Ein unerwarteter Brief

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Heute war der heilige Abend. Alle Geschenke waren verschickt und beinahe hätte die Kälte mich daran gehindert, meinen Freunden ihre Geschenke zu bringen, aber auch nur beinahe. Letztendlich bekam ich auch Geschenke von Dudley, Davis und Joey, aber auch Draco, Crabbe und Goyle hatten mir eine Eule mit jeweils einem kleinen Paket geschickt und ich war tierisch gespannt darauf, was sie mir geschenkt hatten.
Gerade öffnete ich die Tür eilig, um endlich ins Warme zu gelangen, als meine Mutter mich zum Essen rief: "Isabelle, das Essen ist fertig!"
Das war immer etwas Gutes: meine Mutter machte mit Abstand das beste Weihnachtsessen. Und besonders den Salat, den sie für mich als Alternative zum Braten machte - schließlich war ich seit zwei Jahren Vegetarierin - liebte ich über alles.

Wie jedes Jahr schmeckte das Essen vorzüglich und ich konnte nicht genug betonen, dass ich liebend gern noch mindestens das Doppelte gegessen hätte, hätte mein Bauch vor Überforderung nicht irgendwann angefangen, mir ein leicht unangenehmes Füllegefühl zu bereiten. Doch nach dem Essen hieß es: Bescherung. Das war für mich quasi der beste Teil des Tages.
Kaum hatte ich das Wohnzimmer, in dem unser schön geschmückter Weihnachtsbaum stand, unter welchem die Geschenke lagen, betreten, sah ich zwei Augen, wie die einer Eule, und einen Schnabel. Weiter unterhalb dieses "Gesichts" sah ich etwas, das mit ein zusammengerolltes Blatt Pergament zu sein schien. Mit Sicherheit war dies eine Schneeeule. Ich machte das Fenster kurz auf und ließ den schönen Vogel ins Haus flattern, schloss darauf aber schnell wieder das Fenster, um der draußen herrschenden Kälte zu entgehen. Der Vogel ließ sich auf einem etwas größeren Geschenk nieder, sodass ich ihm den Brief vom Bein losbinden und lesen konnte:

Hallo, Isabelle. Wir wünschen dir frohe Weihnachten. Außerdem wollen wir uns bei dir bedanken, dass du uns so oft vor unrechten Beleidigungen in Schutz nimmst, was nicht selbstverständlich ist, besonders für jemanden aus dem Hause Slytherin. Hermine sagt zwar, dass du eigentlich ja nur logisch und sachlich argumentierst, aber besonders ich bin dir dankbar, mal ganz abgesehen davon, dass, würdest du nicht so viel Zeit mit meinem Cousin Dudley verbringen, er mich wahrscheinlich den ganzen Tag nur noch verdreschen würde.
Nur Ron scheint dich noch immer als "böse Schlange" zu sehen, aber ich glaube, das liegt wohl auch nur daran, dass er meint, alle Slytherins seien böse und würden später Anhänger von Du-weißt-schon-wem werden.

Harry Potter

PS: Es wäre nett, wenn du Hedwig, meiner Eule, die dir diesen Brief hoffentlich überbracht hat, noch etwas zum Fressen geben könntest, da sie in letzter Zeit nur sehr wenig bei der Jagd gefunden zu haben scheint.

Eigentlich hätte ich es mir auch denken können, dass das hier Potters Eule war. Auf ganz Hogwarts gab es nur eine einzige Person mit so einem schönen Tier, und diese Person war Potter. Aber egal.
Ich wusste, dass wir im Abstellraum noch etwas Eulenfutter hatten - wobei wir es eigentlich ja nicht einmal brauchten, schließlich fing Barny immer genug Mäuse. Ich gab jedenfalls etwas Eulenfutter in einen von Lindeys alten, leeren Futternäpfen und stellte diesen der Eule hin.
Ich fand es ziemlich nett, dass Potter mir geschrieben hatte. Vielleicht würde ich ihm morgen antworten.
Aber vorerst widmete ich mich meinen weiteren Geschenken.
Das waren zum Einen zahlreiche Süßigkeiten, die ich alleine wohl nicht aufessen könnte, und zum Anderen bekam ich von Draco eine sehr schöne Kette mit kleinen Silberelementen, die ich mir sofort umhing. Crabbe schenkte mir ein Set mit farbiger Tinte. Dann öffnete ich das letzte Geschenk, welches von Dudley stammte. Es war, ebenso wie das von Draco, kein großes Geschenk, aber ich konnte mir denken, dass es mir auf jeden Fall gefallen würde. Und so war es auch. Ich öffnete den Karton, den ich bereits aus dem Geschenkpapier befreit hatte und sah - weich in Zeitungspapier eingenistet - eine Schneekugel, in der ein Reiter auf seinem Pferd - einem Braunen mit Stern - gerade über einen Sprung wollte. Ich schüttelte die Kugel ein wenig und lauter kleiner Hufeisen fielen sanft auf die beiden hinab.
Die ganze Szenerie verzauberte mich mit ihrem Anblick und ich wusste, dass ich später auch mal so etwas können wollte - ohne Magie, versteht sich. Aber ob ich während meiner Zeit auf Hogwarts überhaupt noch Zeit fürs Reiten hätte, würde ich wohl zu bezweifeln wagen, denn bis dato hatte ich nur Reitunterricht bekommen, wenn ich bei meiner Tante Sally war. Sie lebte nämlich auf dem Land und besaß ein paar Pferde, die ich reiten durfte, wenn ich bei ihr war.

Die Geschichte der Isabelle Jane BristonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt