Eng zusammengekuschelt lagen Alma und ich auf der Couch in ihrem Wohnzimmer und sahen fern. Wir waren beide in eine weiche Decke gewickelt, die uns angenehme Wärme spendete, während draußen der starke Sturm wütete und die Regentropfen auf das Dach prasseln ließ. Trotz der geschlossenen Fenster konnte ich das bedrohliche Grollen des Donners hören, doch hier bei Alma fühlte ich mich sicher und geborgen. Mein Blick fiel vom Fernseher zum Fenster, dessen Jalousien noch nicht unten waren und ich bemerkte einen hell, am Himmel zuckenden, Blitz, der die schwarze Nacht kurze Zeit durchleuchtete, gefolgt von einem weiteren Grollen. Ich sah wieder zum Fernseher und vernahm eine leichte Bewegung neben mir - Alma. Heute war Samstag und ich hatte Alma von dem Ereignis mit Lena und Sarah erzählt und ihr die Problematik geschildert. Sie hatte natürlich zuerst entsetzt reagiert, doch dann schien sie sich an unseren Streit erinnert zu haben und ich hatte Alma danach ratlos gefragt, was wir tun sollten, denn Lena und Sarah hatten mich regelrecht in der Englischstunde mit Blicken durchbohrt. Alma und ich hatten wirklich lange nachgedacht und schließlich hatte Alma gemeint, dass wir die Sache ganz normal angehen sollten und ich mich, wie in den anderen Gegenständen, weiterhin üblich im Unterricht verhalten sollte. Sie selbst würde darauf achten, mich öfter im Unterricht miteinzubeziehen. Mehr konnte man nicht tun. Es war alles eine Frage der Zeit und des Abwartens - Wir konnten nur versuchen, Sarah' s und Lena' s Misstrauen verschwinden zu lassen. Wie es weitergehen würde, würden wir dann sehen. Alma hatte während des Durchdenkens, trotz der Anspannung, die ich in ihrem Gesicht erkennen hatte können, ruhig gewirkt und das war auch gut so, denn Panik brachte in so einer Situation überhaupt nichts. Alma war ein verantwortungsvoller Mensch, der alles gut durchdenken wollte und stets eine Lösung fand. Dafür war ich ihr sehr dankbar.
Ich warf einen Blick zu Alma, die sich jetzt schon länger nicht gerührt hatte und bemerkte, dass sie eingeschlafen war. Bei ihrem Anblick musste ich schmunzeln: Sie sah so süß und friedlich aus, wenn sie schlief. Ihr Brustkorb hob und senkte sich langsam, sie atmete regelmäßig ein und aus. Plötzlich hörte ich sie leise etwas Undeutliches murmeln und dachte schon, dass sie aufgewacht war, doch das Murmeln hörte so plötzlich auf wie es begonnen hatte und ich vermutete, dass Alma, deren Augen immer noch geschlossen waren, wohl in einem Traum versunken war. Ihr Anblick faszinierte mich und ich musste erneut schmunzeln. Eine Weile sah ich noch fern, doch mit der Zeit spürte ich, wie mich selbst die Müdigkeit überkam und mir fielen die Augen zu, doch ich versuchte mich blinzelnd wachzuhalten, was mich eine enorme Überwindung kostete. Meine Augen waren gerade wieder am Zufallen, als ich plötzlich mein Handy in meiner Westentasche vibrieren spürte, daher fing ich mich wieder. Es vibrierte erneut und ich fischte es vorsichtig heraus ohne mich viel zu bewegen, da ich Alma nicht wecken wollte. Wer schrieb mir um diese Uhrzeit?
2 neue Nachrichten
?: Hey. Es tut mir so leid, dass ich dich erneut nerve, aber bitte gib mir noch eine Chance alles zu erklären. Ich weiß, du lässt mich nicht an dich ran, deshalb versuche ich dir alles nochmal zu schreiben. Ich weiß auch, dass du nichts mehr von mir und Tony hören willst, aber bitte lies es dir durch -Billy
?: Tony war damals in einer schwierigen Phase und hat getrunken. Das nicht nur einmal. Seine Mutter hatte sich von seinem Vater scheiden lassen und der Grund, warum Tony zu trinken angefangen hatte, war, dass sein Vater selbst getrunken und ihn geschlagen hat, aber Tony hat es dir nie erzählt, weil er dich nicht beunruhigen wollte und dich auf keinen Fall in diese Sache verwickeln wollte. Das ging schon eine Weile so, schon bevor du mit ihm zusammen warst. An dem Abend in der Schule war Tony vor Frust völlig abgefüllt, er erinnert sich nicht mehr an alles, was er getan hat, aber er hat dich geliebt. Nie hätte er dich verletzen wollen, glaub mir das. Alkohol stellt verrückte Dinge an, Jill. Das war nicht er selbst, damals.
Ich starrte die Nachrichten an, las sie mir immer wieder durch. Die Tränen standen mir in den Augen. Ich wollte Billy fragen, woher zum Teufel er meine Nummer hatte, warum er nicht endlich aufhörte, mir nachzurennen, warum er das alles überhaupt tat, doch ich konnte es nicht. Ich wollte immer wieder an der Tastatur meines Handys ansetzen, doch ich konnte nicht. Tony wurde von seinem Vater geschlagen? Hatte er niemandem davon erzählt? Warum hatte er mir das nicht erzählt? Oder log Billy? Ich musste erstmal meine Gedanken ordnen und musste schlucken. Nein, warum sollte er lügen? Sofort plagten mich Schuldgefühle und es wirkte alles irgendwie einleuchtend. Hatte ich Tony unrecht getan? War er deswegen auch manchmal so stumm und nachdenklich gewesen? Weil sein Vater ihn geschlagen hatte? Und war das damals mit ihm und mir beim Musikabend ein Unfall? Ich wusste, was Alkohol mit einem anstellte, das hatte ich schon selbst erlebt, als ich zu Beginn des Jahres mit Sarah ein Fenster eingeschossen hatte, da wir so abgefüllt gewesen waren. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf und ich versuchte zu einer Lösung zu kommen. Was sollte ich jetzt tun?

DU LIEST GERADE
Admiring her | girlxgirl
Roman d'amour(TeacherxStudent) »Ich bin einem besonderen Menschen begegnet. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich diesen Menschen so bewundern und attraktiv finden würde. Ich hätte nie mit dem sehnlichen Wunsch gerechnet, ihm so nahe sein zu wollen. Und ich h...