Gesangsstunden und erster Kuss

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Dieses Kapitel ist ein wenig länger, ich hoffe, das stört niemanden ^^'

,,Okay, ich rufe gerade zu Hause an, und dann gebe ich dir meinen Vater, damit du mal mit ihm reden kannst.", erklärte ich und wählte die Nummer. ,,Oh Gott, ich hab ehrlich gesagt etwas Angst, dass er dich nicht mag...", murmelte ich leise. ,,Keine Sorge. Ich packe meine besten Manieren aus!", grinste Len. Ich nickte. Dann rief ich an. ,,...Papa? Ja, ich bins nochmal... Äh, ja... Warte... Ja, warte, ich geb ihn dir mal kurz, ja?... Ja, okay..." Ich reichte Len mein Handy. ,,Er wollte dich selber sprechen.", erklärte ich. Len nickte und nahm das Handy. ,,Ja?... Ja, der bin ich... Ich heiße Len Kagamine, erfreut, Sie kennenzulernen, Herr Schmidt... Ja, Ihre Tochter ist wirklich ein nettes junges Fräulein... Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, ich passe auf sie auf... Ja... Sagen Sie, ich hab eine Frage... Wäre es in Ordnung, wenn Lin heute noch einmal mit zu mir kommt?... Ja, ich hab vorhin ihr Talent beim Singen bemerkt..." Ich wurde rot. ,,...und wollte ihr ein paar Tricks zur passenden Atemtechnik und Ähnliches geben... Ja, sie ist wirklich sehr talentiert... Nun ja, ich war früher auch in einer Band und habe gesungen... Ich denke, ich kann ihr ganz gut helfen, hoffe ich... Vielleicht kann ich ja auch mal vorbeikommen und Sie persönlich kennen lernen, das wäre mir eine Ehre... Ja, okay... Gut, Herr Schmidt... Dann auf wiederhören!" Len legte auf und gab mir das Handy zurück. Verdattert sah ich ihn an. ,,H-hast du gerade einen Termin ausgemacht, wann du mal zu mir kommst?!", fragte ich ihn etwas entsetzt. Len nickte. ,,Dein Vater meinte, morgen könnte ich mal vorbeikommen, wenn ich Zeit habe. Zeit hab ich ja eigentlich immer.", grinste er. Ich stöhnte leise. ,,Oh Mann...", murmelte ich. ,,Was denn? Passt dir das etwa nicht? Wir können auch einen anderen Termin ausmachen.", schlug Len vor. Ich schüttelte den Kopf. ,,Ist schon in Ordnung. Du bist nur sehr... wie soll ich sagen... planbereit, würde ich jetzt sagen..." Len grinste und legte mir einen Arm um die Schultern. ,,Ist doch gut, oder? Besser als jemand, der dich andauernd auf wann anders vertröstet.", meinte er. Ich nickte und musste an Sophie denken. Seit ihrem Geburtstag Anfang Januar wollte sie mit mir bowlen gehen, jetzt hatten wir Mitte April und sie hatte es immer noch nicht getan. Hatte nie wirklich Zeit. ,,Also... Muss ich wieder vorne auf die Stange?", fragte ich. ,,Nein, diesmal nicht. Ich hab vorgesorgt.", entgegnete Len vielsagend und führte mich zu den Fahrradständern. Er nahm seines aus dem Ständer, aber ebenfalls auch ein anderes, in verschiedenen Lilatönen. Sogar die Reifen waren dunkellila. ,,Sieh es als ein nachträgliches Ostergeschenk", grinste er. Mir hatte es die Sprache verschlagen. ,,Wow, Len...! Das ist so... wunderschön...! Woher weißt du, dass Lila meine Lieblingsfarbe ist...?" Len grinste. ,,Hat deine Freundin Sango dir heute morgen eine SMS geschickt, dass sie nicht kommt?", fragte er. Ich nickte und sah ihn ungläubig an. ,,Ich war mit ihr in einem Laden, wo Fahrräder verkauft wurden. Als sie das hier gesehen hat, meinte sie sofort, dass du das lieben würdest. Anscheinend hatte sie recht.", erklärte er. ,,Also deswegen..." Ich begann, zu verstehen. ,,Und sie hat mir nichts gesagt..." Len nickte. ,,Ich hab sie auch ausdrücklich darum gebeten, nichts zu sagen. Heute morgen ist sie bei mir ausgestiegen und hat das Fahrrad dann für dich zur Schule gefahren." ,,Wow..." Ich war völlig überwältigt. ,,Oh Mann, wie soll ich das nur jemals wiedergutmachen?", fragte ich etwas verzweifelt. Len kam zu mir rüber und umarmte mich. ,,Allein die Tatsache, dass es dich gibt und du dich so über meine Geschenke freust, ist doch schon Wiedergutmachung genug für mich...", flüsterte er und gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. ,,Aber...", wollte ich widersprechen, doch Len hielt mir nur den Mund zu. ,,Kein 'Aber'! Ich will einfach nur, dass du glücklich bist, nichts weiter."Ich musste lächeln. Len war das Beste, was mir je passieren konnte. Was überhaupt jemandem passieren konnte. Abgesehen von Sango natürlich... ,,Also... Wollen wir los?", fragte Len dann. Ich nickte. Wir stiegen auf die Fahrräder und fuhren los, zu ihm nach Hause.

