Pan und Henry waren schon mindestens zwanzig Minuten verschwunden und langsam machte ich mir Sorgen um die beiden.
"Ich bräuchte hier mal einen Freiwilligen", rief Pan, als er um die Ecke kam. "Warum keine Freiwillige?", rief ein Junge und schaute mit einem fiesen Grinsen zu mir. Ich verdrehte meine Augen, stand auf und ging auf die Jungs zu. "Wenn ihr zu feige seit stell ich mich halt freiwillig", sagte ich machte eine Drehung und verbeugte mich. Ich hörte einen Jungen von weiter weg pfeifen, doch ignorierte es, und drehte mich zu Pan, der die Jungs strafend ansah. "Du könntest dabei drauf gehen", sagte er etwas leiser und ich grinste. "Und wenn schon, sterben tue ich so oder so, also warum solche Angst?!", sagte ich, und war von mir selbst überrascht das ich so etwas gerade wirklich gesagt hatte.
Diese Jungs färbten einfach zu sehr auf mich ab.
Pan nickte mit einem leichten Grinsen und nahm meine Hand. Er zog mich in die Mitte des Platzes und rief Henry zu sich. Der kleine hatte eine Armbrust in der Hand und wirkte sichtlich verängstigt. Pan holte einen Apfel aus seiner Tasche hervor und stellte ihn auf meinen Kopf, dann ging er zu Henry. "Jetzt kann ich dich ja wirklich Prinzessin nennen. Du und deine Apfel Krone", das war Felix, der anfing zu lachen, doch ich konzentrierte mich auf Pan, der Henry etwas zu flüsterte.
"Dieser Pfeil hat tödliches Gift auf seiner Spitze und jeder der damit in Berührung kommt, stirbt. Also, Sam, mach dich auf ein schönes neues Leben gefasst, wenn er daneben schießt", rief Pan und hielt den Pfeil in die Luft. Er drehte sich im Kreis und man sah eine dunkle Flüssigkeit im Licht glänzen. Leichte Panik kam in mir auf und ich schloss meine Augen, nur für eine Sekunde.
"Du willst wirklich, dass er auf Sam schießt?", fragte Felix und ich drehte meinen Kopf zu ihm, er war aus dem Kreis heraus getreten und stand mit überkreuzten Armen da, seine Augenbrauen hatte er angehoben und sah herausfordernd zu Pan. Pan lachte und überkreuzte seine Arme ebenfalls, "Willst du lieber an ihrer Stelle stehen?", fragte Pan und grinste. Felix sagte kein Wort, er kam einfach auf mich zu und nahm den Apfel von meinem Kopf. Er schubste mich leicht zur Seite und legte den Apfel auf seinen Kopf, er breitete seine Arme aus, als Zeichen dafür das er bereit war - bereit war zu sterben.
Ich schaute zu Pan, er würde doch nicht zu lassen, das jemand seinen besten Freund erschießt oder? Pan schaute zu Henry herunter und nickte, Henry schluckte und zielte auf Felix. Das konnte nicht gut ausgehen. Ich versank in einer Art Trance, alles was passierte, passierte auf einmal viel langsamer und ich bekam Angst, Angst um Felix und um Henry.
Henry schoss, doch noch im letzten Moment hatte er sich gedreht. Mein Herz blieb vor schreck stehen und meine Augen weiteten sich als der Pfeil in Pans Richtung flog. Seine Rechte Hand schnellte hervor und umschloss das Holz des Pfeiles. Er hatte den Pfeil aufgehalten, er hatte ihn ohne große Mühe einfach gefangen, die Spitze war nur so gerade durch sein Shirt gedrungen. Mir fiel erst jetzt auf das ich meinen Atem angehalten hatte und zwang mich wieder zu atmen. Felix sah zu mir herüber, nahm den Apfel von seinem Kopf und kam zu mir. "Alles gut bei dir? Du bist ziemlich blass gerade geworden", fragte Felix und ich schaute einfach zu ihm, sagte kein Wort, schaute einfach nur in seine Augen. Er seufzte und legte seine Arme um meine Taille, "Na komm her". Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und legte meinen Kopf auf seine Brust.
Ich fühlte mich sicher in seinen Armen. So sicher, wie in diesem Moment, hatte ich mich seit Tagen nicht mehr gefühlt. Felix' Hand streichelte über meinen Rücken und ich lächelte. "Danke", sagte ich und schaute in seine Augen, er schmunzelte und ließ mich los. "Ich bin zwar die meiste Zeit bei Pan, aber ein paar Manieren habe ich noch", sagte er und lachte, während ich kicherte.
"Na, amüsiert ihr euch schön?", ertönte seine Stimme hinter mir und ich wollte mich gar nicht umdrehen, ich wollte nicht wissen, ob der Pfeil doch tiefer eingedrungen war und jetzt ein riesiger Blut fleck auf seinem Shirt war. Felix lachte und sagte, "Ja, haben wir, aber dann bist du gekommen". Ich schaute lächelnd zu Boden und drehte mich schließlich doch um. "Ach, wenn das so ist gehe ich wieder", sagte Pan - er versuchte freundlich zu klingen, aber irgendetwas in seiner Stimme klang verbittert und verdammt angeekelt.
Ich schaute ihn verwirrt an, er hatte seinen Kiefer angespannt und ein gezwungenes Grinsen aufgesetzt. Seine Hand hielt immer noch den Pfeil, er schien ihn regelrecht zu erdrücken - ein Mensch wäre schon längst erstickt. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen, kaum merklich schüttelte er seinen Kopf und seufzte, "Ich stör euch dann nicht weiter", sagte er und ging.
Ich drehte meinen Kopf wieder zu Felix und schaute diesen fragend an, doch er zuckte nur mit den Schultern.
*****************************
"Felix?", fragte ich flüsternd und drehte mich leise zu ihm um. "Hm?", gab er verschlafen von sich und hievte sich auf die andere Seite um mich an zu sehen. "Habt ihr hier irgendwo Bücher?", fragte ich und Felix gab ein ein genervtes Grunzen von sich. Er stützte sich auf einem Arm ab und ich konnte nur noch seine Silhouette erkennen, da der Mond ihn von hinten anstrahlte, "Da musst du Pan fragen, er behält sie alle bei sich, keiner weiß warum. Aber frag ihn lieber morgen sonst ist er den ganzen Tag mies drauf", lachte Felix leise und sprach weiter, "Der letzte, der Pan nach etwas Nachts gefragt hat, wurde an der Klippe ausgesetzt. Er hat erst nach zwei Wochen zurück gefunden". Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln und sagte verträumt, "Ich würde gar nicht mehr hier her finden". "Das glaube ich eher weniger, zu Not würde ich dein Retter sein und dich wieder zurück bringen", sagte Felix und legte sich auf seinen Rücken. Ich lächelte und tat es ihm gleich, "Da bin ich aber beruhigt".
Ich schaute durch die Äste die schwarz im Mondlicht schienen. Ich lächelte die Sterne ein letztes mal an, bevor ich meine Augen schloss und in einen Traumlosen Schlaf fiel.
DU LIEST GERADE
Loving A Psycho|
FanfictionWas ich wolle? Ich, ich wusste es nicht was ich wollte. Ich hatte es noch nie gewusst. Ich wollte immer nur frei sein. Frei sein und den Mond an meiner Seite, der mich nie verlassen würde, egal was passieren würde. Ich wollte fliegen. Weg fliegen vo...