Kapitel 2

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Die Nacht war ungewöhnlich ruhig. Ruhiger, als es in Gotham City und selbst nach einer anstrengenden Patrouille überhaupt möglich gewesen wäre.

Keine geflüsterten Worte, die auf einen Drogenhandel hätten deuten können, kein lautes Gerangel oder Kampfgeräusche, keine Anzeichen auf einen gerade geplanten Raubüberfall auf irgendwelche Bänke oder Läden der Stadt, rein gar nichts.

Nur die leisen Rufe einer Eule, die in Mitten der Nerv-tötenden Stille einen unheimlichen Kontrast darstellten, welcher mit Sicherheit nicht einmal mehr von den aufmerksamen Bürgern der Stadt vernommen werden würde.

Niemand anderem, als Tim.

Selbst in seinem oberflächlichen, von Alpträumen geplagten Schlaf drang es zu ihm durch, ließ ihn erschaudern.

Schweißgebadet und zitternd lag der Teenager auf seiner Schlafcouch, das weiße Muskelshirt schon längst durchnässt, Bettzeug neben ihm auf dem Boden verstreut.

Alle paar Minuten windete er sich auf der provisorischen Matratze umher, warf sich auf die eine und schließlich wieder auf die andere Seite, während die Couch unter ihm verzweifelt ächzte und quietschte.

Doch wie schlimm es auch war, die Albträume waren nichts Neues.

Sie fingen schon nach dem Tod von  Jack Drake, seinem Vater, an, ihn heimzusuchen und handelten auch meist von ihm.

In solchen Nächten erlebte Tim diesen schicksalhaften Moment immer und immer wieder aufs Neue, musste jedes Mal aus seiner Perspektive wiederholt mit ansehen, wie seinem Vater mit einem Bumerang in der Brust , das Leben in Form des Lichts in den Augen entglitt.

Genauso wie jetzt.

Es wurde auch dann nicht besser, als sich der vom Leben verlassene Körper maschinenartig vor Tims inneren Augen aufrappelte, sich richtete und ihn mit glühend roten Pupillen vorwurfsvoll, gar wütend anstarrte.

Wie, als würde er seinem Sohn wortlos an all dem die Schuld geben, und Tim wusste, es war seine Schuld.

Doch nicht nur von ihm träumte der Teenager.

Nicht selten gesellten sich auch die untoten Körper seiner verstorbenen, früheren Freundin und seines besten Freundes hinzu, Stephanie und Conner.

Nach vorne gebeugte Körper und hängende Arme. Alle mit den selben Wut verzerrten Mienen in den gefrorenen Gesichtern.

Und Tim konnte nichts anderes tun, als mit schreckgeweiteten Augen vom Boden aus auf sie hinauf zu starren und hilflos das Ende abzuwarten.

Doch erst im letzten Moment, knapp bevor sie ihn mit sich nach und nach bildenden Klauen erfassen würden, konnte er sich schreiend von seinem Horror losreißen und fand sich nur Sekunden später in seiner dunklen Wohnung wieder.

Während sich Tim keuchend an das rasende Herz faste und sich mit tiefen Atemzügen zu beruhigen versuchte, holte ihn nach und nach die Realität wieder ein.

Stöhnend viel sein Blick dabei auf das Chaos in seinem Zimmer, welches in den letzten paar Tagen um einiges zugenommen hatte.

Zwar war die alte Wohnung nun durch die neuen Möbel und Geräte, die Tim im Internet bestellt hatte, um einiges gemütlicher, doch auch die ebenso neuen Klamotten fanden ihren Weg auf den Boden, zusammen mit zerknüllten Papieren, leeren Getränk-Dosen (die meisten ehemalige Energydrinks), Verpackungen von Proteinriegeln, Bücher und Teilweise auch 'Geheim'-ausrüstung.

Auch mit dem schmutzigen Geschirr an der Küchenspüle hatte Tim so einige Probleme, was man aber nicht gerade von seinen Kaffeetassen behaupten konnte, denn die ließen sich erstaunlich gut reinigen.

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