,,Was für einen Tee möchtest du denn?", fragte Len mich, als wir beide wieder am Kotatsu saßen. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Mir egal. Nimm den, den du am liebsten magst.", entgegnete ich lächelnd. ,,Okay, ich bin gleich wieder da. Warte einfach kurz hier auf mich." Ich nickte und Len verließ den Raum. Ich sah mich ein wenig um. Eigentlich hatte sich seit gestern nichts verändert. Und doch hatte ich das Gefühl, dass sich irgendwie etwas geändert hatte. Gestern war ich als einfache Schul-kameradin hier gewesen, heute als seine Freundin. Ich musste unwillkürlich lächeln, als ich daran dachte, wie er mir gestern die Kette hier geschenkt hatte. Genau! Die Kette! Oh Mann, die musste Pauline haben! Schließlich hat sie mir die heute morgen abgerissen... Ich seufzte leise. ,,Was ist denn los?", fragte Len, als er gerade ins Zimmer kam und eine Tasse mit rötlichem Tee vor mir abstellte. Ich sah auf, überlegte, ob ich es sagen sollte oder nicht. Ich beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen. ,,Die Kette, die du mir gestern geschenkt hast...", begann ich. ,,Was ist damit?", hakte Len nach. Ich rang mit mir, dann erzählte ich: ,,Ich hatte sie heute umgetan, als ich zur Schule gegangen bin, aber noch vor der ersten Stunde hat Pauline sie mir weggenommen... Es tut mir so leid... Sie war sicher teuer..." Ich hielt den Kopf gesenkt. ,,Jetzt mach dir doch mal keine Sorgen um das Geld! Ich rede morgen mit Pauline, und wenn sie dir die Kette nicht wiedergeben wird, dann hole ich dir eine neue.", tröstete Len mich. Ich sah auf. ,,Das brauchst du nicht! Wenn... wenn sie die Kette nicht herausrückt, dann... ist das eben Pech...", widersprach ich leise. Ich hatte die Kette wirklich gemocht, aber wenn sie weg war, konnte man eben nichts machen. Ich wollte nicht, dass Len unnötig Geld für mich ausgeben musste, weil ich zu dumm war, auf die Sachen aufzupassen. Len hatte schon genug für mich getan. Er seufzte. ,,Naja... Irgendwie werde ich die Kette schon wieder bekommen, vertrau mir." Ich musste lächeln. ,,Danke... Ich weiß gar nicht mehr, wie ich dir danken soll bei dem, was du alles für mich tust.", meinte ich und nahm die Tasse in die Hand, um einen Schluck Tee zu trinken. Doch plötzlich musste ich husten und ließ sie reflexartig los, um mir die Hand vor den Mund zu halten. Als ich die Hand wieder wegnahm, durchfuhr mich ein Schock. Eine rote Flüssigkeit tropfte meine Handfläche hinunter. ,,Was...", stieß ich hervor. ,,Lin! Ach du meine Güte, ist alles in Ordnung?!", fragte Len besorgt. Er stand auf und kam zu mir rüber. ,,Hier, ein Taschentuch!", meinte er und reichte mir das weiße Stück Stoff. ,,Sag bloß, du hast gerade... Blut gehustet?!", hakte er alamiert nach. Ich zitterte nur noch am ganzen Körper. ,,L-Len...", murmelte ich mit zitternder Stimme. ,,Was ist? Was brauchst du?! Warum... Warum hustest du Blut?!", bestürmte er mich besorgt. Ich versuchte, ein Lächeln hinzubekommen, um ihm keine weiteren Sorgen zu machen. ,,I-ich denke, dass war nur... Ich glaube, das ist nicht so schlimm. Bestimmt hab ich mir nur im Mund was aufgekratzt oder so, und es sind ja auch nur ein paar Tropfen.", beruhigte ich ihn. Ich würde nachher mit meinem Vater darüber reden, was da los war. Aber bestimmt war es nichts Schlimmes, hoffte ich zumindest. ,,Bist du sicher? Eigentlich ist sowas nicht normal, soweit ich weiß...", zweifelte Len immer noch. Ich nickte. ,,Ganz sicher. Du brauchst dir nicht immer solche Sorgen um mich zu machen, mir geht es gut.", versicherte ich ihm. Len seufzte. Er lehnte seinen Kopf an meine Schulter. ,,Ich will nur nicht, dass dir irgendetwas geschieht, verstehst du? Mir wurde schon einmal jemand genommen, der mir sehr wichtig war, und das war nur, weil ich nicht aufgepasst hatte. Vielleicht findest du es übertrieben, aber ich möchte das einfach nicht noch einmal erleben...", erklärte er. Ich sah ihn verwundert und auch etwas mitleidig an. ,,Das... das wusste ich nicht... Wenn das so ist, kann ich das verstehen, dass du so besorgt um mich bist...", murmelte ich. ,,Ich finde es nicht übertrieben..." Ich stand auf. ,,Am besten... gehe ich mir gerade die Hände waschen...", meinte ich und ging ins Badezimmer. Auch dieses war sehr edel eingerichtet in strahlendem Weiß mit einer Badewanne mit Goldrandverzierungen. Ein wenig musste ich doch schmunzeln, als ich mir die Hände mit einem schneeweißen Handtuch trocknete. Ich gähnte. Grundgütiger, ich war immer so müde! Da musste sich schleunigst was ändern.

Kagamine Len - SPICE! Oder doch nicht...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt