Hausbesuch

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Ich erinnerte mich. An den kleinen Jungen damals, den ich mit einer Banane glücklich gemacht hatte. Len sah mich abwartend und ein wenig freudig an. "Du... erinnerst dich...?", hakte er hoffnungsvoll nach. Ich nickte. "J-ja... Ich denke schon...", murmelte ich. Begeistert stand Len auf. "Wirklich?! Das ist toll!!", rief er euphorisch aus und wollte mich stürmich umarmen, doch ich hielt ihn davon ab. "Len, ich... Sorry, das ist alles gerade ein wenig plötzlich... Vor allem, dass sich herausstellt, dass mein Lieblingsstar plötzlich der kleine Junge vor zehn Jahren ist, den eine simple Banane glücklich gemacht hat... Ich... Das ist irgendwie... So überraschend... Und so schnell...", erklärte ich. Verwundert sah Len mich an. Dann lächelte er verlegen. Es sah echt... süß aus... "Achso, ich verstehe... Naja, kein Wunder... Für mich kommt es gar nicht so vor, ich hab die letzten zehn Jahre dich die ganze Zeit gesucht... Aber für dich scheint das alles wirklich sehr plötzlich zu sein, ich meine, innerhalb von einem Tag...", stimmte er zu. Verwundert sah ich auf. Len war vernünftig. Wie man es von einem der jüngsten Vocaloid gar nicht erwarten würde. Erst da fiel mir auf, dass ich so viel und doch irgendwie nichts über ihn wusste. Nur das übliche, was sich jedes Fangirl aus dem Internet raussuchen konnte. Und das erste Mal, dass wir uns getroffen haben, als noch kein Mensch ihn kannte... Ich seufzte ein wenig. "Ist alles in Ordnung...?", hakte Len besorgt nach. Er machte sich Sorgen um mich... "J-jaja, ich hab nur... Ich dachte nur... Also...", stammelte ich. Warum zur Hölle konnte ich keinen ordentlichen Satz mehr verfassen??! Fragend und abwartend sah Len mich an. Ich konnte seinem Blick nicht standhalten und senkte meinen. Dann lächelte er plötzlich. "Weißt du was? Du kommst heute mit zu mir! Meine Eltern und Rin sind in Japan geblieben und es ist ziemlich einsam in dem Haus. Außerdem treffe ich dich endlich wieder! Ich möchte mich einfach mal mit dir hinsetzen und ein wenig reden, wie es dir geht, was seit damals passiert ist...", schlug er vor. Ich sah verwirrt auf. Sein erster Tag in der Schule und er lud gleich ein Mädchen zu sich nach Hause ein? Okay, er meinte ja andauernd, er hätte die ganzen 10 Jahre nach mir gesucht... Wäre das wirklich der Fall, könnte ich ihn sogar verstehen. Aber dann kam mir in den Sinn, dass ich auch noch was über ihn lernen konnte, was niemand anderes wusste. Ich lächelte ebenfalls. "Klar! Allerdings müsste ich meinem Vater Bescheid sagen, da er sich leicht Sorgen macht.", meinte ich. Len nickte strahlend. Ich holte mein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer meines Vaters. Dieser ging wenige Sekunden nach dem Klingeln ran. Ich erklärte ihm die Situation und ob es in Ordnung sei, wenn ich zu Len gehen würde. Ich würde dann einen späteren Bus von einer Haltestelle bei ihm in der Nähe nehmen. Mein Vater hatte nichts dagegen und damit stand es fest. "Mein Vater erlaubt es unter der Bedingung, dass ich nachher mit dem Bus nach Hause fahre. Ist bei dir in der Nähe eine Haltestelle?", hakte ich nach. Len nickte. "Ja, nur etwa hundert Meter von der Haustür. Ich bin so froh, dass dein Vater nichts dagegen hat!", entgegnete er und umarmte mich diesmal wirklich, ohne dass ich ihn aufhielt. Mir wurde irgendwie warm ums Herz... Ich musste lächeln.

Nach der Schule ging ich mit Len zu den Fahrradständern. Mir fiel etwas ein. "Oh..." Len drehte sich verwundert um, während er sein Fahrrad aus dem Ständer holte. "Was ist denn?", hakte er nach. "Ich hab gar kein Fahrrad... Zu Fuß ist es zu weit, oder...?", erklärte ich. Len musste lachen. "Das ist doch kein Problem! Setz dich einfach auf den Gepäckträger und halt dich gut fest!", schlug er vor. Bei dem Gedanken wurde mir wieder warm ums Herz. Zögerlich nickte ich. Len hatte sein Fahrrad aus dem Ständer befreit und setzte sich auf den Sattel. Dann wandte er sich zu mir um und lächelte mir auffordernd zu. Ein wenig zögernd setzte ich mich hinten auf den Gepäckträger und legte meine Arme leicht um Len. Dieser fuhr los. Durch den Ruck wäre ich fast runtergefallen. Erschrocken schrie ich kurz auf und klammerte mich dann an ihm fest. Len lachte. "Ich sagte doch, halt dich gut fest!", meinte er. Ich nickte. "I-ich hab verstanden!", entgegnete ich und ließ nicht mehr locker. Ich bemerkte aber auch nicht die Person neben den Fahrradständern, die uns beobachtete...

Bei ihm angekommen stieg ich ab und Len brachte sein Fahrrad in einen kleinen Schuppen. Als ich sein Haus sah, schnappte ich nach Luft. Das war kein Haus mehr, das war eine VILLA! Eine riesige Villa mit allen möglichen Erkern und Räumen. Dass es so ein Haus hier überhaupt gab, wusste ich nicht einmal. Len grinste, als er meinen Blick sah. "Früher diente es uns als Sommerhaus, doch nun bin ich ganz alleine hier, da ich längerfristig hier bleiben werde!", erklärte er. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mit leicht geöffnetem Mund folgte ich Len hinein. Es war sehr geräumig und warm drinnen. Vom Foyer gingen mehrere Türen sowie eine große Treppe an der gegenüberliegenden Wand, die sich nach links und rechts aufspaltete und anscheinend in den ersten Stock führte. Len ging bereits einige Stufen hoch. "Kommst du?", fragte er lächelnd, während ich noch fast in der Tür stand und mich umsah. "Du wohnst hier ganz alleine?? Du hast das ganze Haus für dich??", hakte ich ungläubig nach und folgte ihm die Treppe hoch. Len nickte. "Allerdings ist es sehr einsam, da diese Gegend auch eher abgeschnitten von der Stadt ist. Ich bin froh, dass du jetzt da bist!", erzählte er. Ich senkte den Blick. Er war Tag für Tag hier in diesem Haus und NIEMAND anderes war hier? Nichtmal ein Bediensteter oder so? Schweigend folgte ich Len in ein eher kleines Wohnzimmer, in dem ein Kotatsu(kleiner Tisch mit Heizdecke), ein Fernseher, einige kleine Schränke und zwei Sofas standen. Begeistert lief ich zu dem Kotatsu, sobald ich ihn entdeckte. "Wow! Du hast einen Kotatsu! Können wir den einmal anmachen, bitte?", flehte ich Len an. Dieser lachte. "Klar! Der ist sogar immer vorgeheizt. Er ist so eingestellt, dass er aus ist, wenn ich in der Schule oder einem anderen Raum bin, und sobald ich in dieses Zimmer komme, wird er warm, weil ich meistens nur hierreinkomme, um mich daran zu setzen und zu lesen oder so.", erklärte er. Ich war begeistert. Doch dann trübte etwas meine Stimmung. "Was machst du eigentlich den ganzen Tag...? Ist das nicht langweilig hier...?", hakte ich vorsichtig nach. Len lachte. "Ja, hier ist es manchmal etwas langweilig, aber meistens bin ich eh unterwegs, da ich Proben oder Konzerte habe. Von daher ist das nicht so schlimm.", erzählte er. Ich war ein wenig bedrückt. "Du bist einsam, oder...?", fragte ich leise. Verwundert sah Len mich an, dann sah er zu Boden. "Manchmal schon... Okay, ehrlich gesagt ziemlich oft...", entgegnete er zögerlich. Ich seufzte kurz, dann zog ich ihn in eine Umarmung. "Du... musst nicht mehr alleine sein... Wenn es etwas gibt, kannst du dich gerne an mich wenden...", bot ich ihm an. Len stockte kurz, dann erwiderte er die Umarmung. "Danke...", murmelte er an meinem Hals in meine Haare. Es kitzelte ein wenig. Dann plötzlich forderte Len mich auf: "Schließ deine Augen!" Verwundert tat ich, wie er gesagt hatte. Ich hörte, wie Len in einem Schrank zu kramen schien und dann wieder hinter mich trat. Ich spürte, wie er mir etwas um den Hals legte und öffnete die Augen. Es war ein kleiner, gelber Anhänger in einer angedeuteten Bananenform. Meine Augen weiteten sich. "Len! Der ist ja süß! Wofür ist das denn jetzt?", hakte ich nach. Len lächelte. "Für damals. Ich konnte mich nie wirklich bedanken. Jetzt kann ich es endlich.", meinte er. Ein Rotschimmer bildete sich auf meinen Wangen. "Sie ist wunderschön, Len... Danke...", flüsterte ich. Len lächelte. "Schön, dass es dir gefällt...", entgegnete er.

Wir verbrachten an dem Nachmittag noch viel Zeit mit reden, bis ich dann abends zum Bus musste und mich von Len verabschiedete. Auf dem Weg zum Bus überlegte ich, dass Len anscheinend doch kein so schlechter Kerl war, wie ich heute morgen erst gedacht hatte. Er war einfach einsam gewesen. Von dem Moment an nahm ich mir vor, dafür zu sorgen, dass er nicht mehr einsam sein müsste. Dass er mit allem zu mir kommen konnte und mit mir reden konnte, wenn er wollte. Ich würde versuchen, ihm ein guter Freund zu sein, der immer für ihn da wäre, wie es bei mir und Sango bereits der Fall war.


//OMG, 100+ READS??! SEID IHR DES WAHNSINNS?? WIE GEIL IST DAS DENN BITTE SCHÖN?! Ich danke euch vielmals, dass ihr mich so unterstützt und hoffe, dass ihr dies auch weiterhin tut und ich euch möglichst regelmäßig mit neuen Kapiteln füttern kann. Vielleicht schaffe ich es bis zum Wochenende noch ein Kapitel hochzuladen. Die Hundertergrenze geknackt zu haben, spornt mich richtig an, vielen Dank dafür! Nächste Woche wird auf jeden Fall ein Valentinsspecial kommen, da dürft ihr euch auch schon drauf freuen! >.0

Nochmals vielen Dank für eure Unterstützung! Ich hoffe, "SPICE! Oder doch nicht...?" wird auch weiterhin spannend für euch bleiben. Auf jeden Fall habe ich noch einige (hoffentlich) interessante Wendungen eingebaut, die vielleicht schon im nächsten Kapitel Einzug finden werden.

Eure Hikari

(Ohne Witz, ihr seid echt der Hammer! 100+ Reads... ICH FLIPP AUS!! >.<)


Kagamine Len - SPICE! Oder doch nicht...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt