etwas einzutippen. Diese Stille drohte mich zu erdrückten und als ich wieder zu ihr sah, hatte Miss Rose immer noch starr den Blick auf den Computer gerichtet und ignorierte meine Anwesenheit mit Sicherheit. Ich nahm meinen Mut zusammen, ich hielt das nicht mehr aus und räusperte mich leise: "Miss Rose?" Meine Stimme wirkte kraftlos und schwach, doch Miss Rose sah tatsächlich zu mir auf, wenn auch irgendwie emotionslos. Ich wollte gerade einfach losweinen. "Es tut mir leid", ich blickte starr zu Boden, aus Angst vor ihrer Reaktion. Meine zitternden Hände umklammerten immer noch das Buch. Eine Weile blieb sie still, was mich völlig fertig machte. Jede Sekunde kam mir wie endlos lange Minuten vor, in denen sie nicht antwortete. Mein Herz pochte, wie wild.
"Es ist nie etwas passiert", meinte Miss Rose dann nur kalt, "Ich würde es aber trotzdem begrüßen, wenn du mir in Zukunft aus dem Weg gehen würdest" Das tat weh und ich spürte, wie meine Augen drohten, feucht zu werden, doch ich unterdrückte tapfer die Tränen. Warum war sie so kaltherzig? Das zerstörte mich. Ich konnte nicht einmal mehr antworten, da meine Stimme sonst zu sehr gezittert hätte, deshalb nickte ich nur knapp und verließ die Bibliothek mit schnellen Schritten. Ich war froh, dass ich so schnell abgehauen war, denn schon kurze Zeit nachdem ich die Bibliothek verlassen hatte, schossen mir die Tränen in die Augen.

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Admiring her | girlxgirl
Roman d'amour(TeacherxStudent) »Ich bin einem besonderen Menschen begegnet. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich diesen Menschen so bewundern und attraktiv finden würde. Ich hätte nie mit dem sehnlichen Wunsch gerechnet, ihm so nahe sein zu wollen. Und ich h...