A Dream Of A Rockstar (5SOS FF)

"Deutschland ist seit Freitag verrückt nach JFF!"

Am Sonntag bekam ich einen überraschenden Anruf von Lele:

„Habt ihr die sächsische Zeitung bekommen?“, fragte sie vollkommen zerstreut.

„Ehm, nein, wir bekommen die nie, warum fragst du und warum bist du so aufgeregt? Du bist doch sonst nicht so hippelig!“ Leya verwirrte mich. Was war da nur passiert?

„Also: Als erstes musst du mir versprechen nicht zu schreien.“ Ich willigte mit einem Okay ein.

„So: Rate mal, wer sich auf der Titelseite befindet?“

Mir stockte der Atem: „Denke ich gerade das richtige oder willst du mich verarschen?“

„Anna, ich verarsche dich nicht. Ich kann gerne ein Bild auf Twitter posten.“

Tatsächlich, sie erzählte keine Märchen: JFF war auf dem Titelblatt der sächsischen Zeitung.

„Und das ist noch nicht alles“, sagte Leya. „Gebe mal auf YouTube „JFF – Rockstar/Change You Life“ ein.“ Ich befolgte ihre Anweisung. Ich tippte in die Suchleiste genau diese Worte ein und machte dann große Augen: „Waaaas? Über drei Millionen Klicks? Das ist doch ein Traum?“

Leya lachte: „Anna, unser Traum ist wahr geworden! Wir haben Menschen mit unserer Musik begeistert!“

„OMG Leya, die anderen müssen das erfahren!“

Leya antwortete: „Ach die wissen das schon längst. Ich hab das alles von Jessie erfahren! Die hat gesagt, dass sie fast aus dem Fenster gesprungen wäre.“

Ich begann laut zu lachen: „Ach scheiße, fühlt sich das gut an!“

„Auf jeden Fall“, antwortete sie. „Du musst jetzt noch Jaji anrufen, okay?“ Ich bejahte ihre Frage und wir verabschiedeten uns voneinander.

Gleich nachdem ich aufgelegt hatte, wählte ich schon die Nummer von Jaji. Als sie diese Nachrichten von mir hörte, schrie sie in das Telefon herein, sodass sie damit ihren Vater ins Zimmer holte. Ich lauschte nur wie er fragte, was ihr Problem wäre. Sie sagte voller Aufregung, dass wir in der sächsischen Zeitung wären, was ihr Dad nicht abkaufte. Ich wies Jaji auf Twitter hin, was sie gleich als Beweis nutzte. Dann trat eine Stille am anderen Ende ein . Ich vernahm ein Rascheln, was wahrscheinlich eine Umarmung darstellen sollte. Ich hörte ein Säußeln: „Ich bin stolz auf dich.“ Die Tür ging zu  und Jaji war wieder für mich da. Sie fragte wie ich, ob die anderen das schon wüssten. Natürlich sagte ich ja und ergänzte, dass sie die letzte wäre. Sie freute sich trotzdem und das ist doch das Wichtigste.

Danach musste ich auflegen, da es bei mir Abendessen gab. Der perfekte Zeitpunkt, um diese Sache meinen Eltern beizubringen. Als erstes ging ich in die Küche, um meinem Papa beim Tischdecken zu helfen. Es gab Nudeln mit Pesto, was mein Dad wirklich am besten konnte. Für Mama, Paula und mich gab es Spaghetti mit roter Pesto und Papa und Steve aßen die Nudeln mit grüner Pesto. Seitdem ich ein halbes Glas grüner Pesto gegessen hatte, konnte ich es nicht mehr anrühren.

Wir setzten uns an den kleinen Tisch, wo gerade auf MDR der „Sandmann“ lief, denn danach folgte immer der Sachsenspiegel.

Wir begannen zu Essen, als gerade die Nachrichtensendung anfing. Wie immer kamen als erstes alle Themen wie Politik, Wirtschaft oder andere Dinge, die zum schlafen sind. Das wäre also keine perfekte Gelegenheit, um die Neuigkeiten zu erzählen, denn wenn Nachrichten laufen, müssen wir immer unseren Mund halten.

Ich war mit dem Essen fertig und lehnte mich mit meinen Rücken an die Heizung, ich mich mit Alwin, unserem Hund, zu beschäftigen begann. Ich beschloss nach dem Nachrichtenüberblick die Karten auf den Tisch zu legen, was natürlich jetzt schon ein schreckliches Bauchgefühl verursachte.

Als der Überblick endete, war ich schon kurz davor meinen Mund zu öffnen, aber als ich sah was kam, machte ich ihn nicht zu, sondern ließ ihn offen.

„Deutschland ist seit Freitag verrückt nach der Band JFF, die durch ihren Auftritt bei der Talenteshow ihrer Schule, viele Menschen für sich gewinnen konnten…“ Meine Eltern, meine Schwester und mein Bruder schauten mich mit großen Augen an, sodass ich einfach versuchte mich auf den Fernseher zu konzentrieren. Dort wurde gerade ein Videoausschnitt von Rockstar und Change Your Life eingeblendet. „Alter, so scheiße sind wir doch nicht“, murmelte ich vor mich hin und das hab ich ernst gemeint. Ich hätte gedacht, dass wir viel schlechter wären, aber doch nicht so gut, sodass wir gleich ins Fernsehen müssen.

Nach den Videoausschnitten zeigten sie sogar Interviews von Schülern und Lehrern am Tag nach dem Spektakel. Nur positive Dinge. Eine sagte zum Beispiel: „Die waren absolut geil. Endlich hat Deutschland mal wieder was zu bieten.“ Ein anderer sagte: „Vorher hat man sie im Schulhaus nicht wirklich wahrgenommen und hätte gedacht, dass die voll langweilig sind, aber gestern wurde mir das Gegenteil bewiesen.“ Die Worte waren so schön, sodass ich mir sogar schon ein paar Tränen verkneifen musste, denn so etwas sagte man über uns, über fünf Mädchen, die vorher gar nicht realisiert wurden.

Plötzlich ging der Fernseher aus. Ich schaute auf und sah in glückliche und strahlende Gesichter. Was? Die freuen sich? Ich hätte gedacht, dass ich jetzt einen Anschiss bekommen würde, aber nicht so etwas!

„Ey Anna dein Traum ist wahr geworden!“, rief meine Schwester und fiel mir um den Hals. Wir lösten uns aus der Umarmung und ich versuchte zu erklären: „Eigentlich war das nicht geplant! Außerdem wollte ich euch das erzählen und  nicht dem Fernseher alles überlassen.“

Mein Papa schmunzelte: „Trotzdem sind wir stolz auf dich. Wir haben dir doch gesagt, dass du, ich meine ihr gut seid und jetzt seht ihr das Ergebnis  eurer harten Arbeit.“ Ich bedankte mich bei ihm und sah meine Mom an, die etwas skeptisch drein schaute.

„Es ist zwar alles schön und gut. Ich freue mich auch für euch, aber was ist mit Schule?“

Sie hatte vollkommen recht. Ehrlich gesagt, hab ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht.

Ich antwortete ihr: „Vielleicht wird das ja auch nichts und wenn, dann mache ich wenigstens meinen Realschulabschluss und dann eventuell ein Fernstudium, um ein Abitur in der Tasche zu haben. Ich werde mich auch selber darum kümmern. Um ehrlich zu sein glaub ich, dass das alles nur so eine Welle ist und bald wieder verschwindet.“