Die Prophezeiung von Avalon - Die Auserwählte

Stunde der Nacht

Mehrere Schreie wurden laut, als wie aus dem Nichts mehrere Naldor am Fuß eines Hügels auftauchten und die Elfengruppen nacheinander kaltblütig abschlachteten.

Ales wirbelte herum, kämpfte sich einen Weg dorthin, um seine Gefährten zu beschützen, und Elena erfuhr nicht, was er ihr hatte sagen wollen.

Schwarze Wirbel, bestehend aus Schatten bildeten sich, aus denen zahlreiche Naldor und Nodoc's sprangen, direkt in die unvorbereitete Elfenschar hinein.

Das ist schwarze Magie, dachte Elena panisch. Mordaz konnte seine Truppen nach seinem Willen teleportieren, was es Luna's Herr umso schwerer machte, gezielt gegen die schwarzen Truppen anzukommen. Sie musste Mordaz finden! Wenn seine Konzentration abgelenkt wäre, wäre das für ihre Armee eine enorme Hilfe. Aber dazu musste Elena ihn erst mal finden. „Fharion!" Ein blutbeschmierter, braunhaariger Krieger, den Elena erst Sekunden später als Aranel erkannte, stolperte in wenigen Metern Entfernung auf seinen Bruder zu, der sich gegen drei Schattenelfen zu wehren versuchte. Aranel hob mit zitternden Armen sein Schwert und wollte ihm zur Hilfe kommen, da wurde Fharion von zwei Pfeilen durchbohrt.

Elena's Aufschrei ging völlig im Gemenge unter. Aranel stürzte zu ihm, doch er wurde von den Naldor aufgehalten. Voller Wut hob und senkte der Krieger die Klinge in seiner Hand, die durch die Luft sauste, als wäre sie schwerelos. Trauer überschattete sein Gesicht, als er auf seinen toten Bruder sah und nahm mit all seiner verbliebenen Kraft Rache. Elena stolperte, als sie losrennen wollte, fing sich und rannte weiter.

Sie musste Mordaz finden, sagte sie sich, um nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Sie musste ihn finden, oder alle wären verloren. Ein Schnitt an ihrem Oberarm ließ sie schmerzlich zusammen fahren. Ohne nach zudenken rammte sie ihrem Gegner –einem übel zugerichteten Naldor- ihren Dolch in die Brust. Voller Abscheu sah sie, wie sich seine Fratze zu einem letzten, hässlichen Grinsen verzog, dann sank er zu Boden. Irgendwo ertönte Ales' Kriegsschrei und als sie den Kopf dorthin wandte, obwohl sie ihn unmöglich ausmachen können würde, blitzte eine dunkle Gestalt auf. Sie entfernte sich vom offenen Kampf und verschwand hinter einem Baumstamm.

Grimmig packte Elena ihren Bogen fester und folgte der Kreatur, von der sie mit einem ungeheuerlichen Gefühl genau wusste, wer sie war.

In diesem Augenblick sausten mächtige Hufe an ihr vorbei und ein stattlicher, pechschwarzer Hengst blieb neben ihr stehen. „Saphir.", stieß Elena erleichtert aus und stieg auf. Kraftvoll sprang der Hengst los, ließ das Getümmel weit hinter sich und ritt mit Elena an den Rand des Nachtwaldes. Sie stieg ab und spannte ihren Bogen. Eiskalter Wind ließ ihre verschwitzte Haut frieren. Elena spähte hinter den Baumstamm, bereit, zu schießen, als sie erstarrte.

Erschrocken bemerkte sie, dass sie sich keinen Zentimeter mehr bewegen konnte. Elena schwebte starr in der Luft, bis sie vor einem hoch aufgerichteten Schatten stand. Er schien schon fast menschlich zu wirken, doch schemenhafte Schatten umwirbelten ihn wie ein Umhang, der im Sturm flatterte.

Als er sich umdrehte, zuckte Elena bei dem Anblick, der sich ihr bot, zusammen. Sie kannte den Anblick zwar schon, aber doch schien ihr der schwarze Lord jetzt fremder denn je zu sein. Sein faltenloses Gesicht war kalkweiß, Knochen stachen aus der rauen Haut, seine Augen blitzten vor Hass. „Ich hatte wohl zu lange Geduld mit dir und deinen ... Freunden." Er spuckte ihr jedes Wort entgegen. „Heute Nacht wird es endlich erfolgen." Er strich sich seine schwarzen Haare aus der Stirn und lächelte böse.

„Nein.", flüsterte Elena krampfhaft. Der Fluch, den er auf sie gehetzt hatte, lähmte ihren Körper, jede Bewegung kostete Anstrengung und Kraft. Fieberhaft überlegte Elena, was sie tun sollte. Saphir war sofort losgeprescht, hoffentlich brachte sich der treue Hengst in Sicherheit.