Ich stand sehr früh auf und fuhr mit dem Bus zur Schule, es war ein typischer Regentag: Graue Wolken zogen sich über den Himmel, die Sonne von ihnen verdeckt und man konnte den Regen auf das Dach des Busses prasseln hören. Wetter, an dem sich sonst meine unmotivierte, betrübte Seite zeigte, doch nicht heute. Vielleicht auch nie wieder. Ich fühlte mich wie der glücklichste Mensch auf der Welt - Es war, als wäre ich wie ausgewechselt. Sie hatte mich glücklich gemacht. Miss Rose. Alma. Auch jetzt noch verspürte ich dieses Kribbeln im Bauch, wenn ich daran zurückdachte, dass sie mich geküsst hatte. Ihre weichen Lippen auf meinen, dazu ihr süßer Vanille Duft, der mir in die Nase drang. Einfach unbeschreiblich und unvergesslich. Ich liebte sie, so sehr wie ich noch nie jemanden geliebt hatte. Und doch war es eigentlich verboten. Als der Bus hielt, kramten einige Leute ihren Schirm hervor. Ich hatte meinen mal wieder vergessen. Kapuze hatte ich auch keine. Mir war es eigentlich auch egal, so weit musste man gar nicht zur Schule von der Haltestelle gehen. Ich stieg aus und ging in zügigem Tempo Richtung Schulhof - Dort war nicht viel los. Ich betrat das Schulgebäude und machte mich auf den Weg zum Klassenzimmer. Dort traf ich auf Nadine und Lena, die sich einen Kaffee gekauft hatten und mich jetzt auch bemerkten.
"Hey, na wie war dieser Abend am Freitag so?", fragte Lena. Ich stellte meine Tasche langsam ab und sofort begannen meine Gedanken verrückt zu spielen. Meine Erinnerungen kehrten zurück; Ich, die nur eine Tasche von einer Klasse holen wollte. Tony, der plötzlich hinter mir aufgetaucht war und mich nicht mehr vorbeiließ. Wieder ich, die immer panischer wurde. Dann Tony, der mich fest gegen die Wand drückte und seine kalten Lippen auf meine presste.
"Hallo? Jill?", Nadine sah mich fragend an, "Alles okay?"
Ich schluckte und nickte langsam: "J-ja. Ich brauch nur kurz Frischluft..."
Lena sah mich mit hochgezogener Augenbraue an: "Hm? Bist du nicht gerade erst von draußen gekommen?"
"Ähm...ja, mir ist aber irgendwie schwindelig. Keine Ahnung, ich fühl mich gerade nicht so gut...", murmelte ich, "Ich komme gleich wieder"Lena und Nadine tauschten einen Blick, sagten aber nichts und ich verließ schnell die Klasse. Ich eilte zu den Toiletten und öffnete ein Fenster. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen: Alles war okay. Ich war hier, in der Schule, um mich herum viele Schüler, es konnte nichts passieren. Mein Atem beruhigte sich langsam wieder und ich lauschte dem Prasseln der Regentropfen. Eine Weile stand ich dort, einfach so, dann griff ich mir an den Kopf, sah in den Spiegel und machte das Fenster wieder zu. "Jill?", die Tür wurde geöffnet und Nadine und Lena kamen herein und sahen mich besorgt an. "Alles okay?"
Ich nickte tapfer: "Ja, es geht wieder. Ich hab wohl zu wenig getrunken oder so" Ich wollte ihnen nichts von dem Abend erzählen, ich wollte es einfach hinter mir lassen und nicht darüber sprechen. Warum war das nur so verdammt schwer?
"Sicher? Du zitterst ja", bohrte Lena nach.
"Ich hatte bloß das Fenster offen, alles okay. Gehen wir wieder?" Sie tauschten wieder einen Blick, folgten mir aber dann auf den Gang. Ich hätte lieber bei den Toiletten bleiben sollen, denn augenblicklich fing ich wieder an zu zittern. Dort, nur wenige Meter entfernt, ging Tony die Treppen hinauf, genau auf mich zu. Sein Blick war gesenkt, seine Hände hatte er in seine Hosentasche gesteckt. Oh Gott! Ich wollte weg, so schnell wie möglich!... Meine Erinnerungen meldeten sich wieder und mir wurde augenblicklich schlecht. Genau in dem Moment, als meine Freundinnen wieder fragen wollten, was los sei, kam Mrs Adel auf mich zu: "Jill? Kannst du bitte kurz mitkommen" Ihre Stimme wirkte ruhig, doch ich konnte die Besorgnis in ihren Augen sehen. Verdattert nickte ich und ging hinter ihr her. Ich bemerkte, wie ich schwer atmen musste und meine Beine zitterten. Ich sah im Kopf immer wieder dieses Bild, wie Tony mich gegen den Tisch knallte, meine Bluse aufriss und wie ich versuchte zu schreien, doch nicht konnte. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und zuckte zusammen. Es war nur Mrs Adel, die mich besorgt ansah: "Alles okay? Du zitterst ja richtig"
"Oh äh j-a", brachte ich heraus.
Mrs Adel sagte nichts weiter, sie führte mich zum Musikzimmer. Schnell kramte sie einen Schlüssel hervor und sperrte auf. Sie holte einen Geigenkoffer hervor und drückte ihn mir in die Hand: "Den hast du letzten Freitag vergessen"
"Oh...danke", stammelte ich.
Mrs Adel wirkte einen Moment nachdenklich, dann fragte sie: "Bist du am Freitag gut nach Hause gekommen?"
"Ja, Miss Rose hat mich nach Hause gebracht"
Sie nickte langsam und sah mich an: "Ich habe mit Tony geredet" Als ich seinen Namen hörte, zog sich mein Magen zusammen und ich schluckte."Ist wirklich alles okay? Möchtest du vielleicht mit jemandem reden wegen...", wechselte sie plötzlich.
Ich schüttelte bloß den Kopf : "Nein, danke. Es ist wirklich alles okay" Sie sah mich prüfend an und sagte eine Weile nichts. Ich wollte nichts großes daraus machen, ich wollte nicht, dass sich Lehrer um mich sorgten. Ich wollte nicht im Mittelpunkt stehen. "Was ist eigentlich mit Tony?", wagte ich schließlich zu fragen und nestelte an meiner Strickjacke herum.
"Wir werden heute sehen...", meinte Mrs Adel bloß nachdenklich, doch ich fragte nicht weiter. "Aber mach dir bitte keine Sorgen darum, okay?" Während wir eine Weile dort standen und nichts sagten, klingelte es und Mrs Adel zuckte leicht zusammen, als wäre sie in Gedanken versunken gewesen: "Wenn du irgendetwas brauchst oder reden willst, dann zögere bitte nicht, zu mir oder einem Vertrauenslehrer zu kommen. Das ist ganz wichtig" Mrs Adel sah mich direkt an und ich nickte schließlich : " Danke . Ich werde es mir überlegen, aber es ist wirklich alles okay" Mrs Adel legte noch einmal eine Hand auf meine Schulter. Ich sah zur Seite; so viel Zuwendung wollte ich gar nicht.
"Das Angebot wird immer da sein", bekräftigte sie, "...Okay, ich denke, du musst jetzt zum Unterricht. Oh und sei versichert, ich erzähle nichts weiter von Freitag, gut?" Ich nickte dankbar. "Gut, dann halte ich dich nicht länger auf." Mrs Adel verabschiedete sich von mir und ich eilte die Treppen hinunter zur Klasse. Wir hatten jetzt Deutsch. Vorsichtig öffnete ich die Tür und stellte zu meinem Glück fest, dass Mr Bail noch nicht da war. Ich huschte auf meinen Platz, dabei ließ ich meinen Blick kurz über die Klasse schweifen. Tony war nicht hier. Ich seufzte erleichtert auf. Aber hatte ich ihn nicht heute in der Früh bei den Stiegen gesehen?
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Admiring her | girlxgirl
Romansa(TeacherxStudent) »Ich bin einem besonderen Menschen begegnet. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich diesen Menschen so bewundern und attraktiv finden würde. Ich hätte nie mit dem sehnlichen Wunsch gerechnet, ihm so nahe sein zu wollen. Und ich h...