Im Verbotenen Korridor

66 2 0
                                    

Das Ende des Schuljahres stand kurz bevor. Bald hatten wir die ersten Jahresendprüfungen, für die alle Schüler - selbst Vince und Greg - eifrig lernten, denn auch die beiden wollten schließlich ins zweite Schuljahr versetzt werden. Und wen hatten sie da natürlich direkt um Hilfe gebeten? _ Natürlich mich, ich hatte nämlich recht gute Noten, was aber hauptsächlich daran lag, dass ich im Unterricht aufpasste, statt das Goldene Trio ärgern zu wollen. Sogar Dracos Noten schienen darunter ein wenig gelitten zu haben, denn auch er bat mich - nachdem unsere beiden Freunde es ihm mehrmals angeboten hatten - um ein klein wenig Nachhilfe. Und selbstverständlich half ich den dreien, deren Wissensstand wirklich sehr zu wünschen übrig ließ, indem ich ihnen fürs Erste meine Notizen gab, denn ich hatte da noch etwas vor:
Ich hatte mitbekommen, wie das Goldene Trio plante, diesen Stein der Weisen suchen zu wollen. Das wollten sie im Verbotenen Korridor im dritten Stock. Wie ich gehört hatte, gab es dort am Ende des Korridors eine Tür, hinter der ein riesiger, dreiköpfiger Hund - ein Zerberus, wie ich in der Bibliothek herausgefunden hatte - eine Falltür zu bewachen schien. Von Hagrid - dem der Zerberus eigentlich gehörte - wussten sie, dass er Musik mochte und dadurch vermutlich sehr schnell einschlafen würde. Wenn ich also unbemerkt bleiben wollte, müsste ich mir selbst etwas überlegen, um für Musik zu sorgen. Dieses Problem verschlug mich wie immer in die Bibliothek, wo ich mich eilig durch ein paar Bücher über Musik wälzte, bis ich einen Zauber gefunden hatte, mit dem man ein Instrument herzaubern und auch von selbst spielen lassen konnte. Das ganze stellte sich als gar nicht mal so einfach heraus, denn um ein Instrument herzuzaubern, musste man den Bau des Instrumentes kennen... Aus dem Grund suchte ich nach einem Instrument mit einem möglichst simplen Aufbau, was gar nicht mal so leicht war, aber glücklicherweise fand ich in einem Buch zu dem Thema ein Bild einer Harfe, die zudem auch noch recht leicht zu bespielen schien. Damit war ich gegen den Hund also gewappnet. Ob da wohl noch andere Gefahren lauern würden? Zur Sicherheit sollte ich lieber nochmal einige Zaubersprüche, die ich in diesem Schuljahr gelernt hatte, üben.
Und wo ich das schon einmal vorhatte, konnte ich meine drei Freunde auch gleich dazuholen, denn besonders Vince und Greg hatten auch ein bisschen Nachhilfe in der Praxis bitter nötig.

Vorbereitet schlich ich mich am nächsten Abend leise und heimlich aus dem Gemeinschaftsraum und ging in Richtung des Verbotenen Korridors im dritten Stock, den ich allerdings durch einen Geheimgang betrat, der fast am Ende des Korridors endete, sodass nur wenige Fackeln durch meine Bewegungen angingen.
Ich öffnete die Tür, indem ich den Riegel hochschob, und betrat den hinter ihr liegenden Raum, in dem der riesengroße, dreiköpfige Zerberus bereits wartete - und er war wach!
"Ludo instrumentum", rief ich und dachte dabei an eine Harfe und wie sie gespielt wurde, bevor diese in der Richtung, in die ich dabei mit meinem Zauberstab gedeutet hatte, erschien und sanfte Klänge ertönen ließ. Anscheinend mochte dieser Hund wirklich gern Musik, denn nur wenige Sekunden später schlief das Wesen wieder ganz seelenruhig.
Ich brauchte nicht lange, um auch die Falltür zu entdecken, von der das Goldene Trio erzählt hatte. Mit viel Kraftaufwand schaffte ich es, die schwere Pfote des Zerberus von der Falltür zu schieben und sie zu öffnen. Ich konnte nicht genau sehen, was sich unter der Tür befand, allerdings war das Problem mit einem "Lacanem inflamare" schnell gelöst und ich konnte sehen, dass einige Meter weiter unten eine Art Schlingpflanze wucherte, nämlich schien es sich hier um eine Teufelsschlinge zu handeln, denn sie zog sich unter dem hellen Licht in die Dunkelheit zurück.
Ich sprang also durch die Falltür und rief während des Falles "Arresto momentum", was ein Zauberspruch war, den ich mal in einem der Bücher aus der Bibliothek gefunden hatte und der den Effekt hatte, dass er den Fall eines Objektes oder einer Person verlangsamen konnte, was mir dann auch zugute kam, da mein Aufprall auf dem harten Steinboden so ausreichend gedämpft wurde.
Ich betrat den Gang, der sich vor mir befand, um weiter zu meinem Ziel - was auch immer genau das war - zu gelangen. Trotz des Wassers, das an den Wänden runterlief - immerhin befand ich mich hier mindestens auf Ebene der Kerker - konnte ich einige Meter, nachdem der Gang sich nach unten geneigt hatte, eine Art Rauschen hören.
Als ich dann den nächsten Raum erreicht hatte, stellte sich heraus, dass es sich bei dem Geräusch um das Flattern von unzähligen geflügelten Schlüsseln handelte. Auf der anderen Seite des Raumes, in dem ich mich befand, war eine schwere Holztür zu sehen, welche sich, wie sich schnell herausstellte, nicht mit einem Alohomora öffnen ließ. Ich musste also den passenden Schlüssel für die Tür finden... und dazu noch an eben diesen herankommen. Aber genau im richtigen Moment fiel mir ein Schlüssel auf, der groß, altmodisch und silbern wir das Türschloss war und der außerdem noch einen abgeknickten Flügel hatte. Also schnappte ich mir einen der Besten, die links neben der Tür standen, und flog los, um den Schlüssel zu fangen, doch plötzlich hörten die anderen Schlüssel auf, ruhig herumzuflattern und formierten sich zu einem Schwarm und flogen von mir weg. Als ich nach einigen Minuten feststellen musste, dass es für mich allein sinnlos war, hinter dem Schlüssel herzujagen, benutzte ich den Spruch "Immobilus", den ich mir ebenfalls über Bücher in der Bibliothek angeeignet hatte, und sofort hörte der Schwarm auf, sich zu bewegen, sodass ich mir mit Leichtigkeit den Schlüssel für das Türschloss schnappen konnte.
Der nächste Raum erhellte sich augenblicklich, als ich hineintrat, und direkt erkannte ich das riesengroße Schachbrett mit den riesigen Schachfiguren in der Raummitte. Allerdings fiel mir auf, dass bei den weißen Figuren einige Figuren fehlten oder zerstört waren und ein Pferd war sogar ganz ohne Reiter. Verdammt! Zaubererschach war nun wirklich nicht mein Ding.

Die Geschichte der Isabelle Jane BristonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt