Beinahe schwerelos schwebte sie durch die Luft, genoss den kalten, rauen Herbstwind und schloss die Augen.
Es war eine Erleichterung endlich dem Schloss entkommen zu sein.
Sie war nun schon einige Wochen als Schmiedin an Hofe und bisher hatte sie noch keine Beschwerden oder ähnliches gehört.
Nein, tatsächlich hatte sie sich sogar mit einigen der Hofdamen bekannt gemacht.
Sie verstand sich gut Mit allen, die sie getroffen hatte, ganz gleich ob nun eine Wache, eine Hofdame oder gar den Küchenangestellten.
Doch sie war die letzten Wochen auch nie aus Vom Schlossgelände gekommen.
Selbst an jenem einem Tag, welchen sie jede Woche frei bekam, hatte sie sich nie die Mühe gemacht aus dem Schloss zu kommen.
Es war zu gefährlich, sie musste sich zurecht finden und wollte keinen Verdacht aufwerfen.
Doch nun war es endlich soweit, es war spät nachts und sie hatte die enge in ihrem Zimmer nicht mehr ertragen.
Ihr Körper flog, wobei ihre Haare wild umher wirbelten.
Die Linie welche sie mit dem Dach eines Turmes Verband wurde immer schwächer und verschwand schließlich gänzlich.
Für eine Sekunde schien sie allen Gesetzten zu widersprechen, während sie schwerelos im nichts schwebte, doch dann sackte sie plötzlich mit enormer Geschwindigkeit hinunter.
Schnell zog sie an der nächst besten Linie, woraufhin sie sofort zur Seite geschleudert wurde.
In rasender Geschwindigkeit stürzte sie auf ein abgeschrägtes Dach hinab und versuchte sich noch abzufangen, doch sie war zu schnell.
Ein lautes Krachen ertönte, als sie auf dem kalten Stein aufschlug.
Ächzend setzte sie sich auf, war froh darüber dass sie daran gedacht hatte ausreichend Weißblech im Sturz zu verbrennen.
Der Aufprall saß ihr in den Knochen, welche trotz des Weißblechs fast gebrochen wären.
Ihre Haut war an ihren Armen aufgekratzt.
Dort hatte sie versucht sich abzustützen und sie blutete ein wenig.
Die Messingplatten, welche das Dach bedeckten waren durch den Aufprall geborsten und ein Teil von ihnen drohte auf die leere Straße hinab zu fallen.
Mühsam hielt sie sich fest und rappelte sich auf, wischte das Blut von ihren Wunden und sah sich dann um.
Die Stadtmauer ragte hoch über sie hinaus, forderte sie auf, endlich wieder das zu tun wofür sie ihre Kräfte hatte.
Mit einem Seufzend sah sie zwischen ihren Wunden und der Mauer hin und her, ehe sie eine Münze vor sich auf die verlassene Gasse warf.
Das Metallische Klingen ertönte und leicht lächelnd ging sie ein paar Schritte nach hinten, bis sie fast die Kante des Daches erreicht hatte.
Dadurch, dass das Dach schräg war, fiel es ihr schwerer das Gleichgewicht zu halten.
Eine der Messingplatten rutschte unter ihrem Fuß ab und traf Scheppernd auf den grauen Stein, nur wenige Meter von einer vorbeikommenden Wache entfernt, welche sich sofort umsah.
Sein Blick traf auf Miva, verharrte einige Sekunden auf dem, im kühlen Wind flatternden, Umhang ehe der Mann sich wieder umdrehte und ohne ein Wort weiter ging.
Mivas Atem stoppte kurz, während sie verfolgte wie die Wache hinter der nächsten Ecke verschwand.
Dann nahm sie Anlauf, rannte das schiefe Dach entlang und sprang am Ende ab.
Ihre Füße verließen nur ungern den halbwegs stabilen Grund, ruderten einige Sekunden ziellos im Nichts, ehe sie mit viel Kraft auf die Münze drückte und ihren Körper nach oben katapultierte.
In Ihren Ohren rauschte es, ihr Herz schlug schneller als sie es gewohnt war und die Linie zu der am Boden liegenden Münze wurde immer dünner und schwächer.
Über ihr bewegte sich schon eine weitere Linie, wohl eine der patrouillierenden Soldaten.
Vor ihr tauchte der Rand der Mauer auf und gerade noch so schaffte sie es, sich an den kalten Stein zu klammern, ehe die Linie, welche sie mit der Münze verbunden hatte vollends verschwand.
Mivas Arme begannen zu zittern, das Weißblech ging ihr aus und so war sie kaum noch in der Lage sich festzuhalten.
Ihre Finger gruben sich verzweifelt in den glatten Stein, rutschten immer wieder ab während sie mit Ihren Füßen gleichzeitig Halt suchte und versuchte sich nach oben zu drücken.
Doch der Stein war durch das Wetter so glatt gescheuert, dass es ihr schier unmöglich schien.
Ihre Hände verloren den Halt, die Schwerkraft zog an ihr.
"Nein... Nein!", flüsterte sie hilflos und versuchte ein letztes Mal ihr Weißblech anzufachen.
Für eine Sekunde wurde ihr Körper von Stärke durchströmt, doch das Gefühl verschwand ebenso schnell wie es gekommen war und ihre Finger verloren auch den letzten Halt.
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nameless
FanfictionDas große Reich, wie man es nannte, war groß, mächtig, unzerstörbar. Zumindest dachte man dies, bis schließlich die Zeit kam, in der sie Untergehen sollte. Die anderen Welten wanden sich ab, während die große Welt verschwand, welche sie all die Jahr...