Plötzlich erlautendes, schrilles Klingeln drang Tim fast schon schmerzhaft durch Gehörgang und Hirn, riss ihn mit einem Schlag aus den tiefen Schlaf und ließ ihn blitzartig in die Höhe fahren.
Verwundert schaute er sich einige Male irritiert in seiner dunklen, ungewohnten, gar fremden Umgebung um.
Das wenige Licht, dass durch den Bildschirm seines Laptops einige Strahlen in den Raum warf, auf dessen Tastatur er wohl wieder eingenickt sein musste, reichte aus, um mit seinen gut trainierten Augen jede Kleinigkeit in diesem Zimmer ausmachen zu können.
Tims Blick glitt schnell und panisch über die schlicht tapezierten, grauen Wände, die in einigen Metern Entfernung eine einsame Festung um ihn bildeten, und folgte dem ebenso kargen, verkratzten Laminat am Boden, der sich nackt und kaum möbliert mit Ausnahme einer ausklappbaren Schlafcouch und des billigen Kleinesstisches mitsamt des ihm besetzten Stuhls vor seinen Augen ausbreitete.
Es folgte ein einsamer, brandneuer Kühlschrank in der hintersten Ecke der Einzimmerwohnung, wo er den Küchenbereich dank mehrerer, aus der Wand ragender Stromkabel, plus einiger freier Wasserrohre vermutete. Nicht zu vergessen sind noch das vergilbte Waschbecken und die mit dreckigem Geschirr vollbeladene Theke, die Tim in seiner Vermutung bestärkten. Zudem prangte noch eine glänzende Mikrowelle hinter seinem mobilen Computer auf dem Tisch, ebenso neu, wie der kürzlich gekaufte Kühlschrank.
Als letztes führten eine schmale, brüchig erscheinende Tür in ein kleines Badezimmer, und eine andere, etwas größere und als Eingang funktionierende in das Treppenhaus außerhalb der Wohnung.
Es brauchte einige unendlich lange Minuten des Schocks, bis sich die Rädchen in Tims Kopf wieder zu drehen begannen und ihm einfiel, dass er sicher und 'fast' gefahrenlos in 'seiner eigenen' Wohnung, im eigentlich und normalerweise nicht so ganz sicherem Teil Gotham City's befand. Für einen Moment lang hatte ihn die Angst gelähmt, verschleppt und eingesperrt worden zu sein. In Gotham konnte man sich, was dies anging, ja schließlich nie sicher genug sein.
Vor allem was speziell ihn und seine Kameraden mit geheimen Identitäten betraf, des Nachts in Kostüm und Cape ausgestattet.
In solchen Momenten wünschte sich der Teenager sehnlichst -sich auf der Schwelle des Erwachsenseins befindend- die wirkliche Sicherheit und Bequemlichkeit des Wayne Anwesens zurück, doch...
Tim konnte nicht mehr dorthin zurück, nicht nach all dem, was passiert war.
Nichts war, wie es vorher und einmal gewesen war.
Nicht nach Bruces Tod. Batmans scheinbar endgültig endender Existenz.
Wie ein dunkler, unbezwingbarer Schatten lag er auf allen, betäubte ihre Sinne, vernebelte ihren Verstand.
Eine lange Zeit lang hatte Tim nicht klar denken können.
Nur eine einzige Frage schoss ihm damals durch den Kopf, hallte auch in den dunkelsten Ecken seines Bewusstseins wieder und lähmte ihn.
Wie?
Doch er fand niemals eine Antwort auf diese Frage, würde nie eine finden können.
Denn er hatte begriffen.
Bruce, Batman, sie beide konnten nicht Tod sein.
Das war die einzige Erklärung für ihn, er war sich hundertprozentig sicher.
Doch dann war da Dick.
Die Person, der er in diesem Moment am meisten vertraute. Dick, welcher ihm in den Rücken fiel, ihn wegen seiner Starrköpfigkeit für Verrückt hielt und Tim hinter seiner übertriebenen Besorgnis als mental labil, genauer ausgedrückt, als Wahnsinnigen einstufte.
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Exit wounds
FanficNach dem Tod von Bruce Wayne muss Dick Grayson den Platzt des großen Dark Knights einnehmen und die schwere Last Batmans auf seinen Schultern tragen. Tim jedoch, welcher es in dieser Zeit nicht wirklich leicht hat, kann dies nicht hinnehmen und begi...