Reiter des Schattens

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„Dies ist der Nachtwald, die Heimat der Nachtelfen, oder Erevain, wie wir sie nennen." „Luna hat gesagt, es gibt verschiedene Arten.", erinnerte sich Elena. Bella nickte. „Insgesamt sind es weit mehr, aber nur etwa fünf Stämme besiedeln Avalon. Die Erevain sind exzellente Jäger in der Dämmerung, starke Verbündete im Kampf und außerdem sehr gute Freunde von uns. Die Idris, Feuerelfen, leben auf kargen Steppen und Ödlanden, sind stark und furchtlos, doch auch sehr hitzköpfig. Dann gibt es noch die Sylfain, Hochelfen, welche eher im Norden in den Bergen und Felsschluchten zu finden sind. Mum und ich haben nicht so viel mit ihnen zu tun, da sie abgeschieden und nur für sich leben. Aber ich weiß, dass sie eine klare, schöne Stimme haben und für gewöhnlich sehr groß sind. Die Naldor, also die Schattenelfen, sind keine wirkliche Rasse wie die anderen, zu ihnen gehören alle Elfen, die ihr Volk verraten und sich Mordaz angeschlossen haben. Die letzte bekannte Art sind die Teleria, die Lichtelfen. Davon gibt es nicht mehr viele, da Mordaz beinahe den kompletten Stamm während und vor dem Krieg ausgelöscht hat." Stumm blickte sie über die Ebene, ehe sie sich wieder fasste und Elena ansah. Der Blick aus ihren dichten, schwarzen Wimpern war klar und unerschrocken. „Der Krieg war verheerend, aber Mordaz konnte unser Land nicht endgültig erschüttern. Wir haben noch Hoffnung, dass wir eines Tages frei und ohne Angst sein können." Eine Weile ritten sie ohne ein Wort nebeneinander her, ehe Elena die Stille zerschnitt.

„Bella? Wer ist Mordaz?" Sie wusste zwar, dass er wohl sehr böse und gefährlich war, aber dennoch konnte sie sich nicht wirklich viel dabei vorstellen. Bella zögerte, antwortete aber schließlich. „Früher war er ein jugendlicher Mann, der hier in Avalon lebte. Sein einstiger Name war Aurin, doch an den erinnern sich heute nur wenige. Er war noch jünger als wir, als er Narvina kennen lernte. Narvina war ein Mensch, wie du, und damals war das auch nicht so außergewöhnlich wie jetzt. Es hat früher viel mehr Menschen gegeben. Nach dem Krieg sind die wenigen, die überlebt haben, in ferne Länder gereist, nur die Elfen blieben in Avalon.

Narvina und Aurin waren Freunde, doch irgendwann veränderte sich Aurin, wollte von nun an nur noch allein sein und in Ruhe gelassen werden. Er verschloss sich vor anderen und Gerüchte wurden breit, dass er verbotene Rituale durchführte, die ihm mehr Macht als gewöhnlich zusprechen sollten. Er bediente sich dunkler Magie, wurde immer mächtiger und stellte eine Gefahr für die friedvollen Bewohner dar. Mordaz, wie er sich zu späterem Zeitpunkt nannte, führte eine Armee aus Schattenkriegern und dunklen Wesen im Kampf gegen Luna's Krieger an, und befehligt sehr viele Truppen. Durch die Macht, die er im Laufe der Zeit bekam, alterte er nicht. In Avalon sind 100 Jahre zwar keine lange Zeit, aber Mordaz ist fast 600 Jahre alt und mit den Jahren wird seine Kraft immer stärker. Und genau das ist das Problem. Je älter er wird, desto mächtiger wird er, und desto mehr Macht er hat, desto unverwundbarer wird er. Sein Ziel ist es seit jeher, alle freien Völker und Lebewesen unter seinen Befehl zu stellen, und jene zu vernichten, die ihm nicht gehorchen.

Wir haben zu viele Freunde und Krieger verloren, aber alle unsere Mächte zusammen können nichts gegen ihn ausrichten. Viele Male fiel er in die Lager von Elfen ein, richtete ein Blutbad an, tötete Kinder und zerstörte jedes Leben, dass sich ihm in den Weg stellte." Elena schluckte. Sie kannte Mordaz zwar nicht, doch so, wie Bella von ihm erzählte, wollte sie ihn auch gar nicht kennen. „Und wo ist er jetzt?", flüsterte sie, doch auch diesmal wusste sie nicht, ob sie dies eigentlich erfahren wollte. „Er lebt in einer Festung auf einer Insel, die sich Askandor nennt, hinter der Grenze im Nordwesten." Bella ließ ihren Blick über das kurze Heidekraut schweifen, über das sie nun ritten. Elena hielt die Zügel ihres Pferdes locker und horchte weiter auf Bella's Erzählungen. „Als meine Mum die Prophezeiung erhielt, war es, als leuchtete ein Stern auf tiefschwarzem Himmel auf. Anfangs schenkte ich dem Ganzen nicht viel Glauben, doch jetzt, da du hier bist, weiß ich, dass Mordaz uns nicht mehr lange bedrohen kann." Sie strahlte Elena zufrieden an, doch diese erwiderte ihren Blick unglücklich. „Ich würde euch so gerne helfen, aber ich weiß doch gar nicht, wie. Ich muss nach Hause und außerdem ..."

Die Prophezeiung von Avalon - Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt