Forget me now:

252 18 10
                                    

...

Der Regen prasselte auf meinen Kopf. Meine Haare klebten an meinem Gesicht. Sie waren nass und ich fühlte mich schrecklich.
Langsam entwickelte sich ein Tempo, trotz meiner mangelnden Koordination. Und obwohl ich eher weniger der sportliche Typ bin. Mein Lauf war gleichmäßig und das Füße voreinander setzten klappte erstaunlich gut. Ich zählte die Schritte, schon um mich abzulenken. Was eher weniger funktionierte.
Nach meinem Empfinden zu urteilen, war ich ziemlich schnell, denn ich sah schon die Bushaltestelle. Diese an der wir vorhin ausgestiegen waren.

Wir.
Ein wir gab es vermutlich nicht mehr.
Würde es nie wieder geben.
Schließlich war dies das Ende.
Das Ende einer Geschichte?
Was ziemlich dramatisch klingt aber genauso fühlte es sich in diesem Moment an.

Blake hatte mein Leben lebenswert gemacht. So federleicht und wunderbar. Alles war so einfach mit ihm gewesen. Alles war richtig ... gewesen.
War...

Ich wartete einige Zeit, bis meine Mitfahrgelegenheit ankam. Die meisten Busse fuhren zu ein einem nahegelegenen Ort, von welchem es nicht mehr weit war zu seinem Haus.

Dort stand ich, dem Wetter ausgesetzt und stieg in den nächst besten Bus ein. Zu Blakes Haus.

In diesem Moment war ich froh, einen Schlüssel zu besitzen. Im Bus befand sich fast keine Person. Eine alte Frau, welche vorne mit dem Busfahrer redete. Bevor ich eingestiegen war, hatten mir beide nur mitleidige Blicke zugeworfen.

Nicht mal aus dem Fenster schauen half. Ich konnte an nichts anderes denken.
Blake und Sophie.
Sophie und Blake.
Sophie Richardson, klang sowieso viel besser als Noora Richardson.
Ich fühlte mich so hintergangen.
So dumm.
Ein dummes kleines Kind was an die Liebe geglaubt hatte. Ich hätte bei meinen Zweifeln bleiben müssen.

Der Bus hielt und ich stolperte heraus. Ein starker Wind peitschte mir die Tropfen ins Gesicht. Meine Klamotten klebten an meinem Körper. Genauso wie meine Haare.
Ein paar Straßen entlang und dann befand ich mich vor der Tür. Die Tür durch die ich schon so unzählige Male getreten war.
Als ich sein Haus betrat, war niemand da. Natürlich hatte ich nichts anderes erwartet. Soulla arbeite und Abbie machte etwas mit Alexia.

Ich würde die beiden vermissen. Irgendwie hatten sie mich immer  gut behandelt.
Wie ein Familienmitglied. Auch wenn ich nur indirekt eines war.
Verbesserung ... gewesen war.

Ich stürmte mit tropfenden Klamotten nach oben. Öffnete die Tür zu Blakes Zimmer. Alles roch nach ihm. Ich riss die Bilder von uns ab, welche er sich aufgegangen hatte.
Sie gehörten nicht mehr dort hin. Ich sah sie an... dann zerriss ich sie in tausende Stücke. Wie Konfetti lagen die kleinen Teile auf dem Boden.

Anschließend kramte alles zusammen und zog mir etwas anderes über. Meine Sachen konnte ich schlecht so nass anbehalten. Meine nassen Haare formte ich zu einem
Dutt zusammen, weil ich sie nicht noch einmal waschen wollte.
Mein einziges Verlangen war die Flucht.
Raus hier...
Weg von all den Erinnerungen.

Ich suchte ein Stück Papier und einen Stift. Dann legte ich diesen kleinen Zettel auf Blakes Kommode mit den Worten:
'YOUR KEY' und daneben den Schlüssel.
Diesen würde ich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr brauchen.
Ich nahm meinen Koffer und schleppte ihn nach unten. Anschließend ließ ich meinen Blick ein letztes Mal durch das Haus schweifen.
Was etwas von einem Film Moment hatte. In einem Film würde Blake jetzt durch die Tür rennen und sagen, dass er mich liebt oder sowas in der Art.
Aber ich war diejenige die die Tür öffnete.

Das letzte Mal.
Doch ich durfte nicht nostalgisch werden. Draußen wartete ein Taxi, welches ich von meinem letzten Geld bezahlte. Am Flughafen cancellte ich meinen eigentlich geplanten Rückflug. Dafür bekam ich nicht all mein Geld zurückerstattet. Doch es reichte. Daraufhin buchte ich den nächst besten Flug zurück nach Deutschland.

Meine Tränen waren mittlerweile langsamer geworden. Der Taxifahrer hatte mir nur einen mitleidigen Blick geschenkt, so wie auch viele andere.

Ich gab mein Gepäck ab und checkte ein. Daraufhin musste ich noch etwas Zeit verschweifen lassen, bis es endlich los ging. Mein Handy hatte ich ausgestellt. Ich wollte keinen Kontakt mehr zu dieser Welt, ich fühlte mich nicht dazu im Stande.

Alle Passagiere mussten zum Flugzeug. Als ich auf meinem Platz saßen, weinte ich erneut los und mein Sitznachbar sah mich nur irritiert an. 'Everything okay with you Miss?', fragte mich eine Stewardess. Ich brachte nur ein stummes Nicken hervor, auch wenn es offensichtlich war, dass es nicht so war. Dann startete mein Flugzeug und mein Herz wurde ein wenig leichter, für jeden ansteigenden Meter. Immer noch betäubt saß ich da.

Vielleicht hatte ich mein Körpergefühl verloren, denn ich spürte nichts mehr. Plötzlich wusste ich nicht einmal mehr, wer ich wirklich war. Ich fühlte mich einfach nur alleine, verraten. Stumm traten erneute Tränen aus meinen Augen und perlten an meinem Kinn sachte ab.

Note to Blake  (Richardson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt