Kapitel 7: Untertauchen

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Kurz vor der Dämmerung fuhr Maxx das Boot Richtung Ufer. Dort war eine kleine überdachte Anlegerstelle aus Holz gebaut. In den letzten Stunden war nicht viel passiert. Wir sahen nur Helikopter über dem Festland fliegen. Sie hatten anscheinend gar nicht mitbekommen, dass wir mit einem Boot davon gefahren waren. Wir einigten uns darauf, die heutige Nacht auf dem Boot zu verbringen und morgen würden wir zurück nach Los Santos fahren. Meiner Mutter erzählte ich etwas von Überstunden und ich deshalb in der Nähe bei einer Freundin übernachtete. Natürlich müsste ich mich nicht rechtfertigen, aber sonst würde sie sich nur aufregen und ihren Blutdruck in die Höhe treiben.
«Lexa, du kannst unten ruhig im Bett schlafen. Dylan und ich werden wahrscheinlich die ganze Nacht hier oben Wache schieben.», meinte Maxx zu mir, während ich meiner Mutter eine Nachricht schrieb.
«Ich schlaf auch gerne einfach hier auf dem Boden. Ich kann sowieso nicht mehr aufstehen.», sagte ich fertig. Das Boot hatte nur eine kleine Kajüte mit einer Miniküche, Toilette und abgetrenntem Schlafzimmer, was aus vier Quadratmeter Matratze bestand. Zum Glück hatte Maxx das Boot mit Medipacks ausgestattet. Ich hatte kaum noch Schmerzen, was wohl den drei Schmerztabletten zu verdanken ist. Zudem zierte ein großes Pflaster mit Kompresse meine Hüfte. «Glaubt ihr eigentlich echt, dass es nötig ist, Wache zu schieben?», fragte ich nach.
«Die ganze Stadt und Umgebung sucht uns. Ich schätze schon.», meinte Dylan. Ich nickte.
«Wir müssen noch alle Beweise vernichten.», bemerkte Manuel. Dylan und Maxx schauten sich gegenseitig an und grinsten.
«Lagerfeuer!», sangen sie im Chor. Ich musste lachen. Die Jungs gingen in die Kajüte zu ihren Sachen, die Maxx einen Tag vorher hergebracht hatte und zogen sich um.
«Vier verdammte Kugeln!», fluchte Dylan, als er wieder hochkam.
«Bei mir sind es 7!», prahlte Maxx. Ich verstand nur Bahnhof.
«Wovon bitte redet ihr?«, fragte ich verdutzt. Dylan zeigte mir seine schusssichere Weste. Sie hatte vier tiefe Einkerbungen. Ich fuhr die Abdrücke mit den Fingern nach und schluckte.
«Was so ein Teil alles ausmachen kann..», bemerkte Dylan.
«Mich hat trotzdem Eine erwischt.», sagte ich leise.
«Fuck. Tut uns leid. Wir wollten nicht, du weißt schon und..», fing Maxx an.
«Ach Quatsch. Alles gut.», unterbrach ich ihn und gab Dylan die Weste zurück. Ich versuchte aufzustehen doch schaffte es nicht.
«Soll ich dir helfen?», fragte Maxx und eilte zu mir.
«Nein, nein. Passt schon.», sagte ich hastig und hiefte mich irgendwie hoch.
«Ich werde kurz an Land gehen und eine Tonne oder so suchen. Darin können wir dann alles verbrennen.», meinte Dylan und kletterte schon vom Boot.
«Dann zapf ich schon mal das restliche Benzin vom Boot ab!», sagte Maxx erfreut. Er liebte es Sachen anzuzünden.
«Und ich zieh' mich um.», redete ich mit mir selbst. Ich hinkte zum Eingang der Kajüte. Eine kleine Treppe führte zu ihr, welche es mir recht schwer tat. Irgendwann war ich endlich unten. Ich entdeckte meine Tasche auf dem Bett. So schnell ich konnte streifte ich mir meinen Blazer ab, knöpfte diese verfluchte Bluse auf und konnte endlich diese Weste ausziehen. Ich schaute mir auch die Weste an und zählte die Einkerbungen. 8 Stück waren es. Fünf davon am Rücken, zwei im Bauchbereich. Ein Schuss wäre direkt in die Brust gegangen.
«Sei froh, dass du dieses Teil anhattest.», sagte jemand plötzlich hinter mir. Es war Manuel. Ich nickte nur. Ich musterte weiter die Weste, bis mir auffiel, dass ich gerade nur eine Hose und einen BH anhatte. Schnell kramte ich mein schwarzes Shirt aus der Tasche und zog es an. Manuel zog sich wenige Meter entfernt auch um. Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm und machte meinen Hosenknopf auf. Bei dem Versuch meine Hose herunterzuziehen, verzog ich mein Gesicht vor Schmerz. So peinlich es mir auch war, aber jemand muss mir dabei helfen.
«Könntest du mir vielleicht helfen?», fragte ich ihn vorsichtig.
«Klar, wobei?», fragte er und drehte sich zu mir. Ich deutete auf meine Hose. Er schluckte. «Soll ich dir beim Ausziehen helfen? Also bei der Hose? Oder wie?», haspelte er. Ich musste mir ein Lachen verkneifen.
«Nur wenn es dir nichts ausmacht.», sagte ich und holte tief Luft. Er schüttelte den Kopf und kam auf mich zu. Vorsichtig zog er die Hose von meinen Hüften. Ich setzte mich auf das Bett, wo er sie mir schließlich ganz auszog.
«Danke.», murmelte ich nur. Ich nahm meine hellblaue Jeans und versuchte sie mir selber anzuziehen.
«Warte.», sagte er, als er mitbekam, wie ich auch daran verzweifelte. Während er mir die Jeans über die Hüften zog, berührten seine Hände meine Haut. Ich bekam Gänsehaut. Ich flüsterte ein weiteres «Danke» und machte meine Hose zu. Ich schnappte mir die Überfallklamotten und ging wieder an Deck. Dylan war in der Zwischenzeit schon wieder da.
«Schmeiß einfach rein.», sagte er und war gerade dabei, seine Sachen in eine rostige Tonne zu werfen. Maxx kam wenig später mit einem kleinen Kanister abgezapftem Benzin. Er schüttete es großzügig in die Tonne. Wir standen alle darum, als er ein Streichholz hinein wurf. Es fing sofort Flammen. Die Wärme tat gut. Auch das Gefühl, dass alles was uns zu diesem Überfall überführen könnte, nun brannte. Wir saßen den Rest des Abends noch ein wenig an Deck, bis ich mich dazu entschied, doch ins Bett zu gehen.
«Jungs, ich geh' dann doch mal schlafen.», sagte ich und gähnte schon fast dabei.
«Mach das.», meinte Dylan.
«Süße Träume!», lachte Maxx. Ich zeigte ihm einen Mittelfinger und hinkte wieder zu der Kajüte. In einem Schrank fand ich eine große Decke mit zwei kleinen Kissen. Ich schmiss die Kissen auf das Bett und versuchte die Decke gleichmäßig auf das Bett zu legen. Nach einem recht anstrengungsvollem Akt ins Bett zu kriechen, schlief ich sofort ein.

Vom großen Geld, Kriminalität und Intimität / GLP FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt