„Ich werde dich niemals vergessen, Elena."
Dieser Satz schwirrte ihr im Kopf herum, als sie wenig später die Augen öffnete. Fast schon glaubte sie, die großen Fensterflügel ihres Zimmers im Schloss zu sehen, doch dies war nur ein Traum Sie lag in ihrem eigenen Bett in der Lilienstraße. Bei sich. Zu Hause. In ihrer Welt.
Sie hatte keine Ahnung, wie sie in ihr Haus gekommen war, denn an einen Rückweg vom Weltentor bis hierher konnte sie sich nicht erinnern. Oder was ihre Mutter -sie konnte sie im Erdgeschoss in der Küche hören- davon wohl mitbekommen hatte. Erschöpft stand Elena von ihrem Bett auf, zog ihre schmutzigen, nach Wald riechenden Kleider aus, warf sie in die Wäsche und zog sich um. Es war seltsam, dass ihr alles, was ihr einst so vertraut gewesen war, sich so fremd anfühlte.
Mit zittrigen Fingern öffnete sie ihre Zimmertür. „Mum?", rief sie halblaut in den Flur. „Ja, Schatz?", ertönte die unbeschwerte Stimme ihrer Mutter. Als sie sie hörte, bebte ihr Herz. „Wie lange habe ich geschlafen?" „Ich weiß es nicht, du warst schon in deinem Zimmer, als ich von der Arbeit gekommen bin. Ist alles in Ordnung?" Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, rannte Elena nach unten in die Küche und umarmte Claire stürmisch. „Ich hab dich vermisst, Mum.", rief sie aus und drückte sie an sich. „Süße, es tut mir leid, dass ich so lange in der Arbeit gebraucht habe. Die wollten mich gar nicht mehr gehen lassen!", lachte sie und umarmte ihre Tochter ebenfalls. Elena hob den Kopf und lächelte ihre Mutter glücklich an.
Claire hatte keine Ahnung, dass ihre Tochter Monate lang an einem geheimnisvollen Ort war, dort Freunde gefunden hatte und sich gegen einen bösen Mann namens Mordaz behaupten musste. Elena warf einen Blick auf den Kalender. 17. Juni. Exakt derselbe Tag, an dem sie morgens mit Claire in der Küche gesessen und sie sich über Lucas, den Arbeitskollegen ihrer Mutter, unterhalten hatten. Während es für Claire bloß ein Arbeitstag wie immer war, fühlte es sich für Elena an, als hätte sie ein neues Leben gelebt.
„Stell dir vor, Lucas hat mich heute gefragt, ob ich mich vielleicht am Wochenende mal mit ihm treffen würde." Elena grinste. „Ist doch toll!" Plötzlich sah Claire sie von der Seite an. „Ist alles in Ordnung? Du wirkst so, als würdest du mir etwas sagen wollen." Elena holte Luft. „Ja, Mum, es gibt einiges zu erzählen, aber das ist eine lange Geschichte. Sagen wir so, ich bin nicht mehr die, die ich einmal war. Es ist viel passiert, aber das wirst du nicht alles auf Anhieb verstehen. Und auch, wenn du mich für verrückt erklärst, verspreche ich dir, es ist die Wahrheit."
Claire blinzelte. In ihren Augen lag jetzt ein Ausdruck, den Elena nicht wirklich deuten konnte. „Du kannst mir alles erzählen, was du möchtest. Ich bin deine Mum und werde immer hinter stehen, egal, was du jetzt geworden bist." Sie unterbrach sich und holte einen Anhänger aus ihrer Bluse. „Und vielleicht ist es auch an der Zeit, dass ich dir erzähle, wer ich einmal war und wer dein Vater wirklich war. Du bist etwas Besonderes, Liebling. Und ich wusste, seitdem ich heute in die Wohnung gekommen bin, dass sich etwas verändert hat. Die Vergangenheit, die Gegenwart, und vor allem die Zukunft." Elena starrte Claire sprachlos, mit aufgerissenen Augen an. Das konnte doch nicht sein, oder? Was wusste ihre Mum? Und was meinte sie mit „wer ich einmal war"? Sie atmete geräuschvoll aus und versuchte, ihr bebendes Herz zu beruhigen.
Den Anhänger ihrer Mutter hatte sie noch nie gesehen und sah aus wie ein dunkelgrün schimmernder Edelstein in Form eines Sternes. Dies musste eine Bedeutung haben, und schwach konnte Elena sehen, welche, doch dann verschwamm das Bild in ihren Gedanken und löste sich auf. Claire sah ihr fest in die Augen. „Egal, was passiert, Süße. Du wirst immer ein bestimmtes Schicksal haben. So wie ich meines hatte. Und es gibt jemanden, der dies schon immer gewusst hat." Elena erwiderte den eindringlichen Blick ihrer Mutter und auch wenn sie nicht verstehen konnte, woher Claire dies alles wusste, und was es bedeutete, so wusste sie, dass dieser Name mit dem Schicksal von ihnen beiden für immer verbunden war.
„Narvina.", sagte sie mit bebender Stimme und Claire nickte. „Narvina."
~ Ende des ersten Teils ~
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Die Prophezeiung von Avalon - Die Auserwählte
FantasyEin Land, bedroht von den Schatten. Eine mysteriöse Prophezeiung, die alles verändern wird. Ein Mädchen, das von der Göttin auserwählt wurde, um Avalon zu retten. Anfangs ahnt Elena noch nicht, was mit ihr geschieht, als sie sich plötzlich in einer...