Ich bin eine Hexe

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Und, wie immer, traf ich Dudley und die anderen auch heute auf den Spielplatz. Ich ging mit Dudley auf eine Bank weiter weg von den Spielgeräten, auf denen die Jungs gerade rumalberten.

Ich räusperte mich. "Also, Ley, das ist so: Du meintest ja, dein Cousin hätte einen Brief zu so einer Zauberschule bekommen. Nun ja, ich habe auch so einen bekommen. Zuerst hielt ich das für einen schlechten Scherz, da ich nicht an Magie geglaubt hatte, aber es war keiner. Meine Eltern haben mir das dann auch noch mal bestätigt. Und es gibt für Leute wie mich so eine Art Schulpflicht, also muss ich dahin und kann nicht mit dir nach Smeltings", erklärte ich und wurde zum Ende hin immer heiserer. Tränen kamen mir in die Augen und Dudley nahm mich tröstend in die Arme.

"Psscht, alles wird gut. Wir kriegen das irgendwie hin. Ich kann es zwar nicht fassen, dass meine Bel eine Hexe sein soll. Aber wie geht es jetzt weiter?"

"Naja, ich muss diese ganzen Schulsachen irgendwo herbekommen", meinte ich und holte die Liste aus der Tasche meiner Shorts. "Laut meinen Eltern geht man dafür an einen Ort namens Winkelgasse. Sie wollen mit mir übermorgen dorthin."

"Hey, vielleicht kann ich ja mitkommen. Ist das denn sehr weit weg?"

"Also mir wurde gesagt, dass das in London sei, aber es nur sehr wenige Wege dahin geben würde. Und alle seien Leuten, die nichts mit Magie zu tun hätten, also wie dir, die normal sind, verborgen. Angeblich sollen Leute wie du Muggel heißen. Klingt schon komisch, hm?"

"Ich komme da grade glaub ich nicht ganz mit. Wieso Muggel? Und wie soll es kommen, dass man eine Straße oder Gasse, in der man Sachen wie Drachenhauthandschuhe kaufen kann, nicht wenigstens auf Satellitenbildern oder so sieht?"

"Keine Ahnung. Muss dann wohl irgendein Zauber sein."

"Okay. Und warum konnten die deine Eltern so viel erklären? Sind sie auch Zauberer? Und warum haben sie es dir nie gesagt? Wie lange musst du überhaupt auf diese Schule? Und kann ich dich wenigstens mit zu diesem Gleis neundreiviertel" - er hatte sich mittlerweile auch den Brief durchgelesen - "bringen?"

Ich beantwortete ihm all seine Fragen, so gut es ging, bis es mal wieder Abend wurde und wir somit alle wieder nach Hause mussten. Ich war sehr müde und schlief daher schnell ein.

Am nächsten Tag wollte ich mich ausnahmsweise mit Dudley allein bei ihm treffen, aber das wurde wohl nichts, denn die Dursleys waren nicht zu Hause. Keiner reagierte auf mein Klopfen und ich streckte mich, um durch die Fenster zu spähen und was ich sah, war erstmal ein Schreck für mich. Überall lagen solche Briefe, wie ich sie bekommen hatte, herum, im ganzen Haus, wie mir schien.
Es mussten tausende gewesen sein, denn man konnte nichts mehr vom Boden der Wohnung erkennen.
Ich schlich mich durch die glücklicherweise offene Terrassentür ins Haus und rief nach meinem Freund, doch keiner antwortete mir. Es war totenstill. Naja, mehr oder weniger, denn die Standuhr im Flur konnte man noch laut ticken hören und der Fernseher im Wohnzimmer war ebenfalls an. Wer weiß, vielleicht sind Dudley und seine Familie weggefahren oder so. Wahrscheinlich sind diese Briefe alle für Dudleys Cousin. Wie heißt er eigentlich? Mal sehen....

Und ein weiterer Schock. Diesmal allerdings vor Erstaunen.
Der Brief war adressiert an "Mr. H. Potter".
Ihm öffnete einen der Briefe und es war wirklich Harry Potter, der hier lebte und der, zumindest vorausgesehen, mit mir zusammen nach Hogwarts gehen sollte.
Das war.... krass.

Ich wusste ab hier aber auch nicht weiter. Dudley war wohl nicht da, also konnte ich auch nach Hause gehen. Und da meine Eltern nicht erlaubten, dass Dudley mit in die Winkelgasse kam, brauchte ich auch morgen früh nicht herzukommen.

Die Schulsachen waren schnell besorgt. Meine Eltern sagten, ich dürfte unsere Katze Lindey mit nach Hogwarts nehmen. Trotzdem kauften sie mir noch einen Uhu, den würde ich wohl für Briefe brauchen.
Das Spannendste an allem war allerdings, als ich meinen Zauberstab bekam. Einen wunderschönen Stab aus Rosen- beziehungsweise Palisanderholz, einen Kern aus Drachenherzfaser, 13 Zoll lang und sehr flexibel.
Das Schöne war ja auch, dass der Zauberstab wegen des Holzes noch Rosen roch.

Am nächsten Tag war Dudley, zu meinem großen Glück, endlich wieder da und er erzählte mir aufgeregt, was passiert war. Sein Cousin Harry habe so viele Briefe bekommen, dass sein Vater ausgetickt sei und mit ihnen ans Meer geflüchtet sei. Denn Harry sollte auf keinen Fall auf diese Hogwartsschule gehen.
Außerdem kam dann, als sie in einer alten, verlassenen Hütte auf einer kleinen Insel übernachteten, ein riesengroßer Mann in die Hütte und gab Harry persönlich einen Brief. Er hätte sogar das Gewehr, dass Vernon auf ihn gerichtet hatte, am Lauf nach oben verbogen, als wäre es das Einfachste der Welt. Und schließlich hätte er Harry nach London genommen, um dort seine Schulsachen zu besorgen.
Aber das Entsetzliche an der ganzen Begegnung war, dass der große Mann Dudley einen Ringelschwanz angehext hatte, den er mir dann auch zeigte. Ich versprach ihm, mal zu gucken, ob ich nicht in einem meiner neuen Schulbücher etwas dagegen finden konnte.

Die Geschichte der Isabelle Jane BristonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt