Kapitel 6

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„Wo zum Teufel hast du gesteckt ich dachte du wärst wieder abgehauen!", brüllte Derek mich wütend an, was mich veranlasste eine Schritt zurück zu treten.
„Jetzt aber mal ruhig Blut junger Alpha. Er hat nur ein Tee getrunken.", kicherte Josephine. Dereks Blick flog zu ihr herüber, dann wieder verwirrt zu mir. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Das darf doch nicht wahr sein, Oma. Hast du ihm von deinem Hokuspokus erzählt?", fragte er sie genervt. Ihn schien es wirklich zu ärgern, wenn sie es erzählte. Ich musste grinsen. „Sie hat mir meine Zukunft vorausgesagt. Sie ist sehr talentiert." Derek klappte der Mund auf, er funkelte mich böse an. Josephine schüttelte nur mit dem Kopf, strich mir dann über dem Arm, bevor sie Derek einen Kuss auf die Stirn gab.
„Ich gehe schlafen, Jungs. Bleibt nicht zu lange wach.", damit ging sie leise summend davon. Ich stand immer noch da, mit einem wütenden Derek, ohne einen leise Ahnung wie lange ich eigentlich bei Josephine gewesen war. „Du kannst nicht einfach verschwinden, verdammt!", brüllte er weiterhin. Ich mochte es nicht, wenn mich jemand anschrie, jedenfalls nicht, wenn ich keine Grund dazu sah. Außerdem machte er mir Angst. Das funkeln in seinen Augen, die deutliche Welle von Wut, die ich vernahm. Ich trat noch einen Schritt zurück.
„Kannst du vielleicht auch mal was sagen?!", fauchte er. Ich zuckte zusammen. Spürte bei dem nächsten Schritt rückwärts die Wand in meinem Rücken.

„Sieh mal, der Feigling. Sag doch mal was oder hast du Angst."

Immer noch hörte ich die Stimme von damals deutlich in meinem Kopf. Ich presste mich an die Wand, ein winseln verließ mein Mund. Panik breitete sich in meinem Körper aus und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als zu fliehen. Dann spürte ich plötzlich seinen Atem auf meiner Haut, seine Hand die vorsichtig nach meiner griff. Ich schaute zu Derek, der nun nicht mehr wütend schaute, sondern wieder einen ruhigen Gesichtsausdruck trug. Er drückte meine Hand, ich entzog sie ihm nicht. Sie wärmte meine eiskalte Haut.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Aber ich hatte einfach Angst, dass du gehst."
Ich trat vorsichtig vor, umarmte ihn dann. Einfach weil er es gut meinte. Ich war zwar sehr verkorkst, aber ich sah seine Bemühungen.
Die Umarmung war kein Versprechen, sie war Anerkennung, ein Zeichen, dass ich es sah. Ihn sah. Ich löste mich wieder, bemerkte sein Lächeln. Gut so, er hatte sich beruhigt.
„Hättest du mal Lust beim Training mitzumachen?"

~Derek~

Am nächsten Morgen, ging ich zusammen mit Zack zum Rudeltraining. Wir betraten die kleine Lichtung, an deren Rand eine kleine Hütte stand. Die anderen waren schon in ihrer Wolfsform und tollten herum. Als sie uns erblickten verharrten sie auf der stellen, zeigten dann durch das senken des Kopfes ihre Unterwürfigkeit.

~Guten Morgen, Alpha~ sagte sie alle im Chor. Ich bemerkte, dass Zack ein Stück hinter mir stand und misstrauisch auf die Anderen schaute. Ich seufzte, denn die Anderen betrachteten ihn nicht weniger misstrauisch. Außer Degan hatte sich noch keiner hundertprozentig mit Zack abgefunden. Degan und Hale waren heute an der Reihe mit Patrouille laufen, deshalb waren sie nicht hier. Ich ging gemeinsam mit Zack in die Hütte. Dort stand ein Regal, in dem man seine Sachen verstauen konnte, um sich zu verwandeln. Ich wies Zack einfach zu, entledigte mich dann meiner Klamotten. Zack stand einfach nur da und starrte aus dem Fenster. Es enttäuschte mich irgendwie, dass er nichts tat. Das ausziehen im Rudel war für uns alle normal und ich wollte, dass er dazu gehörte. Dass er sich mir nicht nackt zeigen wollte, verwirrte mich ein wenig. Normalerweise hätte Wölfe im Allgemeinen nicht so viele Probleme mit der Nacktheit. Aber ich wollte ihn zu nichts drängen, so verwandelte ich mich einfach und verließ dann mit einem letzten Blick auf ihn die Hütte. Die Anderen schauten und sie verstanden sofort.
Kurze Zeit später, trat der weiße Wolf aus der Hütte. Seine Haltung war verschlossen, wenn nicht sogar fast feindselig. Es war als hätte die Verwandlung in seine Wolfsform alle die Vertrautheit weggewischt. Er schlich auf uns zu, seine blauen Augen gingen umher. Ich schluckte, wandte mich dann an alle.

The Lone Wolf [BoyxBoy] (slow Updates) #wattys2017 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt