Friedensangebot

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Am nächsten Morgen ging ich wie üblich in die große Halle, nachdem ich mich angezogen hatte.
Ich war gerade dabei, mir einen Toast mit Butter zu bestreichen, als ich bemerkte, wie sich jemand auf den Platz gegenüber mir setzte.
Ich sah nur für einen kurzen Augenblick auf, um dann zu erkennen, es Draco war. War ja zu erwarten. Doch ich war immernoch sauer auf ihn. Also beschloss ich, ihn mit Ignoranz zu strafen und würdigte ihn keines weiteren Blickes.
"Hey, Bella, was ist los?", fragte er mich. Dabei musste er doch ganz genau wissen, was los war. Er konnte das unmöglich vergessen haben. Und er wusste ganz genau, dass ich seine Ansichten zu den Muggeln alles andere als teilte.
Schnell aß ich mein Frühstück und ohne ein weiteres Wort verließ ich nun die Große Halle und machte mich auf den Weg in meinen Schlafsaal, um dort meine Tasche für den heutigen Schultag zu packen.
In den ersten beiden Stunden hatte ich Geschichte der Zauberei bei Professor Binns. - Eine gute Gelegenheit, noch etwas Schlaf nachzuholen. Denn das war eines der wenigen Fächer, in denen ich nicht neben Draco saß, sondern neben Crabbe oder Goyle, weshalb ich erstmal meine Ruhe vor dem Malfoy-Sprössling hätte.
Die beiden vergaßen leider immer wieder wer von ihnen wann neben mir und wer neben Draco saß, da beide genau zwischen uns zweien saßen.
Letzterer begnügte sich seit Unterrichtsbeginn übrigens damit, die Gryffindors mit Pergamentkugeln zu bewerfen, wobei er besonders Potter, Granger und Weasley ins Visier nahm. Ich konnte deswegen nur die Augen verdrehen und legte meinen Kopf auf den Tisch, um endlich zu schlafen.

Auf einmal stand ich im Klassenzimmer von Verteidigung gegen die dunklen Künste und der Mond spendete gerade genug Licht, sodass ich das Geschehen beobachten konnte: ich sah Professor Quirrel mit Professor Snape und sie unterhielten sich. Doch als ich genauer hinsah, fiel mir auf, dass Quirrel seine Lippen gar nicht bewegte. Als Snape plötzlich beginnen wollte, auf, was auch immer der Turbanträger ihm gesagt hatte, eine energische Antwort zu geben, wurde langsam alles schwarz.

Ich wachte auf, als jemand sanft an meiner Schulter ruckelte. Draco hatte mich netterweise geweckt und lächelte mich nun ein wenig hoffnungsvoll an.
"Danke", sagte ich und lächelte ein wenig verschlafen.
"Gerne", erwiderte er mit einem Lächeln im Gesicht. Warum lächelte er? Achja, da war ja was.
Sofort wurden meine Gesichtszüge eiskalt und sofort nahmen auch die von Draco eine neutrale Form an, bei der ich glaubte, etwas Enttäuschung in seinen Augen zu erkennen.
Zu gerne würde ich jetzt nachgeben, aber ich war noch immer beleidigt. Ich meine, er kann sich doch nicht ernsthaft so sehr über die Muggel stellen, nur weil er zaubern kann und sie nicht. Dafür können die Muggel ganz andere Sachen, auf die wir nicht mal im Traum kommen würden. Allein schon elektronisches Licht - wir Zauberer hätten uns wohl für immer mit dem Lumos- und dem Lumos Solem- Zauber begnügt, aber heutzutage nutzen auch wir Lichtschalter und Glühbirnen im Alltag.
Aber natürlich galt das alles ja nicht für Draco.

Wie dem auch sei, so hielt ich Verteidigung gegen die Dunklen Künste und Zauberkunst aus, ohne auch nur ein einziges Wort mit Draco zu wechseln.
Nach dem Unterricht ging ich dann jedenfalls auf direktem Wege in die Große Halle zum Mittagessen, welches ich eilig hinunterschlang, um dann über einen kleinen Umweg, um die anderen Slytherins möglichst zu meiden, in die Bibliothek zu gehen und dort meine Hausaufgaben zu erledigen.
Glücklicherweise ging das auch ziemlich schnell, sodass ich mir nur einige wenige Bücher ausleihen musste, um den Rest meiner Aufgaben im Schlafsaal machen zu können. Wieder nahm ich einen Umweg, um diesmal zum Slytherin-Gemeinschaftsraum zu gelangen. Dort versuchte ich, möglichst unbemerkt zu den Schlafsälen zu gelangen, um Draco noch weiter aus dem Weg zu gehen, doch das klappte nicht, denn vor dem Aufgang zu den Schlafsälen versperrte der Junge mir den Weg.
"Komm schon, Isa. Jetzt hör doch endlich auf, mir aus dem Weg zu gehen", forderte er.
"Wieso sollte ich?", gab ich zurück. Er schien kurz nachzudenken.
Dann umarmte er mich und sagte: "Bitte. Es tut mir leid, was ich gesagt hab. Bitte verzeih mir."
"Nagut. Aber lass  uns nie wieder darüber streiten müssen", meinte ich, während ich die Umarmung erwiderte. Ich hatte ihn auch wirklich lange genug hingehalten.
Er nickte als Antwort.


Die Geschichte der Isabelle Jane BristonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt