Kapitel 4: Die letzten Tage

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Morgen ist es so weit. Morgen werde ich entweder um 250 000 reicher oder verliere alles. Das sind die ersten Gedanken, als ich aufwache. Ich starrte an die Decke für gefühlte zwei Stunden, bevor ich das Bett verließ. In den letzten Tagen war nicht viel passiert. Mittwoch war ich tatsächlich nur zu Hause und verbrachte Zeit mit meiner Mutter. Ihr geht es momentan recht gut, was mich sehr freut. Gestern war ich für ein paar Stunden in der Bar. Danach waren wir alle noch kurz bei Maxx und besprachen nochmals den Plan durch. Wir konnten ihn jetzt alle auswendig und wussten, wann wir wo sein sollten. Dylan hatte eine Menge Waffen mitgebracht. Wir teilten sie auf. Allerdings gab es hier schon Probleme. Manuel und ich konnten nicht so viele Waffen mit uns tragen wie Dylan und Maxx. Immerhin sollten wir Zwei 1,25 Millionen da raus schleppen. Ob man es glaubt oder nicht, aber Geld in solchen Mengen ist verdammt schwer. Da Manuel auch noch seinen Laptop und weiteren Technikkram für das Hacken mitschleppen muss, ist er nur mit einem Sturmgewehr, ein paar Handgranaten und einer Pistole bewaffnet. Ich werde auch nur das Selbe tragen können mit meinen drei Sprengsätzen für die Türschlösser. Allerdings hält Maxx meinen Raketenwerfer bereit, falls wir ihn brauchen. Dylan und Maxx haben das volle Programm. Von Granate bis zur Sniper, alles dabei. Ich überlege noch mein Butterfly Messer mitzunehmen. Ich wüsste nicht, wobei es mir helfen könnte, aber für den Notfall habe ich es lieber bereit.
Nach dem Frühstück, was zur Mittagszeit stattfand, mache ich mich fertig und auf den Weg zu Dylan. Er hat für den Banküberfall die Masken und die Bekleidung gekauft. Heute ist sozusagen Anprobe. Als ich ankomme ist Maxx schon da.
«Na, alles klar? Schon aufgeregt?», begrüßt mich Maxx.
«Passt schon alles. Wie geht's euch?», fragte ich die Jungs und ging in die Küche. Ich holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Nach ein paar Minuten kam auch Manuel. Wir gingen zusammen in Dylans Schlafzimmer und packten die Sachen aus.
«Smokings?», fragte Manuel verwirrt, als er sein Paket öffnete. Ich war verwirrt. In meinem Paket war ein schwarzer Blazer mit weißem Hemd und ebenfalls schwarzer Hose.
«Leute, wir rauben eine Bank aus, die Klasse hat. Also können wir da nicht mit irgendwelchen Müllsäcken und Sneakern rein.», meinte Dylan. «Außerdem tragen wir soetwas so gut wie nie in unserer Freizeit, was also an sich auch eine gute Tarnung ist.», fügte er hinzu.
«Dylan, du bist ein Genie!», lobte Maxx und zog sein Shirt aus.
«Hast du auch kugelsichere Westen gekauft?», fragte ich.
«Klar, sogar die extra dünnen Exemplare.», antwortete er gelassen. Ich nickte und holte die Teile raus. Ganz unten entdeckte ich plötzlich graue High Heels.
«Ist das dein Ernst?», fragte ich geschockt und hielt Dylan die Schuhe vor's Gesicht.
«Tja, Lexa. Du kannst damit doch keine ausgetragenen Turnschuhe tragen!», rief Maxx und pfiff. Ich verdrehte die Augen. Ich zog meine Sweatjacke aus. Darunter trug ich nur ein Stoffbustier. Ich merkte im Augenwinkel, wie Manuel mich anstarrte.
«Noch nie 'ne Frau nackt gesehen?», fragte Maxx und lachte. Manuel wurde knallrot. Ich lachte. Mir machte das nichts aus. Ich hatte mit Maxx und Dylan schon so viel durchgemacht. Allerdings war ich jetzt schon etwas verlegen, jedoch nicht wegen den Zweien. Ich zog die kugelsichere Weste an, darüber das Hemd, dann die Hose und zum Schluss den Blazer. Auch wenn ich es nicht wollte, zog ich trotzdem die High Heels an. Ich ging vor den Spiegel an Dylans Kleiderschrank. Ich sah aus wie eine Businessfrau. Eine, die täglich im Büro sitzt, irgendwelche Dokumente ausdruckt und ein normales Leben führt. Kleider machen Leute, dachte ich.
«Wow, Lexa. Wusste gar nicht, dass du so gut aussehen kannst.», bemerkte Maxx und lachte.
«Noch so ein Spruch und wir testen deine Weste aus.», konterte ich und küsste meinen Mittelfinger. Dylan lachte. Wir Vier standen vor dem Spiegel und betrachten unsere Spiegelbilder. Ich grinste, als ich sah, wie Manuel seine Krawatte gebunden hatte.
«Was ist?», fragte er.
«Hier, warte.», sagte ich und zog die Krawatte nach. Dabei stand ich so nah an ihm, dass ich seinen Atem auf meinen Armen spüren konnte. Ich schaute ihm kurz verlegen in seine Augen, bis ich mich abwendete und die letzte Kiste öffnete.
«Sind das die Masken?», fragte ich. Die Antwort brauchte ich gar nicht zu hören, denn sie waren es. Es waren Ganzkopf Fuchs Masken aus Latex.
«Anzugtragende Füchse sind wir also..», stellte Manuel fest.
«Ja und hoffentlich bald reiche anzutragende Füchse.», bemerkte Dylan und setzte sich eine Maske auf. Maskiert und komplett umgezogen standen wir nun da. Wir schauten uns gegenseitig an, ob auch alles bedeckt war. Nicht einmal unsere Haarfarben waren zu erkennen. Wenn uns damit jemand erkennt, dann hat er es verdient uns zu schnappen. Wir zogen uns wieder um und gingen in Dylans Wohnzimmer zurück. Wir besprachen ein letztes Mal den Plan, sagten ihn alle nacheinander auf und verabschiedeten uns etwas später. Morgen wird es so weit sein. Morgen werden wir eine Bank ausrauben. Morgen wird sich alles verändern.

Vom großen Geld, Kriminalität und Intimität / GLP FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt