Dell Honne

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Ich muss bei der Serie gestern eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, lag ich im Bett und die Sonne strahlte durch das Fenster, allerdings konnte ich mich nicht erinnern, ins Bett gegangen zu sein. Ich spürte ein Gewicht auf meiner seitlichen Hüfte, denn ich lag auf der Seite. Ich drehte mich um und sah, wie Len mich verschlafen anlächelte. ,,Morgen...", murmelte er. ,,Bin ich gestern bei Danmachi etwa eingeschlafen...?", hakte ich verwirrt nach. Len nickte grinsend. ,,Aber du hast so süß ausgesehen, dass ich dich nicht wecken wollte...", erklärte er verschlafen. ,,Oh... danke...", meinte ich peinlich berührt. Ich war tatsächlich eingeschlafen. Len legte seine Arme um mich und zog mich an sich. Sein warmer Atem bließ durch meine Haare. Ich kicherte. ,,Len, das kitzelt!", erklärte ich ihm auch gleich. Len lachte. ,,Na und?", entgegnete er aufmüpfig. Ich stieß ihn leicht von mir und richtete mich auf. ,,Wie, na und?", kicherte ich. Len stützte seinen Kopf in eine Hand. ,,Was machst du?", fragte er. ,,Ich gehe jetzt duschen.", erklärte ich und stand auf. ,,Gut, dann mache ich schon mal das Frühstück.", gab Len grinsend preis. Ich rollte leicht mit den Augen. Eigentlich wollte ich heute kochen, aber ich wusste, dass es nichts brachte, ihm zu widersprechen. ,,Na gut, mach du das.", stimmte ich also nur grinsend zu und verschwand Richtung Badezimmer.

Die Dusche hatte echt gut getan! Endlich fühlte ich mich wieder frisch! Ich wickelte mir ein Badetuch um den Körper, hatte aber trotzdem schon meine Unterwäsche drunter an. Das wäre zu peinlich, falls ich Len auf dem Weg begegnen würde und mir würde das Tuch runterrutschen! Ich föhnte meine Haare, dann ging ich zurück ins Zimmer, um mir was zum Anziehen rauszusuchen. Doch dort saß schon jemand. Dieser jemand hatte den Stuhl am Schreibtisch etwas weiter in die Mitte geschoben und sich so drauf gesetzt, dass er seine Unterarme auf der Lehne platzieren konnte. Dieser jemand sah aus wie Len, allerdings hatte er graue Haare, rote Augen und eine Zigarette im Mundwinkel. Der Qualm stieg mir in die Nase, daher wedelte ich mit der Hand vor meinem Gesicht und hustete leicht. ,,Len...? Was machst du...", wollte ich fragen, nicht sicher, ob das wirklich Len war. Als er mich jedoch unterbrach, erkannte ich an seiner Stimme, dass das gar nicht Len sein KONNTE. ,,Na sowas, da hat sich Len ja echt eine Süße ausgesucht!", meinte die Person, die Len zum Verwechseln ähnlich sah, mit einer deutlich tieferen Stimme als er. Ich war verwirrt. ,,Wer sind Sie? Was machen Sie in meinem Zimmer?!", hakte ich forsch nach, eine weitere Qualmwolke mir aus dem Gesicht fächernd. Ohne erst eine Antwort abzuwarten, ging ich direkt zum Fenster, um es zu öffnen, damit der Qualm abzog. ,,Das ist nicht dein Zimmer.", entgegnete der Jemand. Ich wandte mich zu ihm um. ,,W...wie meinen Sie das...?", hakte ich nach. Dann schüttelte ich jedoch den Kopf und ging einige Schritte zur Tür, mit den Worten: ,,Was auch immer Sie meinen, ich hole jetzt Len!" Ich hörte Schritte hinter mir und wollte etwas schneller gehen, da ich fast bei der Tür war, doch der Jemand hielt mich am Handgelenk fest und zog mich in eine Umarmung von hinten. ,,So aufmüpfig... Ich bin Dell Honne, hübsches Kind. Der mit der weitaus besseren Stimme als Len!", hauchte er mir ans Ohr. Ich versuchte, mich loszumachen. ,,Lassen Sie mich... Lassen Sie mich los! Len hat die beste Stimme, die man sich vorstellen kann!", erwiderte ich verteidigend. Ich holte Luft und wollte nach Len rufen, doch Dell hielt mir eine Hand vor den Mund. ,,Nanana, wir wollen doch nicht laut werden! Du hast doch bestimmt nichts gegen ein bisschen Vergnügen...?", flüsterte er grinsend. Ich war geschockt. Plötzlich löste er mein Handtuch, welches ich um den Körper geschlungen hatte. Nun war ich wahrlich froh, wenigstens meine Unterwäche noch zum Schutz zu haben. Dell zog mich nach hinten, sodass ich umfiel und mit dem Rücken auf dem Boden landete. Dell stützte sich über mir ab, er hatte den Stuhl umgestoßen, auf dem er eben noch gesessen hatte. Dieser war mit einem recht lauten Poltern umgekippt. Ich hoffte, dass Len das gehört hatte. Dell hielt meine beiden Handgelenke über meinem Kopf fest und kam meinem Gesicht mit seinem ganz nah. Ich wandte mich unter seinem Griff, versuchte vergeblich, mich zu befreien. ,,Ganz ruhig... Wenn du schreist, muss ich dich zum Schweigen bringen...", flüsterte er. Eine Angstschweißträne rann mir die Stirn hinunter. ,,Bitte nicht... Ich... ich liebe Len...!", bat ich flehend. Dells Blick verfinsterte sich. Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen...? Doch in dem Moment ging die Tür auf und Len stand dort, mit einer Gitarre in der Hand. Hatte er gerade etwa geübt...? Verwundert sah Dell sich um. Als Len sah, wie er mich am Boden festhielt und in meine flehenden Augen sah, zogen seine Augenbrauen sich zusammen. ,,Du Mistkerl...!", knurrte er, packte seine Gitarre beim Hals und kam auf uns zugestürzt. Mit voller Wucht schoss er Dell mithilfe der Gitarre von mir runter, beinahe wie ein Golfer, der seinen Ball schlägt. Dell wurde gegen die Wand geschleudert und Len half mir auf. ,,Alles in Ordnung? Hat er dir was angetan?", fragte er direkt besorgt. Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein, noch nicht... Du bist rechtzeitig gekommen...", dankte ich ihm mit zitternder Stimme. Len atmete erleichtert aus. ,,Gott sei Dank...", murmelte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann wandte er sich mit wütendem Blick Dell zu, der sich aufgerappelt hatte und einen Blutstropfen vom Kinn wischte, der aus seinem Mundwinkel lief. ,,Niemand... legt Hand an meine Freundin... Ohne, dass ich dabei bin... Überhaupt legt niemand Hand an meine Freundin, auch WENN ich dabei bin!!", erklärte Len mit drohender Stimme. Ich zitterte leicht. ,,Soso, deine Freundin, huh...?", meinte Dell mit tiefer Stimme. Ich nahm Lens Arm. ,,Len...! Bitte sei vorsichtig...!", bat ich leise. Len sah sich mit einem Lächeln zu mir um. ,,Keine Sorge. Bis der mich einmal kriegt, hab ich ihn schon zehnmal gekriegt. Er ist nur ein Spiegelbild, eine Nachmache von mir.", beruhigte er mich. Ich musste lächeln. ,,Und an das Original kommt niemand ran!", bekräftigte ich ihn. Len nickte grinsend. ,,Siehst du?" Mit den Worten wandte er sich wieder Dell zu. ,,So, und jetzt mach dich bereit für deine Strafe!", drohte er und schwenkte die Gitarre in seiner Hand. Dell hob abwehrend die Hände. ,,Hey, hey, kein Grund, gleich so wütend zu werden! Ich wollte doch nur ein bisschen Spaß haben!", verteidigte er sich. Lens Augenbrauen zogen sich zusammen. ,,Du kriegst gleich deinen Spaß, und zwar wenn ich dich lebendig begraben habe!", warnte er Dell. Dieser grinste. ,,Keine Sorge, ich tue ihr nichts. Ich dachte, du würdest das nicht so streng sehen, so wie dich immer mit den Frauen gesehen habe! Ich bin ja schon weg!", wehrte er ab. Langsam schritt er auf die Tür zu. Len schob mich schützend hinter sich. ,,Hau ab...!", befahl er mit drohender Stimme. Ich bekam beinahe Angst bei diesem Len. Dell grinste weiter. ,,Ich geh schon, mach dir keine Sorgen, ich tue ihr wirklich nichts!", beschwichtigte er und ging aus der Tür. Sobald er weg war und seine Schritte verklungen waren, ließ Len die Gitarre fallen und umarmte mich heftig. ,,Es geht dir gut, ein Glück...", murmelte er in meine Haare hinein. Ich war überrumpelt von seinem plötzlichen Handeln. ,,L-Len...? Alles in Ordnung...?", fragte ich ihn leise. Len nickte. ,,Ja... ja, mir geht es gut, denn es geht dir gut...", meinte er mit zitternder Stimme. Ich wurde rot. ,,Len...", flüsterte ich, keine Antwort erwartend. Ich vergrub meine Hände in den Stoff an seinem Rücken. Len strich mir immer wieder über den Kopf. ,,Ich hatte solche Angst... Normalerweise lässt Dell nicht so leicht ab, und er ist stärker als ich...", murmelte er. Ich spürte etwas nasses an der Haut in meinem Nacken. Weinte er etwa? ,,Len, es ist alles gut... Mir geht es prima!", versicherte ich ihm lächelnd. ,,Gott sei Dank!", stieß Len erleichtert hervor. Ich strich ihm beruhigend über den Rücken, da er leicht zitterte. ,,Es ist gut... Er ist weg...", murmelte ich. ,,Er soll auch wegbleiben...", hörte ich Len an meinem Ohr knurren und schluckte. So voller Hass hatte ich ihn noch nie erlebt. Dann brannte mir eine Frage auf der Zunge. ,,Len... Wer ist dieser Dell eigentlich? Was meinte er mit... 'so wie er dich immer mit Frauen gesehen hat'...?", fragte ich schließlich nach langem Zögern. Len seufzte. ,,Damals... war ich bei den Mädchen an meiner alten Schule ziemlich beliebt... Tagtäglich stand eine andere vor meiner Tür... Oftmals hat sich Dell ihrer angenommen. Er ist ein richtiger Playboy... Wahrscheinlich dachte er, bei dir würde ich es nicht ernst meinen... Aber da hat er falsch gedacht...", erklärte er stockend. Dann packte er mich bei den Schultern und sah mir direkt in die Augen. ,,Lin, du... Du bist die einzige in meinem Leben, die mir jemals mehr bedeutet hat als meine Schwester Rin! Ich liebe dich so sehr, ich will dich einfach nicht auch noch an ihn verlieren! Damals schien es einfach so, als wären die Mädchen sofort nach der ersten Begegnung Dell verfallen, doch du bist die Erste, die sich gegen ihn gesträubt hat! Und das... Das bedeutet mir sehr viel...", redete Len auf mich ein. Ich war verwirrt. ,,Warum sollte ich mich nicht gegen ihn sträuben...? Ich hasse Raucher...", entgegnete ich. Len musste lächeln. Ich lächelte ihn aufmunternd an. ,,Aber das war echt süß, was du gerade gesagt hast...", fügte ich hinzu. Er wurde ein wenig rot, dann umarmte er mich wieder. ,,Verdammt, Lin... Ich liebe dich so sehr...", flüsterte er an meinem Ohr. ,,Ich liebe dich mehr...", entgegnete ich lächelnd und erwiderte die Umarmung. ,,Ich liebe dich am meisten...", erwiderte Len leise. Ich musste lächeln. Diese einfachen Worte seinerseits taten einfach so gut. Man könnte fast sagen, es war das Schönste, was ich je in meinem Leben gehört hatte. Erleichtert vergrub ich mein Gesicht in seiner Schulter. Plötzlich schien Len etwas einzufallen, denn er hob den Kopf. ,,Verdammt, die Brötchen!!", rief er aus, dann rannte er hinunter. Gleichzeitig bemerkte ich einen verbrannten Geruch in der Nase. Ich lief ihm hinterher, in eine von Rauch durchzogene Küche. Len hatte bereits das Fenster geöffnet und die Backofentür geöffnet, damit der Rauch abziehen konnte. Der Geruch war beißend, sodass ich mir meine Hand vor der Nase hielt. Len hatte sich zwei Topflappen geschnappt und holte das Backblech aus dem Ofen. Langsam verzog sich der Rauch und auf dem Blech wurden fünf völlig verkohlte Brötchen sichtbar. Len seufzte. ,,Na toll... Das wars wohl mit Brötchen zum Frühstück...", meinte er bedrückt. Ich kam zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. ,,Hey, das ist überhaupt nicht schlimm! Sowas kann mal passieren, mach dir nichts draus! Was meinst du, wie oft mir schon zu Hause die Brötchen verbrannt sind!", munterte ich ihn auf. Seufzend drehte Len sich zu mir um. ,,Das ist irgendwie immer so. Jedesmal, wenn Dell hier war, geht kurz darauf irgendetwas schief...", erzählte er. Ich lächelte ihn aufmunternd an. ,,Dann müssen wir halt dafür sorgen, dass er nicht mehr hier hin kommt!", schlug ich vor und nun brachte Len ebenfalls ein kleines Lächeln zustande. ,,Das wird er nun hoffentlich sowieso nicht...", entgegnete er. Ich grinste. ,,Siehst du? Und sollte er noch mal vorbeikommen, werde ich ihm den Hintern versohlen!" Len musste lachen.


//Sooo, ab diesem Kapitel gibt es einen kleinen Zeitsprung von etwa einem halben Jahr ^^ Was in dieser Zeit passiert, ist eurer Fantasie überlassen ^^

Kagamine Len - SPICE! Oder doch nicht...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt