Agathidium und die Kammer des Schreckens

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Agathidium und die Kammer des Schreckens


Ein Professor zu sein hatte Vor- und Nachteile. Man konnte eigentlich alles machen, was man wollte, doch es wurde auch von einem erwartet tatsächlich hilfreich zu sein in bestimmten Situationen. So eine Situation tauchte auf, als ich gerade dabei war die aus Snapes Vorräten geklauten Zutaten zu einem Zaubertrank zu vermischen. Ich hatte mir eine Rezeptur zusammen gebastelt aus verschiedenen mir bekannten Tränken und der Pflanze Agathidium. Ich hatte gedacht, dass sie schwer zu finden sei, denn ich hatte vorher noch nie von ihr gehört, aber Snape hatte wirklich eine wunderbare Auswahl. Ich war also gerade dabei die letzte Zutat hinzu zu mischen, als zwei Schüler mein Büro stürmten. Oder besser gesagt McGonagalls Büro. Es waren Harry und Ron.

„Professor! Die Kammer des Schreckens, sie wurde wieder geöffnet.", rief Ron außer Atem und Harry nickte wild. Verdammt.

In den letzten Wochen war so einiges in der Schule passiert, was ich nicht mitbekommen hatte, aber irgendwie reimte es sich jetzt alles zusammen. Mehrere Schüler und auch Geister wurden angegriffen und ich war mir dessen bewusst, dass es ein Basilisk gewesen sein musste. Doch nun war die Kammer geöffnet worden und wer wusste schon wirklich was das hieß und was man tun sollte. Ich nämlich nicht. Und leider hatte ich mich ja in McGonagalls Körper geschlichen und die Gute war jetzt erst mal nicht mehr zu erreichen. Sie hätte gewusst, was zu tun ist.

Es brach ein Tumult aus und irgendwie landete ich in all dem Chaos schließlich in einer Lehrerversammlung, in der schwer diskutiert wurde. Das Schlimmste war, dass mittlerweile klar war, dass ein Mädchen in die Kammer entführt worden war. Ginny Weasley, Rons Schwester. „Minerva, was denken Sie, was wir tun sollen?", fragte mich Professor Sprout irgendwann. Ich schluckte. Dann bekam ich einen Einfall. „Gilderoy, du kennst dich doch mit dem Bösen aus. Es ist dein Fach und wir alle wissen, wie viel du schon erreicht hast. Es ist deine Aufgabe die Schule zu retten." Was sollte ich sonst tun? Was blieben mir für Möglichkeiten? Ich war doch erst zwölf. Zögernd sah ich in die Runde und zu meiner Überraschung traf ich auf Zustimmung. So war es entschieden. Gilderoy Lockhardt würde in die Kammer des Schreckens gehen und das Monster darin zur Strecke bringen.

Auf dem Weg zurück zu meinem Büro rannten mir wieder Harry und Ron vor die Füße und fragten mich, was zu tun sei. Mir wurde sehr schnell klar, dass Ron mittlerweile mitbekommen hatte, dass seine Schwester in der Kammer des Schreckens war. Ich erklärte, dass Professor Lockhhardt sich um die Angelegenheiten kümmern würde und schon flitzten die zwei in Richtung seines Büros. Ich ging weiter zu McGonagalls Büro und als ich dort ankam bereitete ich den Trank zu Ende. Es war geschafft. Jetzt musste ich ihn nur noch einnehmen und das am besten an einem Ort, an dem mich keiner störte. Das Büro war ein blöder Ort, weil hier andauernd Schüler herein stürmten und bis zum Raum der Wünsche würde ich es kaum schaffen, ohne vorher wieder von irgendwem aufgehalten zu werden. Plötzlich kam mir die Idee. Das Mädchenklo, in dem die Maulende Myrte lebte, war gar nicht so weit entfernt und dort war tatsächlich nie jemand. Ich war erst einmal dort gewesen. Im ersten Schuljahr, als Hermine sich dort versteckt hatte und plötzlich der Troll gekommen war. Ich hatte zwar nicht zwingend Lust auf die Gesellschaft von Myrte, aber ein Geist war immerhin besser als ein Mensch.

Doch als ich dort ankam, musste ich feststellen, dass dort doch Menschenwaren, denn als ich das Mädchenklo betrat standen Harry, Ron und Professor Lockhardt vor mir, die sich gerade über ein Waschbecken beugten. Schnell versteckte ich die Ampulle, in die ich den Trank gefüllt hatte in eine Tasche in meinem Umhang. „Professor!", rief Harry erfreut, als er mich sah. Verdammt, ich war ja immer noch McGonagall. Und so langsam wurde es auch sehr anstrengend diese Lüge aufrecht zu erhalten. Also beschloss ich die drei aufzuklären, auch wenn ich wusste, dass das noch ein Nachspiel haben würde. Schließlich war Lockhardt auch Professor. Zwar kein besonders guter, wie ich befand, aber trotzdem. Er gehörte zu den Lehrern und Professor McGonagall auszuschalten und ihre Identität mit Hilfe des Vielsafttrankes anzunehmen, würde wohl keiner von denen gut heißen. Aber wenn mein Plan aufging, wäre das bald schon nicht mehr von Belang. „Mann Leute, ich bin nicht McGonagall. Ich bins, Suze." Harry sah mich geschockt an und Ron verschluckte sich und bekam Schluckauf. „Du wirst so was von Ärger kriegen.", sagte er zwischen zwei Hicksern. Ich rollte mit den Augen. Harry hatte sich wieder gefasst und ihm schien eine Idee gekommen zu sein. „Na immerhin kannst du uns jetzt helfen. Je mehr Leute wir sind, desto besser sind die Chancen, dass wir da alle wieder heile raus kommen und dass uns der werte Professor Lockhardt hier nicht abhaut. Der will nämlich gar nicht helfen." Schnell klärten die Jungs mich darüber auf, dass der Professor ihnen einen Gedächtnisfluch hatte auf den Hals hetzen wollen und wie sie ihn jetzt dazu zwangen mit ihm in die Kammer des Schreckens zu gehen. „Immerhin geht es um Ginny!", meinte Ron. Sein Schluckauf wurde langsam wieder besser. Dennoch war er völlig aufgelöst.

Harry erklärte mir, dass sie vielleicht gerade schon heraus gefunden hatten, wie man die Kammer öffnen konnte und damit war die Diskussion erst mal verschoben. Er machte auf einmal merkwürdige Geräusche und irgendwie war ich die einzige, die davon irritiert zu sein schien. Was machte er da? Etwas am Waschbecken bewegte sich und dann kam einiges in Bewegung, bis wir schlussendlich in ein Loch hinunter sahen, was vorher noch nicht da gewesen war. Ohne zu zögern sprang ich hinein und kam kurze Zeit später heile unten an. Danach kam Lockhardt. Ich hatte meinen Zauberstab gezogen und auf ihn gerichtet. Wir mussten ihn im Auge behalten, damit er keinen Blödsinn machte. Doch als Harry und Ron unten landeten, gab es ein kurzes Durcheinander und auf einmal hatte Lockhardt Rons Zauberstab in der Hand und zielte damit auf uns. Er sprach irgendeinen Fluch und dann explodierte die Decke über uns. Ich rannte weiter in den Gang hinein und war gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf war der Weg mit Gestein voll, wo ich gerade noch gestanden hatte. Die Gesteinsbrocken gingen bis zur Decke. Neben mir hörte ich Harry Husten. „Ron?", rief ich besorgt, „Ron, wo bist du, ist alles okay?" „Ich bin hier drüben.", kam es von hinter der Mauer, „Bei mir ist alles gut. Aber ich glaube Lockhardt spinnt." „Warum hat er das gemacht?", wollte ich wissen. „Er kann nichts dafür.", meinte dann Harry neben mir, „Rons Zauberstab ist kaputt, er muss den Fluch irgendwie vermurkst haben." Ich schüttelte den Kopf. Was ein Chaos! „Geht ohne uns weiter.", rief Ron schließlich, „Ich glaube Lockhardt hat aus Versehen sein Gedächtnis gelöscht und ich komme hier auch nicht weg. Rettet Ginny."

Das ließen wir uns nicht zweimal sagen.


Wir gingen immer weiter ohne zu wissen, was uns erwarten würde.Irgendwann kamen wir in einer riesigen Art von Halle an und in der Mitte dieser Halle lag Ginny. Schnell rannten wir zu ihr. Sie war ganz blass und atmete nur noch flach. So als würde das Leben aus ihr heraus gezogen. Eine Gestalt erschien plötzlich neben uns. Er war wie aus dem Nichts her gekommen. „Nein wie süß, ein Professor und ein Schüler um das arme Mädchen zu retten." Harry sah den jungen Mann entsetzt an. „Hilf uns doch! Warum machst du denn nichts?"Ich wusste nicht, was es war, aber etwas in der Art wie er zu uns sprach, ließ mich aufhören. Ich sah ihn geradewegs an. Diese Augen! Meine Augen ... „Erkennst du dich denn selbst nicht, Tom?", fragte ich. Es war eine reichlich merkwürdige und beängstigende Situation. Vor mir stand Tom Riddle in jungen Jahren und irgendwo in mir schlummerte der jetzige Tom Riddle alias Voldemort. Oder? Ich verstand nicht, wie es sein konnte, dass er auf einmal zwei Mal vertreten war. Und wo kam seine jüngere Version her? Die Frage wurde mir relativ schnell beantwortet, als ich neben Ginny ein Tagebuch liegen sah. Hatte das schon vorher da gelegen? Oder hatte Harry es mitgebracht? Ich hatte es nicht wahr genommen. Doch in dem Tagebuch stand sein Name. Tom Riddle. Also musste er eine Art Erinnerung sein. Ich erschauderte als ich an die ganze schwarze Magie dachte, die dahinter stecken musste, dass er jetzt so vor uns stand. Tom fing an zu lächeln. „Ah, die liebe Susannah. Deshalb habe ich in letzter Zeit diese ständigen BlackOuts. Der Vielsafttrank. Clever." Er seufzte. „Nun ja, ich habe keine Lust mich jetzt mit euch rum zuschlagen. Also werde ich es kurz machen." Er machte irgendwelche Geräusche, die mich sehr stark an das erinnerten, was Harry vorhin gesprochen hatte. „Was macht er da?", fragte ich Harry, der mittlerweile so aussah, als hätte er kapiert, was hier abging. „Parsel.", erwiderte er, „Er spricht mit Schlangen, so wie ich. Ich glaube, er ruft den Basilisk." Kaum hatte er das gesagt, kam aus einer riesigen Maske aus der Wand, wo ein Loch drin war der Basilisk. Und meine Güte war der groß! Ich war wie gefesselt, bis Harry mich in die andere Richtung riss und wir los rannten. „Sieh es nicht an!", rief Harry beim Laufen, „Es wird dich töten, wenn du es ansiehst." Mitten im Laufen schien es, als würde meine Kleidung wachsen. Ich stolperte über den Umhang und fiel zu Boden. Was war hier los? Der Umhang hatte gerade noch gepasst. In einem Sekundenbruchteil erkannte ich, was passiert war. Der Vielsafttrank wirkte nicht mehr. Ich war wieder ich. Und McGonagall war leider Gottes sehr viel größer als ich. Ihr Umhang passte mir nicht. Ohne groß darüber nachzudenken, griff ich in die Tasche und holte den Agathidium-Trank heraus. Voldemort würde gleich herausfinden, dass er wieder am Zug war und dann war es zu spät. Also jetzt oder nie! Ich öffnete die Ampulle und kippte mir den Trank in den Rachen. Es brannte fürchterlich und mir tränten die Augen, doch dann war es ganz schnell wieder vorbei. In der Zwischenzeit hatte Harry den Basilisken abgelenkt, welcher jetzt ihm auf der Fährte war. Ich musste etwas tun, ob der Trank nun half oder nicht! Der Basilisk war Harry schon gefährlich nahe. Etwas unbeholfen raffte ich den Umhang zusammen, rannte zu den beiden und stellte mich dazwischen. Ohne darüber nachzudenken stellte ich mich dem Basilisk entgegen und sah in seine traumhaft gelben Augen. Ich spürte wie sich in meinem Körper etwas tat. Ich schrie. Es war als würde ich von innen aufgefressen werden. Dann war es vorbei. Auf einmal war tatsächlich alles vorbei. Da war nur noch nichts, bis auf ein gleißend heller Lichtstrahl. Dann Dunkelheit. 

Herz des Todes - Der Fluch || harry potterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt