Kapitel 4

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Taubheit und Bewusstlosigkeit zogen sich immer weiter zurück, entglitten Tims greifenden Fingern und überließen ihn wieder den Schmerzen, die sich zu seinem Erstaunen jedoch erheblich gemindert hatten. Er bemerkte, dass er auf etwas hartem lag. Etwas, dass zwar nicht wirklich zur Entlastung seines geschundenen Rückens beitrug, aber im Gegensatz zum kalten, steinernen Boden Gotham Citys nicht unbedingt ungemütlich war.
Langsam öffnete Tim seine Augen. Dämmriges Licht erfüllte sein Blickfeld und ließ ihn einige Male blinzeln, bis er bereit war, seine Umgebung war nehmen zu können.

Unmittelbar danach wäre der Teenager beinahe geschockt aufgeschreckt, wenn er nicht die Nadel bemerkt hätte, die tief in seiner Armbeuge saß und mithilfe eines Schlauches an einem leeren Blutbeutel verbunden war, welcher wiederum über ihn an der tiefliegenden, vergrauten Decke hing.
Eine Bluttransfusion.
Etwas, mit dem Tim zwar ziemlich vertraut war, aber nicht unbedingt in Situationen wie diesen. In Situationen, in denen er an absolut fremden Orten erwachte.

Sein erster Gedanke: eine Entführung.
Irgendjemand musste ihn verschleppt haben.

Mit geweiteten Augen schaute er sich beinahe hyperventilierend in ... in einer Küche um?
In dem kleinen, hellen Raum, indem sich Tim momentan befand, konnte er zwar durch die liegende Position nicht viel sehen, aber Konturen von grellweißen Schränken und Theken ausmachen, die sich um ihn an die ebenso schlicht gefliesten Wände reihten.
Das warme Licht der aufgehenden Sonne, welches den Raum mehr und mehr erfüllte, trat in leichten Wellen durch das kleine Fenster gegenüber von ihm und half dem Jungen dabei, sich etwas zu beruhigen.
Dennoch blockierte noch immer eine Frage sein komplettes Denkvermögen.

Wo zur Hölle war er?

Augenblicklich erinnerte sich Tim wieder an das zuletzt Geschehene, erinnerte sich an Killer Croc und an eine Menge Schmerzen. Doch da war noch etwas, was Tim nicht losließ. Etwas wichtiges, an das er sich jedoch nicht erinnern konnte.

Zusammenzuckend zog Tim die Infusionsnadel aus seinem Arm und setzte sich abrupt auf.

Falsche Entscheidung. Absolut falsche Entscheidung.

Denn kaum später schossen ihm auch schon wieder Messerstiche durch den Körper, gefolgt von einem unangenehmen Ziehen an seinem Bauch.
Stöhnend blickte Tim auf sich herab und hob erstaunt eine Augenbraue, als er die sorgfältigen Nähte sah, die professionell seine Wunden zusammenhielten und während seiner schnellen Bewegung wohl etwas Mühe hatten, es auch dabei zu belassen. Auch eine große Menge des dicken, trocknenden Blutes an Tims Körper wurde abgewaschen.

Wer auch immer ihn hierher geschleppt und zusammengeflickt hatte, er hatte wohl nicht im Sinn gehabt ihn sterben zu lassen.
Na immerhin.

Doch erst dann fiel dem Teenager sein nackter Oberkörper auf. Bis auf seine Boxershorts war er frei von jeglichen Anzeichen seiner Red Robin-Ausrüstung. Stattdessen fand er sie nicht weit weg von sich auf dem hellen Boden verstreut, zusammen mit einer Menge vollgebluteter Verbandszeugs und Handtücher. Auch die benutze Nadel plus Faden lagen neben ihm auf dem Tisch.
In einer panischen Bewegung fanden sich Tims Hände ihren Weg in sein Gesicht.

Keine Maske. Kein Cowl. Kein Cape. Gar nichts was seine wirkliche Identität verdecken und geheim halten würde.

Das konnte nur bedeuten, dass sein offensichtlicher Entführer nun wusste wer er wirklich war.
Wen Red Robin wirklich unter seinen schützenden Flügeln verbarg.
Timothy Jackson Drake.

Verzweifelt versteinerte Tim an Ort und Stelle, zu geschockt um sich bewegen zu können.

Er hatte versagt. Er hatte Batman, nein, Bruce sein Wort gegeben und doch jämmerlich versagt.

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