Summertimes sadness:

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Der Zug ruckelte vor sich hin und versuchte zu beschleunigen. Angespannt starrte ich aus dem Fenster und versuchte nicht nach Links zu sehen. Die Frau auf dem Platz schaute mich die ganze Zeit an und machte den Anschein, mich nicht leiden zu können. Aufgrund dessen wollte ich lieber Blickkontakt vermeiden.

Vielleicht mochte sie meinen Lippenstift nicht oder meinen Style. Ich wusste nicht was in ihr vorging. Eigentlich sollte ich mir auch keine Gedanken darüber machen. Es war eigentlich nicht wichtig. Doch aus irgendeinem unerklärlichen Grund konnte ihn nicht von diesem Gedanken ablassen. Es belastete mich, dass sie mich nicht mochte.

Ich litt unter dem Drang, dass jede Person auf dieser Welt mich mögen sollte. Dies war nicht der Fall, es war mir bewusst. Dennoch wollte und konnte ich es nicht einsehen. Wieso mochte sie mich nicht? Noch zwei Stationen bis zum Londoner Hauptbahnhof . Mir war langweilig und ich hörte Musik. Ein Lied von Troye Sivan spielte in meinem Ohr.

'I have want you to colour me blue...', ich widersetze mich der Versuchung mitzusingen, auch wenn es mir schwer fiel. Aber auch das vertrieb die Langeweile nicht.

"Wo bist du?", erschien auf meinem Handy als Nachricht. Sie war von George.

"Noch zwei Stationen bis zum Bahnhof und dann noch mal mit der Tram fahren", beschwerte ich mich, weil es ein so langer Weg war. In London fühlte ich mich immer so verloren. Große Städte war ich einfach nicht gewohnt.

"Wir sind schon beim Dreh. Ich schick dir gleich die genaue Adresse", bot er nett an.

"Danke. Wie ist er so drauf? Rechnet er damit?", fragte ich etwas aufgeregt und mein Herzschlag beschleunigte augenblicklich.

"Er ist echt gut drauf und ich glaube nervös wegen dem Dreh" , meinte George mit ein paar lachendem Emojis.

"Bis gleich"!

Noch eine Station.

Mein Blut pochte laut in meinem Ohr und ich hatte das durchdringende Gefühl, dass mein Herz jeden Augenblick aus meinem Körper entfleuchten würde. Jeder Muskel war plötzlich unkontrollierbar. Das Grinsen, welches ich nun nicht mehr abstellen konnte, musste auf Außenstehende erschreckend wirken. Doch ich konnte nicht anders. Ich freute mich so sehr. Gleich Blake wiederzusehen und in seinen Armen zu liegen.

Der fast perfekte dunkelhaarige Junge, der mich dazu brachte auszusetzen. Mein Gehirn zum Stillstand brachte. Anschließend machte ich mich auf den Weg zu einer U-Bahn. Nur zwei Stationen, welche wir rasend schnell erreichten. Angekommen.
Ich folgte der Adresse, die George mir gesendet hatte. Etwas planlos drehte ich mein Handy hin und her. Bis ich es in der richtigen Position hatte.

Wie von selbst navigierte mich das Telefon zu dem Platz, an dem das Musikvideo gedreht wurde. Stimmenwirrwarr drang an mein Ohr und ich wusste, dass es sich um mein Ziel handelte. Mein Gang beschleunigte sich sofort und mein Lächeln wurde noch breiter. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mein Atem ging unglaublich schnell. Flach.

Ich bog um eine Ecke und in einem Hof sah ich eine große Scharr an Mädchen. Hinten war eine Bühne, aber die Jungs standen längst nicht mehr da. Ich mischte mich unter die Menge und dann tippte jemand mich an. Als ich mich umdrehte sahen mich klare blaue Augen an.

"Hey", sagte George, welcher bunte Haare sowie Klamotten hatte.

Er versuchte nicht zu zeigen, dass wir uns kannten, aufgrund der ganzen Fans. Es würde nur für Aufruhr sorgen und das wollten wir beide lieber vermeiden. Auch wenn ich noch gerne mit dem Star Wars Fan geredet hätte.

"Wir sehen und bestimmt später", flüsterte ich ihm lachend zu.

Dann nickte er nach drüben um zu symbolisieren wo Blake sich befand. Mein Freund. Hastig suchte ich nach ihm und grinste vorher den Ruhigen wild an. Der dunkelhaarige Junge stand etwas abseits und wirkte planlos. Fast sah er verloren aus und das machte ihn umso süßer, sie diese gewisse Verzweiflung, welche ihm ins Gesicht geschrieben war.

Gott ich war so verliebt. Sein Gesicht war voller Farbe, sowie seine dunklen Haare und er sah so gut aus. Ich beobachtete ihn kurz und wollte dann zu ihm. Ein Mädchen mit braunen gewellten, langen Haaren stellte sich nun zu ihm. Er setzte ein Lächeln auf und sofort war da dieses Stechen.

Eigentlich brauchte es das nicht, weil es 'nur' ein Fan war. Fans hatte er viele. Ich sagte mir immer wieder 'SIE IST EINE VON VIELEN'. Trotzdemsetzte es an und versuchte mich zu zerreißen.

Das Mädchen in unserem Alter mit den schönen Haaren, redete mit ihm und trug dabei ein perfektes Zahnpastalächeln. Wie sie mich aufregte. Sie war bildhübsch. Keine Frage. Das konnte jeder sehen. Das Mädchen redete auf ihn ein, kicherte und zückte dann ihr Handy. Blake nahm es anschließend und war dabei ein Grinsen aufzusetzen, was er nicht bei jedem Selfie tat.

Die setzte einen Modelblick auf, für den ich sie am liebsten töten würde. Denn sie sah damit nur noch besser aus. Aber er war so süß und bemühte sich um seine Supporter. Er war mir so wichtig. Deshalb unterstütze ich ihn durch und durch. Auch wenn es ab und an zu solchen Eifersuchts Anfällen kommt. Zum Abschied schloss sie die Arme um ihn und er tat es auch.
Es war vorbei.

Ich machte mich bereit ihn nun überraschen zu können. Sie würde gehen und dann würde er wieder mir gehören. Vorsichtig ging ich auf die beiden zu. Ich freute mich, ihn gleich überraschen zu können, weil er absolut nicht damit rechnete, heute mir zu begegnen. Ein paar Mädchen befanden sich vor mir und kurz verlor ich ihn aus den Augen.

Keine Panik, sowas war normal. Gleich könnten wir uns nach langer Zeit wieder küssen. Silvester war schon wieder gefühlte zehn Jahre her. Es handelte sich eigentlich um zwei Monate. Doch auch diese Trennungszeit war hart. Nun war es so weit.

Als die Gruppe der Mädchen, welche alle ebenfalls voller Farbe waren, verschwanden, sackten fast meine Beine zusammen. Ich wusste nicht ob das Geschehen wirklich real war. Es konnte nicht echt sein. Ich träumte und war in einer Parallelwelt gelandet. Doch ich musste mir eingestehen, dass es echt war. Schließlich stand ich gerade hier.

Im hier und jetzt. Meine Freude wich zurück. Konnte nicht mehr bleiben. Meine Beine drohten zusammenzubrechen. Sie konnten mich nicht mehr halten. Ich war schwach. Verwirrt. Doch trotzdem sah ich es genau. Es war die Realität. Meine Realität, in der ich lebte.

Genau in dieser küssten sie sich.

Note to Blake  (Richardson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt