Luthadel ~ Chapter 3

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Resigniert seufzend stützte er sich an dem großen Tisch ab, wobei die dunkelrote Flüssigkeit in seinem Weinglas leicht aufschwappte.

 Er war nie sonderlich geduldig gewesen und zur Zeit wurde seine Geduld auf eine noch viel härtere Probe gestellt. 

Er suchte sie, musste sie finden. Seine Tochter, sein eigen Fleisch und Blut... Das Halbblut seines Ursprungs.

 Seine Augen schlossen sich und er rief sich das Bild des zierlichen Mädchens wieder vor Augen. 

Ihm war die silbrigweiße Haarspitze nicht entgangen, ebensowenig wie die leicht körnige Farbe in all den anderen Strähnen.

Sie könnte es sein, es war möglich. 

"Oberster Herrscher? Graf Wager erbittet eine Audienz bei euch." 

Er sah auf, erblickte ihm gegenüber ein junges Dienstmädchen und nickte ihr einmal zu. 

"Morgen früh um zehn Uhr sollte ich Zeit für ihn finden. Aber sagen sie ihm, er solle mich ja nicht unbegründet stören." 

Seine Stimme war rau durch die Wut und den Frust, eingeschüchtert nickte das Mädchen ehe es davon ging. 

Mädchen wie sie waren der Grund, warum er heute in dieser verzwickten Situation steckte. Sie und... Lilian. 

Der Gedanke machte ihn noch wütender als er eh schon war.

 Seine Hände ballten sich zu Fäusten und wütend warf er das Glas gegen die gegenüber liegende Wand. 

Seine Adern stachen deutlich hervor und das Blut pumpte lautstark in seinen Adern. 

Er hatte sie geliebt, so sehr, dass er selbst über die Tatsache hatte hinwegsehen können, dass sie eine Skaa War. Schlimmer noch, eine Hure.

 Seine einzige Bedingung war es gewesen, dass sie dieses Kind nach der Geburt loswerden würde. 

Er verstieß so schon gegen genug Regeln, doch ein Halbblut als Kind... Das konnte er sich nun wirklich nicht leisten.

 Doch nein. Sie hatte es im Geheimen weg gegeben, aus dem Schloss nehmen lassen. 

Sie hatte lieber das Leben dieses wertlosen Halbblutes gerettet als ihr eigenes und so musste er sie töten. 

Schmerz durchfuhr seine Brust als er daran dachte. Wie sie ihn bittend an gesehen hatte, ehe er das Schwert in ihrer Brust versenkt hatte. 

Doch das änderte nichts an ihrem Verrat. Nein, es machte es nur schlimmer. 

Hart presste er seine Lippen aufeinander und beruhigte sich langsam. Sein Blick folgte den Rinnsälen der rubinroten Flüssigkeit.

 Er konnte es nicht ändern, er konnte es bloß bereinigen.

 Das Kind finden und umbringen. 

Er hatte nicht viel über sie herausgefunden. 

Es war eine 'Sie' mit außergewöhnlichen Haaren. Höchstwahrscheinlich Nebelgeborene und wenn seine Vermutung richtig war, würde sie noch am nächsten Morgen Krediksheim betreten.

 Doch dieses mal würde er sie nicht wieder gehen lassen. 

Nein, er würde das tun, was er schon bei ihrer Geburt hätte tun sollen. 

Er würde das Schwert nehmen welches sie geschmiedet hatte und es ihr in die Brust stoßen. 

Und unter keinen Umständen sollte sie ihm diesmal wieder entkommen.

 Frustriert stieß er sich vom Tisch ab und setzte sich in Bewegung, betrat ehrfürchtig den Bifröst. 

"Ach hättet ihr uns doch nicht den Rücken zugekehrt... Dann würde ich vielleicht Erbarmen mit euch haben."

 Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, seine Finger strichen über das kalte Metall.

 "Ja Heimdal, ich weiß du hörst mich. Ich werde kommen und ich werde mich rächen." 

Ein bitteres Lächeln überzog seinen Mund, während er den runden Raum in der Mitte Krediksheims wieder verschloss. 

Mit Genugtuung hörte er das Klicken und wand sich ab.

 Zumindest eine Sache, die er unter Kontrolle hatte. So wie er dieses Land unter Kontrolle hielt. 

Seine Schritte hallten durch die Flure, als er sich auf den Weg zu seinen Gemächern machte. 

Seine Gemächer waren unbewacht, niemand würde es wagen ihn anzugreifen.

 Seine Finger schlossen sich um den silbernen Türgriff, wobei die unzähligen Ringe an seinen Händen im Licht golden aufblitzten. 

Die Tür schwang auf und ohne zu zögern trat er ein, schloss die Tür hinter sich und Schritt auf das Bett zu. 

Er entkleidete sich und zog seine Nachtkleider an, ehe er sich auf die weichen Samtkissen fallen ließ und die Augen schloss.

 Er war nicht müde, nicht im geringsten, aber er war wütend. 

Das er lag hatte viel weniger mit Erschöpfung als Mit Frustration zu tun.

 Seine Augen waren geschlossen und er atmete durch den Mund, ehe er sich wieder aufsetzte und das kleine Buch zur Hand nahm. 

Wieder und wieder ging er es durch, die Infos, welche er über seine Tochter gesammelt hatte.

 Bis ihm schließlich etwas auffiel, was er bisher übersehen hatte.

 "Sie haben sie überwachen lassen..." 

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, während er die halb verwischte Schrift entzifferte. 

Ein böses Lächeln legte sich auf seine Lippen, wissend, dass er sie nun ganz einfach finden sollte. 

Egal wer sie war, irgendwer würde sie immer beschützen.

 Und er wusste, dass es genau das war, was er brauchte. 

Selbst wenn sie hier her kam, würde man sie nie aus den Augen lassen. 

Mit siegessicherem Grinsen ließ er sich zurück fallen und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

 Nun müsste er nur noch genau aufpassen und schon würde er sie finden. Und dann, endlich, würde er Gerechtigkeit erfahren.

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