Tödliche Falle

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Noch nie in ihrem Leben war Elena so schnell gerannt wie jetzt. Ales stürzte nach vor und als sie nachkam, sah sie, dass der Großteil des Lagers in Brand gesteckt worden war. Mehrere Zelte, der Stall, sowie alle Waffenstände der Elfen wurden mit brennenden Fackeln beworfen. Hilfeschreie, Kampfgebrüll und verzweifelte Rufe vermischten sich in der heißen, rauchigen Luft. Bella und Tarek stürmten ihnen entgegen, sichtlich erleichtert sie zu sehen. „Wir wurden überrascht. Plötzlich brannte das Lager lichterloh und Schattenelfen und Nodoc's fielen ein.", erklärte Tarek schnell. „Ales, ich muss zum Fluss. Wir schnappen uns die Pferde und bringen alle in Sicherheit, aber ...." Er blickte seinen Bruder voller Schmerz an. „Du musst uns den Rücken freihalten, damit wir es alle schaffen können. Ich wünschte, ich könnte mit dir tauschen, aber du bist der beste Krieger des Stammes. Wenn du sie nicht aufhalten kannst, dann kann es keiner." Ales erwiderte seinen Blick für einen Moment lang und nickte entschlossen. „Hol sie alle von hier weg, Bruder. Und pass bitte auf Elena auf." „Ich bleibe hier!", rief sie aus, und als Ales den Mund aufmachte, um zu protestieren, knackste ein Baum und senkte sich bedrohlich nah an eins der Zelte, von wo entsetzte Schreie herkamen. „Ich kämpfe mit. Vertraut mir jetzt einfach, bitte!", meinte Elena bestimmt. Bella und Tarek sahen sich verzweifelt an. Elena wartete nicht auf eine Antwort, riss den Bogen um und erschoss voller Wut einen Nodoc, der gerade eine dunkelblonde Kriegerin mit sich zerrte. Noch einmal würde sie nicht regungslos zusehen, wie ihre Freunde für sie kämpften!

Die dunkelblonde Elfin rappelte sich hoch, nickte Elena dankbar zu und floh vor den Flammen. Eine schwarzbraune Gestalt, die eine Waffe mit beiden Händen schwang, formte sich weniger Meter vor ihnen im Rauch und ehe sie sie bemerkte, schoss Elena wütend einen Pfeil in sie, wich dem fehlgelenktem Speer aus, den der Nodoc nach ihr geworfen hatte, und lief ins Zelt, über dem der Ast Feuer gefangen hatte. Erleichtert sah sie, dass es leer stand. Im nächsten dagegen lagen zwei Leichen, blutig und verbrannt. Der Gestank bereitete ihr Übelkeit, doch sie zwang sich, die Kontrolle zu bewahren. Ales hatte sich mitten ins Kampfgetümmel gestürzt und hieb mit kräftigen Schlägen zwischen die Rüstungen seiner Feinde. Ein einzelner von ihnen schälte sich von der Gruppe heraus und schwenkte sein Krummsäbel auf und ab. Ales tauchte unter ihm hindurch, sprang hinter ihm in die Höhe und stach ihm das Messer in die Kehle, als er sich umdrehte. Während er sein Leben an der klaffenden Wunde verlor, schoss Ales drei Pfeile auf seine nächsten Gegner, und streckte einen anderen mit dem Schwert nieder. Ein kräftiger Nodoc riss sich einen seiner Pfeile aus dem Körper und lief auf den kämpfenden Elfen zu. Gerade als Elena ihre Waffe spannte, um ihn von Ales abzuhalten, sprang der junge Krieger zur Seite, schnappte sich das Messer, dass in der Kehle des anderen, toten Nodoc's steckte und schleuderte es kraftvoll gegen seinen Angreifer. Er ging gurgelnd und Blut spuckend zu Boden.

Ales war nicht umsonst der beste Kämpfer in seinem Alter, dachte Elena. Seine Bewegungen waren genau und kraftvoll, seine Schläge trafen die Nodoc's fast jedes Mal. Elena fühlte Energie durch sie fließen und sah sich auf der Lichtung um. Ein Nodoc und ein Schattenelf, beide verletzt, hievten sich an einem zersplitterten Baumstamm hoch. Der Schattenelf war ganz dunkel gekleidet, sein Gesicht war zu einem bösen, triumphalen Blick verzogen und an seinem gebogenen Säbel glänzte scharlachrotes Blut. Elena spannte ihre Waffe und betete, ihr Ziel nicht zu verfehlen. Der Pfeil traf den Nodoc, tötete ihn zwar nicht, doch er konnte nicht mehr aufstehen, da die Pfeilspitze in seinem Unterbein steckte. Der Schattenelf wirbelte herum und richtete sich auf, als er sie bemerkte. Elena hob den Bogen und hielt ihn direkt auf ihn, doch der Elf zuckte nicht mit der Wimper. Er wusste, dass er -waffenlos und in dieser Entfernung, in der stand- keine Chance hatte. Sie erwiderte seinen Blick und zögerte, doch da wurde er von einem anderen Pfeil getroffen, der an Elena vorbei surrte.

Durch den dichten Rauch kam Ales hinter ihr hervor, den Bogen in den Händen erhoben. „Du hast gut gekämpft.", nickte er anerkennend. „Das Training hat sich ausgezahlt.", meinte Elena und erschrak, als sie ihre rauchige, heißere Stimme hörte. Der Qualm der Flammen, die sich hungrig durch den Wald fraßen, machte ihnen das Atmen schwer. Trotz der Erschöpfung und der abklingenden Angst, getötet zu werden, fühlte Elena noch etwas anderes. Stolz. Sie konnte sich nach all dem Training endlich gegenüber ihren Feinden behaupten. Aber es war noch nicht vorbei. Immer wieder kamen weitere Nodoc's durch den einst dichten Schutzwall, der jetzt zerstört war, und rissen die noch stehenden Zelte mit den Vorräten und Heilmitteln nieder. „Sind alle draußen?", fragte Elena und tötete geistesgegenwärtig einen Nodoc, der sich von hinten an Ales angeschlichen hatte. „Ich schau nach, bin gleich wieder bei dir!" Elena hatte keine Zeit zum Nicken, da eines der grässlichen Schattenwesen mit einem abgebrochenen Pfeil in der Schulter auf sie zu taumelte. Blut tropfte aus seinem Maul, als er ein gefährliches Knurren von sich gab. Elena stellte sich ihm in den Weg und zielte auf seinen Kopf, doch er wand sich unter ihm durch. Elena schoss Pfeil für Pfeil ab, betend, dass sie für diese Schlacht noch reichen würden. Als drei ihrer Geschosse im dicken Hals des Wesens steckten, bevor er sie erreichen konnte, taumelte er und fiel ihr vor die Füße. Vögel flogen aufgeschreckt aus den Bäumen, und ein panischer, vom Feuer aufgeschreckter Rehbock sprang in großen Sätzen mitten auf die Lichtung. Er stürzte beinahe in Elena hinein, doch sie konnte sich mit einem Sprung zur Seite vor seinen Hufen retten. Sie sah dem fliehenden Tier nach, wie es davon huschte.

Die Prophezeiung von Avalon - Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt