Kapitel 8

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Nur verschwommen konnte Tim zunächst über ihm die Konturen des dunklen Gesteins der Bat-Höhle ausmachen. Fledermäuse, die kaum sichtbar und versteckt in Scharen kopfüber an der rund-um-die-Uhr nachtschwarzen Decke hangen, aufgeregt mit den Flügeln schlugen, oder einfach den Kopf tief darunter vergraben hatten.
An manchen undichten Stellen der Decke tropfte klares Wasser hinab, bevor es hörbar laut mit dem Boden in Kontakt kam. Nur wenig später bemerkte Tim, dass dieses Tropfen schon fast zu laut war. Als ob das Wasser direkt neben seinem linken Ohr zu Aufprall käme.

Vorsichtig begann er seinen, wie bleischwer erscheinenden Kopf zu heben und zur Seite zu drehen. In seinem Schädel begann es ein wenig zu Hallen. Es war nicht schmerzhaft. Eher so, als hätte er sich beim Trinken ein wenig übernommen und danach mindestens einen Tag im Bett verbracht.
Und der Teenager wusste auch wieso, als er die halbleere Infusionsflasche gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit neben seinem Kopf auf einem Ständer hängen sah.

Aus diesem Grund -bemerkte Tim hinterher-, mussten die schon fast gewohnten Schmerzen an seinem Oberkörper gestoppt haben. Sie waren nicht mehr, als eine dunkle Erinnerung weit entfernt. Hoffentlich für eine ganze Weile, selbst wenn Tim Betäubungsmittel nicht sonderlich gut hieß.

Alfred musste wohl bestimmt darauf bestanden haben, nachdem Dick Tim noch aus dem Batmobil geholfen hatte und ihn mit einem Arm über der Schulter in den medizinischen Bereich der Höhle gehievt hatte. Der Teenager war einfach zu müde gewesen um sich dem älteren zu wiedersetzten, nur um hinterher eine weitere ellenlange Diskussion führen zu müssen und wieder in einem Streit zu enden.

Kaum das Tim schließlich bequem auf dem sterilem Krankenhausbett lag, war er auch schon in das Nichts abgetaucht.

Alfred hatte diese Chance genutzt, um seine Nähte zu kontrollieren, zu säubern und schließlich neu zu verbinden.
Tim konnte sehen, wie sich der dicke Verband unter seinem neuen Shirt deutlich abzeichnete.
Auch die Maske in seinem Gesicht war verschwunden, nur noch die Beine in den Resten der Red Robin-Kluft gekleidet.

In einer schnellen Bewegung zog Tim die Infusionsnadel aus seinem Arm und begann sich stöhnend in eine sitzende Position aufzurichten.

,,Ooh, da ist wohl wieder jemand ins Reich der Lebenden zurückgekehrt. Na herzlichen Glückwunsch, Kleiner."
Neckend hallte Jasons sarkastische Stimme durch die Höhle, gefolgt von einem unüberhörbaren Grinsen und kaum später von einem lauten: ,,Au! Sachte Alfi".

Tim gegenüber saß Jason selbst auf einer Liege, die eine Hand mitsamt Fingern in einem Gipsverband gesichert, die gesunde Hand in seinem Gesicht und hielt ein Kühl-Akku über seinem lila geschwollenen Auge.

,,Ich versuche mein bestes, Master Jason. Würden Sie sich nicht so sehr bewegen, wäre ich ihnen sehr verbunden."
Direkt neben ihm stand unverkennbar in Person, Alfred Pennyworth, der sich gerade daran machte, Jasons Schnitte und Platzwunden zu säubern und zu desinfizieren.

Der alte, doch sehr geschätzte Butler und wichtiger Teil einer nicht wirklich stabilen Familie, hatte sich über die Jahre hinweg kaum verändert.
Klar musste Alfred schon eine Menge einstecken, vermutlich mehr, als sie es alle getan hatten, besonders seit dem Schwund seines eng verbundenem Arbeitgebers und unausgesprochenen Ziehsohnes.
Doch der ältere Mann war dafür bekannt, stumm zu leiden und sich stattdessen mehr in die Arbeit zu stürzen.
Denn würde Alfred brechen, so würde wortwörtlich ein wichtiger Stützbalken unter ihnen allen zusammenstürzen.
Und das wusste Alfred.

Als der Mann schließlich seine Werkzeuge beiseite gelegt hatte und sich endlich Tim zuwandte, war der Ausdruck in seinem Gesicht ... ausdruckslos.
Es war, als würde Alfred nicht lachen und auch nicht wütend sein wollen. Und um ehrlich zu sein, machte Tim diese Tatsache, nein, diese Unwissenheit Angst.
Hatte er dem älteren zu sehr zugesetzt, oder ihn gar enttäuscht, als er gegangen war?
Plötzlich hatte Tim das beklemmende Gefühl, Alfred im Stich gelassen zu haben, als der Teenager diese tiefen und wahrheitsgetreuen Augen auf sich weilen spürte.

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