Sans suchte Ylenia die ganze Nacht lang. Seine Augenhöhlen starrten wild in der Dunkelheit umher, voller Hast und Angst. Angst. Ein Gefühl, welches er schon sehr lange nicht mehr spürte. “Ylenia!”, schrie er. Niemand antwortete. Er schrie nochmals, doch es kam keine Antwort.
Endlich war er im Feld der Echo Blumen angelangt, aber seine Hoffnung Ylenia zu finden war nur noch ein trüber Schimmer. Dies war der letzte Ort, an dem sie hätte sein können. Er durchstreifte das leuchtende Blau, bis er einen Körper sah, der vor einer besonders großen, einzelnen Echo Blume lag und sich nicht rührte. Voller Panik hastete er über das Feld, fiel vor dem Körper auf die Knie und legte seine knochigen Hände sanft darauf. “ … Ylenia? Ist alles in Ordnung? Sprich mit mir.” Das Mädchen schluchzte leise, drehte sich aber zu Sans. Ihr Gesicht war nass und ihre Wangen rot. “Sans, was machst du hier?”, ihre Stimme bebte etwas. “Ich habe dich im ganzen Untergrund gesucht! Du warst einfach verschwunden, ich habe mir Sorgen gemacht.” “Tut mir Leid, dass ich dich traurig gemacht habe.” Das Skelett hob ihren Oberkörper hoch und drückte das Mädchen gegen seinen Brustkorb. Sie schloss die Augen, ihre schlechten Gedanken verflüchtigen sich in Windeseile und sie wurde ruhig. Etwas Nasses tropfte Ylenia auf die Nase. Sie blickte hoch zu Sans, der leise weinte und sie nur noch fester an sich presste. Das Mädchen streckte ihren Arm nach oben, um ihre Hand auf sein Gesicht zu legen. Sie war warm und Sans schmiegte sich hinein. “Ich werde nicht mehr weglaufen. Versprochen.”, flüsterte sie. Sans nickte leicht. “Ich kann dich verstehen, der ganze Schmerz auf einmal. Irgendwann bricht alles heraus.” Das Mädchen setzte sich auf, sie war verwirrt. “Was ist passiert?” Er wand die Augenhöhlen ab. “Sag es mir, Sans. Was bedrückt dich so?” Weitere Tränen flossen über die Wangenknochen, das Skelett schniefte kurz. “Papyrus und ich waren immer allein. Wir lebten auf der Straße, er war damals noch ein Baby. Eines Tages kam ein Skelett zu uns, aber er sah seltsam aus, sprach nur in Handzeichen und sein Lächeln war stumpf. Er nahm uns mit und gab uns zu essen und trinken. Wir waren eigentlich sehr froh darüber, bis auf einmal Papyrus über Nacht verschwunden war.” Ylenia starrte Sans mit aufgerissenen Augen an, schon die ganze Zeit über. Aber sagen konnte sie nichts. “Ich suchte überall nach ihm, bis ich auf ein geheimes Labor stieß. Es war nur Zufall gewesen, denn ich stolperte in der Bücherei des Skeletts über einen Hocker und fiel gegen eines der Bücherregale. Daraufhin tat es sich auf und dahinter lag das Labor. Dort fand ich auch Papyrus in einem Glaskasten mit lauter Schläuchen am Körper. Du kannst dir vorstellen wie geschockt ich war. Ich nahm ihn sofort mit und verschwand noch in der gleichen Nacht aus diesem Haus und lief weit weg. Deshalb hatte ich solche Angst, als du plötzlich weggelaufen bist. Noch dazu wurdest du kurz davor auch noch halb tot gefoltert. Ich halte so etwas nicht aus.” Er weinte wieder und Ylenia konnte nichts anderes tun als ihn anzustarren. “Es tut mir so Leid, Sans. Ich konnte ja nicht wissen … das trägst du mit dir herum? All die Jahre? Und kannst trotzdem noch Scherze machen?” Sans nickte langsam, sah seine Freundin aber nicht an. “Paps weiß nichts davon, er war noch so klein. Und ich will nicht, dass er es heraus findet. Deshalb bin ich der nervige große Bruder, der die schlechten Witze macht.”, “Also war es immer eine Maske?” Das Mädchen war erschüttert, traurig über diese Worte. Sie wand ihr Gesicht ab. Das Skelett sah sie an und nahm ihr Gesicht in seine Hände, drehte ihren Kopf zurück in seine Richtung. “Ylenia, ich liebe dich. Ich war immer ehrlich zu dir und ich war immer ich selbst. Du bist der einzige Mensch, bei dem ich sein kann, wie ich bin.” Sie lächelte mild. “Sans, ich bin der einzige Mensch, den du überhaupt richtig kennst.” Die beiden kicherten und schlossen sich in die Arme. “Ich glaube”, sagte Sans, als sie sich los ließen “wir müssen ein paar Verbrecher fangen.”
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Undertale
FanfictionYlenia lebt glücklich bei ihren Freunden im Untergrund, doch eines Tages passiert etwas Schreckliches. Ob die Freunde ihr neues Abenteuer bewältigen?