Traum

177 9 1
                                    


Mein Vater war angekommen. Len und ich gingen gemeinsam hinaus, als er klingelte. Len öffnete. ,,Guten Abend, Herr Schmidt! Schön, Sie endlich persönlich kennenzulernen!", lächelte er, als er ihm anbot, hineinzukommen. Doch mein Vater schüttelte nur den Kopf. ,,Alles in Ordnung, ich hole nur meine Tochter ab, und muss dann auch gleich wieder los, weil ich noch eine Probe am Theater habe. Ich würde gerne noch kurz reinkommen, doch dann wird die Zeit knapp.", winkte er ab. ,,Oh, welches Stück führen Sie denn vor?", hakte Len wirklich interessiert nach. ,,Eine englische Oper, die erstmals in Deutschland aufgeführt wird, Dog Days.", erklärte mein Vater. ,,Ah, besteht die Möglichkeit, dass ich mir das Stück mal anschaue?", fragte Len. ,,Klar, bei einer normalen Vorführung bestimmt." ,,Ja, ich bin TheaterScout, ich bekomme bei einem Stück am Theater eine Freikarte bei dem Türöffnertermin! Man kann bei einem Scout auch zwei Karten kaufen, dann müssen beide nur acht Euro bezahlen! Wir können uns das ja gemeinsam ansehen!", schlug ich begeistert vor. ,,Das ist eine tolle Idee!", rief Len begeistert und umarmte mich. ,,Lass meine Tochter los...!", knurrte mein Vater plötzlich. Erschrocken sah ich auf. Sein Blick war merkwürdig wütend geworden und er hatte plötzlich ein Messer in der Hand, mit dem er auf Len losging. ,,SIE GEHÖRT NUR MIR!", schrie er, während er mit dem Messer auf Len einstach, der verletzt zu Boden brach. ,,PAPA! Lass ihn in Ruhe!!", wollte ich meinen Vater stoppen, doch er schubste mich beiseite und grinste nur. ,,Dir werde ich alles geben, was du willst, du brauchst diesen reichen Schnösel nicht!" Geschockt sah ich ihn an. Len hatte sich leicht aufgerichtet und hielt sich seine Wunden notdürftig mit einer Hand zu. ,,Was... sind Sie für ein mieser... Vater...!", murmelte er. ,,Halt den Mund! Ich bin der beste Vater, den eine Tochter sich wünschen kann!!", entgegnete dieser und stach wieder auf Len ein. Geschockt hielt ich mir die Hand vor den Mund. Er hatte Len das Messer direkt durch das Herz gerammt. Doch plötzlich richtete Len sich auf, starrte mich mit leeren Augen an und rief mir zu: ,,Lin! Lin, wach doch auf!"

Ich war verwirrt, als ich aufwachte und mich in einem weichen Bett wiederfand. Langsam realisierte ich, dass das alles nur ein Traum gewesen ist. Keuchend hielt ich mir die Hände an den Kopf. ,,Lin, alles gut? Was hast du geträumt?", hakte Len besorgt nach, der direkt neben mir auf dem Bett saß. Ich schüttelte nur den Kopf, so geschockt war ich noch von dem Traum. Ich konnte nichts weiter als Wimmern. ,,Lin...", flüsterte Len sanft und berührte mich vorsichtig an der Schulter. Ich zuckte zusammen und starrte ihn an. Er lebte noch. Mir stiegen Tränen in die Augen und ich fiel ihm um den Hals. ,,Du lebst... Gott sei Dank, du lebst...", murmelte ich nur immer wieder. Len legte seine Arme um mich. ,,Großer Gott, was hast du denn bloß geträumt...?", fragte er leise. Ich wimmerte nur. Er seufzte. ,,Keine Sorge, es ist alles gut... Es ist nichts passiert, du hast nur geträumt... Hab keine Angst, ich beschütze dich, wenn irgendjemand dir wirklich etwas böses will..." Ich schluchzte auf. Genau da lag ja das Problem! Weil Len mich in meinem Traum beschützen wollte, hatte mein Vater ihn abgestochen... Warum träumte ich überhaupt so etwas...? Papa würde so etwas doch niemals tun!! Schließlich riss ich mich zusammen und setzte mich normal aufrecht auf das Bett, in dem ich gelegen hatte. ,,Sorry...", murmelte ich. ,,Warum denn? Wenn man schlimm träumt, ist man doch erstmal ein wenig durch den Wind.", besänftigte Len mich. Ich musste lächeln. ,,Warum... Warum bist du eigentlich so nett zu mir? Das habe ich gar nicht verdient... Du tust andauernd was für mich und ich kann einfach gar nichts bieten...", fragte ich. Len schüttelte den Kopf. ,,Das stimmt nicht. Deine Existenz ist genug für mich, das weißt du doch. Du brauchst mir nicht mehr zu bieten, und ich will nur, dass du glücklich bist. Nur dann kann ich auch glücklich sein, verstehst du?" Ich musste lächeln. ,,Da bist du aber auch der Erste...", murmelte ich. ,,Besser einer spät im Lauf deines Lebens als gar keiner in deinem gesamten Leben, oder?", meinte Len. Ich nickte. ,,Wie spät ist es...?", fragte ich dann. Len sah auf seine Uhr. ,,Gleich viertel vor sieben. Du hast fast drei Stunden geschlafen. Heute morgen in Englisch auch schon. Kann es sein, dass du nicht so gut schläfst?" ,,Naja, ich schlaf abends immer erst recht spät ein... Es ist recht selten, dass ich mal richtig ausgeschlafen bin...", erklärte ich. Plötzlich klingelte es. ,,Mann, Papa ist mal wieder zu früh... Das ist er eigentlich immer...", murrte ich, als ich Len nach unten folgte. Ich hatte anscheinend im dritten Stock geschlafen, während ich im ersten eingeschlafen war. Wie Len mich da hoch getragen hatte, war mir schleierhaft. Einen Fahrstuhl habe ich auch nirgends gesehen. Er musste wirklich stark sein. Ich wurde rot, als ich darüber so nachdachte.

Kagamine Len - SPICE! Oder doch nicht...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt