Kapitel 9: Tatsachen

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Wir fuhren zu Maxx. Zum ersten Mal packten wir das gestohlene Geld nun aus. 1,25 Millionen lagen einfach so vor uns auf einem Tisch.
«Ich glaube, das ist das Schönste, was ich je gesehen habe.», hauchte Maxx.
«Daran kommen nicht mal Titten.», fügte Dylan hinzu. Ich rollte mit den Augen. Ich nahm eines der Geldbündel und musterte es. Wir zählten mehrmals nach, aber kamen immer wieder auf die gleiche Summe. Wir hatten es wirklich geschafft. Maxx begann die Bündel zu verteilen. Nach wenigen Minuten hatte jeder vor sich auf dem Tisch einen Stapel mit je 250 000. In der Mitte lag ein weiterer Stapel.
«Was passiert mit dem Geld in der Mitte?», fragte Manuel.
«Das ist für die aufgekommenen Kosten, wie die Waffen, Motorräder, Bekleidung, das Boot und so weiter.», erklärte Maxx. Manuel nickte. Ich schnappte mir meine Tasche und stopfte das Geld rein.
«Was stellst du mit deinem Anteil an?», fragte Dylan.
«Schulden bezahlen und ein Leben für mich und meine Mutter finanzieren.», gab ich wieder, ohne dabei überlegen zu müssen. «Und du wirst dir bestimmt als erstes einen Puff mieten, oder?», fragte ich und lachte.
«Weiß nicht, wovon du redest.», murmelte Dylan und winkte ab. Ich musste noch mehr lachen.
«Maxx, du wirst dir bestimmt endlich deine eigene Hanfplantage zulegen, so wie ich dich kenne.», scherzte ich weiter.
«Weiß nicht, wovon du redest.», äffte Maxx Dylan nach und grinste über beide Ohren. «Das Ding ist, das würde ich echt, aber ich hab' keinen wirklichen grünen Daumen.», jammerte Maxx.
«Schade, ich hätte dich auch ans Gießen erinnert.», schmollte ich. Er grinste. Wir einigten uns noch darauf, zusammen ein Bier zu trinken und dann getrennte Wege für ein paar Tage zu gehen. Maxx wollte einen guten Freund an der Westküste besuchen, der für ihn einen Sportwagen klar Schiff gemacht hatte. Dylan wollte für ein paar Wochen verreisen. Ich wollte endlich nach Hause, nach meiner Mutter sehen. Und Manuel? Keine Ahnung, was er machen wird. Ich würde es gerne wissen, allerdings ging es mich nichts an. Mir kam der Gedanke, dass ich ihn vielleicht nie wieder sehen könnte. Ich starrte ihn kurz an, bis mir auffiel, dass er zurückstarrte. Schnell wendete ich den Blick ab und schaute weg. Ich trank meinen letzten Schluck meines mittlerweilen schon zweiten Bieres und stand auf.
«Jungs, ich kann gar nicht in Worte fassen, was wir da die letzten Tage erlebt haben. Ich bin froh, dass ich euch alle kennengelernt habe, ja, auch dich Maxx.», ich musste kurz unterbrechen um ein Lachen zu unterdrücken. «Gebt nicht alles auf einmal aus, wir sehen uns alle bald.», verabschiedete ich mich. Ich weiß nicht, woher diese komische Rede plötzlich aus mir kam, ich schob es mal auf den Alkohol in mir, aber das änderte nicht die Tatsache, dass ich es wirklich so meinte.
«Das war.. wunderschön.», spielte Maxx berührt und tat so, als würde er sich eine Träne wegwischen. Ich umarmte ihn kurz zum Abschied, genau wie Dylan. Ich drehte mich um, nahm meine Tasche und ging Richtung Tür. Ein Teil von mir hätte am liebsten auch Manuel umarmt, aber er saß bis zuletzt nur auf der Couch. Ich wollte ihm auch nicht zu nahe treten. Trotzdem ging ich mit gutem Gefühl und einer Menge Geld in der Hand aus der Wohnung.

Zuhause angekommen schob ich die Tasche mit dem Geld unter mein Bett. Ich muss definitiv ein sichereres Versteck für diese finden, jedoch musste das zunächst reichen. Ich ging ins Bad und nahm eine ausgiebige Dusche. Als das heiße Wasser auf meine Hüfte traf, erinnerte es mich an meine Verletztung. Dafür brauche ich auf jeden Fall noch eine Ausrede. Mir würde schon etwas einfallen. Frisch umgezogen ging ich in das Wohnzimmer, wo ich meine Mutter fand. Sie saß vor dem Fernseher und schaute sich eine wirklich schlechte Seifenoper an, welche bedauerlicherweise ihre Lieblingsserie war. Ich räusperte mich.
«Lexa, ich habe dich gar nicht kommen hören.», bemerkte sie. Naja, das war ja auch der Plan. «War es sehr stressig gestern?», fragte sie nach.
«Was?», fragte ich geschockt und grübelte nach.
«Na in der Bar? Ich hatte mir echt Sorgen gemacht!», jammerte sie.
«Ach, das meinst du. Ja, naja, also.. es war halt viel los. Aber nichts dramatisches.», winkte ich ab und ließ mich neben sie auf die Couch fallen.
«Hast du das schon von der Bank gehört?», fragte sie besorgt.
«Nein?», antwortete ich verwirrt.
«Es haben gestern tatsächlich welche geschafft, die Pacific Standard Bank auszurauben! In den Nachrichten lief es gestern überall. Ich hatte echt Angst, dass diese Ganoven später zu dir in die Bar gehen, um sich volllaufen zu lassen.», empört schüttelte sie den Kopf. Perplex saß ich da. Ich wusste nicht, was schlimmer war. Das meine Mutter mich als Ganoven bezeichnete oder ich live in den Nachrichten lief. «Hey, jetzt sag doch was.», stupste mich meine Mutter an.
«Das ist ja echt.. krass.», murmelte ich und dachte an das Bargeld unter meinem Bett.
«Und sowas auch noch hier in unserer Stadt. Die Polizei kriegt ja auch gar nichts mehr hin. Sie sind damit einfach davon gekommen.», beschwerte sie sich weiter.
«Unfassbar.», quetschte ich aus mir heraus.
«Allerdings hätten sie eine Spur. Sagen die zumindestens andauernd im Fernsehen.», sagte sie und starrte in den Fernseher, wo irgendein Opa mit einer anderen Oma sprach. Ich realisierte erst wenige Sekunden später, was meine Mutter da gerade gesagt hatte. Mein Herz machte einen Satz. Ich fing urplötzlich an zu schwitzen.
«Du, Mom, ich.. ich bin wirklich fertig. Ich glaube, ich leg mich nochmal hin. Wir sehen uns zum Abendessen.», sagte ich hektisch und sprang auf.
«Mach das, aber bitte steh dann auch auf, wenn ich dich wecke.», meinte sie, ohne mich dabei anzugucken. Ich eilte in mein Zimmer und öffnete meinen Laptop. Bei Google gab ich die Suchbegriffe «Los Santos» und «Pacific Standard Bank» ein. Ich las eine Schlagzeile nach der anderen. Alle berichteten nur von dem groben Ablauf des Raubüberfalles. Manche hatten eine Geisel oder einen Angestellten interviewt. Laut den Artikeln wussten sie bisher nur, dass wir zu viert waren und mindestens eine Person davon weiblich war. Ich wusste nicht, wie meine Mutter darauf kam, das eine Spur zu nennen, aber okay. Alles gut. Lexa, du kannst beruhigt weiter atmen. In den Medien sprachen sie übrigens nur von 100 000. Das war ja mal wieder ein klasse Beispiel, wie die Medien und der Staat versuchten, Sachen zu vertuschen. Ich klappte meinen Laptop zu und legte mich in mein Bett. Erst jetzt merkte ich, wie fertig ich wirklich war. Nach kurzer Zeit nickte ich ein, jedoch nicht für lange.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 21, 2017 ⏰

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Vom großen Geld, Kriminalität und Intimität / GLP FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt