Das knallende Zuschlagen einer Tür weckte Tim aus seinem so selten traumlosen Schlaf und zwang ihn unsanft wieder ins Bewusstsein hinauf. Jason war zurück.
Tonlos stöhnend, zog er seine nackten Füße zu seinem Körper heran, als ihn eine vorhin noch nicht dagewesene Kälte den Rücken entlang glitt und seine Zehen gefrieren lies. Doch er blieb liegen, nun verstummt und die Augen noch immer geschlossen.
Er konnte Jason leise fluchen hören, als dieser an ihm vorbeirauschte und direkten Kurs auf das Thermostat im hinteren Teil der Wohnung nahm. Gottseidank.
Dann lauschte Tim, wie Jason erneut quer durch die Wohnung stapfte und seine Schritte immer lauter wurden, bis der Mann direkt neben der Couch Halt machte, auf welcher Tim lag und sich schlafend stellte. Sich ertappt fühlend, versuchte der Junge seine Atmung ein wenig zu verlangsamen und gleichmäßiger geschehen zu lassen, in der Hoffnung, Jason würde es ihm durchgehen lassen. Nach einer gefühlten Minute der Stille, bewegte sich der Ältere wieder, wobei ein plötzlich leichtes Ruckeln des Sofas Tim verriet, dass sich Jason wohl mit dem Rücken zu ihm gegen die Lehne gelehnt haben musste. Ein darauffolgendes Klicken bestätigte, dass der Mann schon zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag eine Zigarette zündete, um sie zu den weiteren Millionen Gründen zu listen, seinem Körper einen Lungenkrebs zu bescheren. Doch für einen wie Jason, musste der Tod wohl schon lange keine große Rolle mehr spielen. Für jemanden, der schon selbst die Tiefen der Unterwelt erforschen durfte.
Tim wusste, dass das Leben schenkende Gebräu der Lazarus-Grube einen nicht unbedingt unsterblich machte, trotzdem wäre es denkbar, dass es Jason sogar immun gegen seine süchtige Gewohnheit gemacht haben könnte. Vielleicht sogar immun gegen eine Vielzahl von Krankheiten. Auszuschließen wäre es im Moment jedenfalls nicht.
Plötzlich stutzte Tim auf. Hätte wohlmöglich sogar fast seine Tarnung aufliegen lassen, als ein hörbares Vibrieren aus Jason Richtung ertönte. Sein Handy.
Sich sicher, dass Jason ihn gerade nicht im Auge hatte, öffnete Tim langsam seine eigenen und beobachte den Älteren, wie er das Smartphone aus seiner Hosentasche holte und mit einem genervten Zischen einen Blick auf das Display warf.
,,Scheiße! Ausgerechnet Der." Und just in dem Moment, an dem Jason schon den grünen Hörer berührte, wusste Tim, wer es sein musste.
,,Was willst du, Dickhead?", antwortete Jason knurrend den Anruf und bestätigte Tim in seiner Vermutung.
,,Ja, Kleiner ist okay. Oder zumindest am Leben. Croc hat ihn ganz schön zugerichtet."
Daraufhin erfolgte erdrückende Stille, während Dick auf der anderen Seite des Telefonats das Gespräch fortführte.
Nach einer Weile jedoch, fing Jason an zu schnauben. ,,Spar dir deine Schuldgefühle. Den Scheiß will keiner hören. Vor allem nicht nach der Kacke, die du abgezogen hast. Wichtiger wäre jetzt, ob ihr dieses Monstrum wieder in Arkham unterbekommen habt?"
Ein weiterer Moment der Stille, bis...
,,Dann wär das ja geklärt. Und ja DICK, ich hab ein Auge auf ihn. Geh und schmier jemand anderen mit der Scheiße voll. ..Du willst was?! Du glaubst doch nicht wirklich, dass Timbo jetzt mit dir reden wollen würde? Hast du etwa schon vergessen, was DU ihm angetan hast? Ich weiß ja selbst, dass wir früher nicht so rosig miteinander ausgekommen sind, aber glaub mir, davon hab ich 'ne gewaltige Ahnung. Richte dem Mini-Damon doch bitte schöne Grüße aus, Ja? Ich leg jetzt auf."
Tim konnte praktisch hören, wie Dick lauthals versuchte, Jason durch das Telefon daran zu hindern, den roten Hörer zu drücken, bevor ebendieser mit einem lauten Grunzen auflegte.
,,Verdammt! Grayson."
Er schien sich nur schwer zurückhalten zu können, versuchte jedoch netterweise in einem gedämpften Ton zu fluchen.
Doch kaum ein paar Sekunden später, fing er mit einer ungewohnt ruhigen Stimme wieder an zu sprechen.
,,Wie lange bist du schon wach?"
Also hatte Jason es doch gemerkt. War ja klar.
,,Lang genug. Was hat mich verraten?" So schlecht konnten Tims Schauspielfähigkeiten seiner Meinung nach jedenfalls nicht gewesen sein. Nicht, dass er sich selbst auf die Schulter klopfen würde...
