Last day:

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Es fiel mir schwer zu lachen, als meine Freundin etwas eigentlich lustiges sagte. Meine Mundwinkel sackten bei jedem Versuch sofort nach unten. Die Zeit hier ging dem Ende zu und ich hatte zu Beginn nicht damit gerechnet, dass es mir hier gefallen würde. Doch am liebsten würde ich hier bleiben.

Die Stadt war schön, das Land war schön und die Sprache. Blake lebte hier, wenn auch nicht in London, aber er wohnte in diesem Land. Ganz ausversehen hatte ich angefangen ihn zu mögen, vom ersten Moment an war ich verliebt. Es machte den Anschein als ginge es ihm auch so, aber ich war mir unsicher.

Angesprochen hatten wir es nie. Wir kannten uns ja erst ganz kurz. Andererseits welcher Engländer würde mit einer Deutschen so viel machen wollen, wenn er sie nicht ausstehen kann. Trotzdem änderte es nichts an dem heutigen Datum und der Tatsache dass wir wieder nach Hause mussten.

Konnte man nichts dagegen machen, drehen und wenden würde wohl weniger helfen. Er wollte heute nochmal etwas mit mir unternehmen, bevor wir und vermutlich nie wieder sehen würden.

Vielleicht würde der heutige Nachmittag einiges klären. Vielleicht würde ich aber auch unwissend zurück fliegen. Der dunkelhaarige Junge schien manchmal selbstsicher aber im Grunde war er genauso schüchtern wie ich.
Meine Freundin stupste mich an.

"Triffst du ihn heut nochmal?", fragte sie neugierig mit einem dieser vielsagenden Blicke.

"Ja das letzte Mal... leider", wisperte ich mit einem traurigen Schlucken. Es auszusprechen schmerzte noch mehr und versetzte meinem Herz einen tiefen Stich. Dieser fühlte sich an wie ein Dolch, welcher sich durch meinen Brustkorb bohrt.

"Sei nicht so negativ Noora", antwortete sie mit viel positiver Energie in der Stimme. Mühevoll zwang ich mir ein Lächeln auf. Im Inneren wusste ich jedoch, dass das Gegenteil eintreffen wird.

Eine Nachricht von Blake kam an. Die Aufregung packte mich, wie so oft. Unkontrolliert fing ich an zu Lächeln, was mir den Tag sonst so schwer gefallen war. Blake. Er wartete unten und umarmte mich als ich freudig auf ihn zu stürmte. Das Treffen war kein Date oder sowas. Es war ein einfaches Treffen.

Ein Date wäre nur möglich, wenn wir im gleichen Land wohnen würden. Doch das taten wir nicht. Inoffiziell handelte es sich vielleicht um eines. Aber darüber hatten wir uns nie unterhalten. Vermutlich wusste er genau wieso ich ihn mit einem Strahlen auf den Lippen in die Arme schloss, obwohl ich sonst doch eher zurückhaltend war. Von seiner Seite aus kam genauso viel Zuneigung.

Anschließend schloss er seine Hand um meine und verschränkte seine Finger in meinen. Es fühlte sich so richtig an und sie passten perfekt ineinander. Ich schaute auf unsere Hände und lächelten still und er tat es mir gleich. Schweigsam gingen wir nebeneinander zum Hyde-Park. Meine Hand an seiner. Keiner wusste so recht was er sagen sollte.

Trotzdem schaute er mich die ganze Zeit von der Seite an und trug dieses gewisse Lächeln auf den Lippen. Ich lief rot angelaufen neben ihm her und schaute auf den Boden. Wir folgten einem kleinen Weg und landeten auf einer Brücke welche von spät blühenden Büschen umgeben war.

Die Brücke führte über einen kleinen See in dem ein paar Enten ihre Bahnen zogen. Wir hielten an und blickten auf das etwas trübe Wasser. Blake hielt immer noch meine Hand und machte auch nicht den Anschein diese in der nächsten Zeit loszulassen. Sein Kopf wandte sich zu mir und er sah mich mit einem intensiven Blick an.

Verzweifelt versuchte ich ihm stand zu halten aber es misslang mir nach kurzem. Ich konnte es einfach nicht. Meine Knie wurden weich und drohten wegzuknicken. Er öffnete seinen Mund und schloss ihn im nächsten Moment.

"Es ist traurig, dass du morgen gehst!", brachte er dann schüchtern mit einem traurigen Unterton raus.

Anschließend drückte er meine Hand etwas fester und baute wieder diesen Blickkontakt auf. Ich grinste ihn an und hoffte es wirkte nicht zu creepy.

"Finde ich genauso. Ich würde gern länger hier bleiben", seufzte ich. Traurig schaute er mich an und ich hätte ihn am liebsten geküsst. Aber dafür war ich definitiv zu schüchtern.

"Hoffentlich sehen wir uns wieder", meinte er hoffnungsvoll.

Diesmal drückte ich seine Hand fester "Ja klar, wenn du dann in Deutschland bist. Da bin ich das Fangirl ganz vorne", lachte ich.

Er grinste und tausend Schmetterlinge flogen durch meinen Bauch. Gleichzeitig drohte mein Herz zu zerreißen. Dieser Junge, er war so toll und ich wollte ihn nicht verlieren. Wieso musste ich in England sein. Leider war mir bewusst, dass ich ihn vermutlich nicht wieder sehen würde. Vor allem war es schlimm, weil ich Blake so mochte.

Ich hatte noch nie jemanden getroffen, der so viele Punkte hatte die ich einfach mochte. Auf dem Weg zurück waren wir wieder eher schweigsam. Keinem fielen passende Worte ein. Die Verabschiedung fiel uns beiden sichtlich schwer.

Es endete in einer Umarmung und als er ging lief ich heulend die Treppe nach oben. Ich konnte es nicht zurückhalten. Es tat unglaublich weh und oben hämmerte ich gegen die Tür. Meine Freundin öffnete mir diese und nahm mich in den Arm. Sie verstand sofort.

Sie wusste genauso dass sie nichts sagen sollte sondern einfach nur schweigen. Diese Stiche um meine Herzgegend waren so schmerzend und ich hatte das Gefühl es nicht mehr aushalten zu können. Ich weinte und konnte nicht mehr aufhören.

Es würde nicht enden. Wieso verliebte ich mich auch in einen Jungen aus England? Warum tat mir mein Kopf und mein Körper das an? Ich wollte einfach nur nachhause. Schluchzend saß ich auf meinem Bett und ließ die Wasserfälle laufen. Dabei hoffte ich dass es irgendwann vielleicht aufhören würde.

Aber vermutlich würde es nie enden. Der Dolch bohrte sich weiter und war kurz davor meinen Brustkorb zu durchdringen. Doch erlösen konnte er mich nicht.

Note to Blake  (Richardson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt