Luthadel ~ Chapter 2

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Mit fahrigen Fingern massierte sie die schwarze Aschenfarben in ihr Haar.

Nach und nach verschwand das Grau und silbrigweiß aus Mivas Locken und wandelte sich in ein tiefes schwarz, auch wenn es nur vorübergehend war.

Der Oberste Herrscher würde bald da sein und ihr blieb nur noch wenig Zeit. 

Nachdem sie auch die letzte Strähne so ordentlich wie möglich abgedeckt hatte, zog sie das dunkelblaue Kleid an und band ihre Haare zu einem Zopf. 

Ihr blieben nur noch wenige Minuten, weshalb sie sofort hinunter eilte und das Schwert zum wiederholten Male in die glatten Samttücher wickelte. Vorsichtig hob sie das Schwert auf ihre Arme und hielt es fest. Gleich würde er da sein, gleich müsste sie sich ihm stellen.

Panik durchfuhr sie, während sie starr auf die dunkle Holztür sah, welche sich jeden Moment öffnen sollte. Sie Durfte keine Schwäche zeigen, das war tödlich in diesem Moment.

 Ein Klopfen ertönte und Nathalian öffnete die Tür. Hinein trat ein Inquisitor, gefolgt vom Obersten Herrscher persönlich. 

Miva verbeugte sich sofort und erhob sich erst nach einigen Sekunden wieder. Dort stand er, ihr Vater. Näher als je zuvor war er ihr und ihr War wohl bewusst, dass er sie ohne zu zögern umbringen könnte.

 "Oberster Herrscher Sir, wir haben Ihre Bestellung fertig... Dies hier ist Miva, sie lernt das Schmiede Handwerk und sie war es auch, welches euer Schwert in Auftrag nahm." 

Der Oberste Herrscher wand sich mir zu und betrachtete sie einmal. "Es Ist mir eine Ehre."

 Ihre Stimme war brüchig, doch sie hielt. Mit zitternden Fingern legte sie das Schwert frei und hielt es Ihrem Vater hin. 

Seine Hand fuhr über die Verzierungen an der Klinge und umfasste schließlich den Griff. Miva gab sich große Mühe nicht zusammen zu zucken, dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihre Arme sich kurz näher an ihren Körper zogen.

 Die Angst floss durch ihre Venen, während er mit dem Schwert hantierte und es hin und her schwenkte. "Es ist gut verarbeitet. Alles ist richtig... Ja, das ist gut gearbeitet worden."

 Vorsichtig legte er das Schwert wieder auf den Tüchern in Mivas Armen ab, welche es sofort wieder in den weichen Samttücher begrub. 

"Du bist also die kleine Schmiedin... Wie war dein Name doch?"

Sein Ton war herablassend, doch Miva ignorierte dies gekonnt. Sie war es gewohnt.

 "Mein Name ist Miva, Oberster Herrscher." Auch ihre Stimme zitterte leicht, während sie das Schwert sanft in die Kiste legte, mit welcher es transportiert werden sollte. 

"Miva... welch außergewöhnliche Name..." Er musterte sie und sein Blick fiel auf Ihre Haare. 

Einen Moment schien etwas zu bemerken, ehe er sich wieder ihr selbst Zuwand. 

"Was würdet ihr sagen, wenn ich euch als Hofschmiedin engagieren wollte?" Miva riss die Augen auf und hörte, wie auch Nathalian scharf Luft einzog. 

"E Es wäre... Mir eine Ehre Oberster Herrscher." "Nathalian, sie hätten nichts dagegen?" Sie sah zu ihm, beobachtet wie er langsam den Kopf schüttelte. "Natürlich nicht..." 

Miva wand sich wieder nach vorne und hoffte, dass dies Tatsächlich nur rhetorisch war, doch ein Lächeln erschien auf dem Gesicht ihres Gegenüber. 

"Gut. Morgen früh erwarte ich euch vor den Toren Krediksheim Miva." Sie nickte und verbeugte sich ein weiteres Mal. Der Oberste Herrscher drehte sich um und ging durch die Tür, blieb allerdings noch kurz im Eingang stehen.

 "Und Miva?" "Ja Oberster Herrscher?" "Ich erwarte euch ohne Aschefarbe im Haar."

 Er sah sie ein letztes Mal eindringlich an und stieg dann in die Kutsche. Der Inquisitor nahm die Truhe und folgte ihm wortlos. Die Tür schloss sich und die Kutsche fuhr davon. 

Miva schnappte nach Luft, ihre Brust schien sich zuzuschnüren und Ihre Beine wollten ihr Gewicht nicht weiter tragen. Ihre Knie berührten den kalten Boden, ihre Hände folgten und so kam es, dass sie schließlich komplett auf dem verdreckten Stein lag.

 Schwere Schritte kamen ihr näher, hoben sie hoch und sie wurde in starken Armen die Treppe hinauf in ihr Zimmer getragen. Nathalian legte sie sanft auf dem Bett ab und setzte sich neben sie. 

"Beruhige dich Miva, ganz ruhig...", flüsterte er ihr zu und langsam normalisierte sich ihre Atmung wieder. 

Miva sah ihn Hilfesuchend an, doch er konnte ihr mir mitleidig über die Haare streichen.

 Sie war sich bewusst, dass für sie beide nun eine harte Zeit kommen würde. Für Miva, da sie nun ständig auf der Hut sein musste und um ihr Leben zu kämpfen wusste, für ihn, wegen des ewigen Bangens um seine Ziehtochter. 

Ihr Blick begegnete seinem und die legte eine Hand auf seine Wange. "Immerhin... wusste er es nicht..."

 Ihre Stimme hatte etwas aufmunterndes und trotz der gespannten Situation, mussten sie beide lachen. 

Ja er wusste es nicht, aber er würde es erfahren. Auch dessen waren sie sich beide bewusst. Miva löste ihren Zopf und sah ihn eindringlich an.

 "Sagt keinem, dass ihr es wusstest!" "Ich werde dich bestimmt nicht verleugnen!" Miva funkelte ihn an und beobachte genau, wie er ein wenig zusammen zuckte. 

"Oh doch Nathalian. Du Wirst es müssen!", zischte sie und mit einem Seufzen nickte er. Er klang resigniert und erschöpft, was sicher nicht nur dieser Tag zur Schuld trug. 

"Es tut mir leid Nathalian... aber es ist besser so..." 

Mühsam richtete sie sich auf und verbrannte sofort Weißblech, da sie sonst umknicken würde. 

Langsam stand sie auf und packte ihre Sachen in einen kleinen Beutel. Es war nicht viel was sie besaß, ein paar Kleider und eine Kette, welche sie zu jeder Zeit trug. Dazu packte sie noch ein kleines Buch ein und band ihre Haare wieder zu. 

Ihre Finger schlossen sich um den Anhänger der Kette, als sie nochmal tief durch atmete. Es war schon spät, die Schmiede schloss bereits und als Ihr Blick sich aus dem Fenster wand, sah sie bereits die ersten Nebelschwaden aufziehen. 

Nathalian verließ ihr Zimmer und seufzend ließ sie sich auf ihr Bett fallen, in dem Wissen, dass sich nun alles ändern würde.

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