Unfriedliche Wiederankunft

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In den restlichen Weihnachtsferien hatte ich Dudley nicht mehr gesehen, da er mit seinen Eltern wohl in einen Skiurlaub gefahren war. Und außerdem war es mir viel zu kalt draußen, um rauszugehen und mit den anderen Jungs etwas zu machen. Aber dafür bastelte ich mal wieder, wie so ziemlich jeden Winter. Ich versuchte, den Reiter aus Dudleys Schneekugel so gut wie nur möglich nachzubauen. Eigentlich gelang mir dies erstaunlich gut, nur scheiterte ich beim Bemalen des Holzgebildes. Daher fragte ich einfach meinen Vater, ob er mir nicht mit einem Zauber helfen konnte. Mit einer gemurmelten Formel und einem Schlenker seines Zauberstabs sah mein Werk dann schließlich wie eine exakte Vergößerung der Schneekugel aus, nur dass es nicht in einer Kugel war, sondern auf einer Holzplatte klebte. Die würde ich wahrscheinlich in mein Zimmer stellen und die Schneekugel würde ich mit nach Hogwarts nehmen.

Im Generellen war Hogwarts für mich nicht bloß eine Schule, in der ich mit meinen magischen Fähigkeiten umzugehen lernte, nein, für mich war es wie ein zweites Zuhause. Mit einer, wenn man so will, fast schon "zweiten Familie", bestehend aus Crabbe, den ich aber auch ganz gerne Vince nannte, Goyle alias Greg und natürlich Draco, mit dem ich die meiste Zeit verbrachte und den ich - ebenso wie Dudley - meinen besten Freund nennen konnte. Auf die drei konnte ich eigentlich immer zählen. Sie waren immer für mich da, wenn ich ihre Unterstützung brauchte, besonders Draco. Greg und Vince waren noch nie die Hellsten gewesen, daher hörten sie einfach bloß zu, wenn ich traurig war und ihnen mein Herz ausschüttete - auch wenn dies zum Glück nur selten vorkam. Schließlich war ich irgendwo ja auch ein Slytherin, der manche Klischees - auch wenn ich von diesen nicht sehr begeistert war - dann doch erfüllte.

Nun saß ich, an Dracos Schulter gelehnt, im Hogwarts-Express und dachte ein bisschen über die Schule nach, entschied mich kurze Zeit später aber, noch ein Weilchen zu schlafen.
Irgendwann wurde ich dann wachgerüttelt - natürlich von Draco, der mir sagte, dass wir angekommen waren und passend dazu konnte man, sobald er ausgeredet hatte, die Bremsen des Zugs quietschen hören. Durch den Rückstoß wäre ich zum Glück nur fast mach vorne auf den Boden des Zugabteils gefallen, denn Draco konnte mich, aufmerksam wie er war, abfangen.
Zusammen verließen wir den Zug und gingen auf die Kutschen zu, die uns wie immer zum Schloss bringen würden.
Dort angekommen lief die übliche Prozedur ab: ein üppiges Festmahl für alle und dann strömten alle Schüler in ihre Gemeinschaftsräume.
Wir beeilten uns sehr, um noch vor den älteren Schülern einen Platz am wärmenden Kamin des Gemeinschaftsraums zu ergattern.

"Und, was habt ihr in euren Ferien gemacht?", fragte ich Greg und Vince.
"Öhm, ich war mit meinen Eltern Skifahren."
"Und ich war bei meiner Tante Maggie", meinte Vince, "und ihr?"
"Naja, ich war eigentlich nur zuhause. Also nichts besonderes."
"Wir haben meine Tante Bellatrix besucht. Sie hat gesagt, es sei sehr gut, dass ich in Slytherin bin und euch als Freunde habe. Aber sie sagte auch, dass sie spüre, dass Ihr-wisst-schon-wer stärker würde. Unsinn, wenn ihr mich fragt. Auch wenn das meiner Familie sehr gefallen würde, glaube ich nicht, dass das passiert."

"Das hoffe ich doch. Ich bin froh, dass ich mich an seine Herrschaft nicht mehr erinnern kann."

"Aber andererseits denke ich, dass diese Schlammblüter mal in ihre Schranken gewiesen werden müssen."

"Draco, was soll das denn heißen?! Sie können doch nichts dafür, dass ihre Eltern Muggel sind und sie selbst nicht. Warum sollte man Muggelstämmige dann für ihre Herkunft bestrafen?"

"Na, einfach weil die doch keine richtigen Zauberer sind. Nichts halbes und nichts ganzes. Sie sind keine vollwertigen Mitglieder unserer Gemeinschaft und werden es auch nie sein können. Sie ziehen unseren Ruf in den Dreck."

"Das kannst du doch nicht im Ernst so meinen!", rief ich entsetzt.

"Doch, das kann ich. Ich sehe einfach nicht ein, warum man Schlammblüter dulden sollte. Sie haben doch absolut nichts mit uns gemeinsam", meinte Draco erstaunlich ruhig.

"Sie haben sehr wohl etwas mit uns gemeinsam! Sie sind Zauberer und Hexen, genau wie du und ich!"

"Das sind sie eben nicht. Sie wachsen zum Beispiel gar nicht mit Magie auf und können sie so doch überhaupt nicht so verstehen, wie wir."

Ich schaute ihn nur vorwurfsvoll an. Draco wusste nämlich ganz genau, dass ich ohne Magie aufgewachsen war.
"So meinte ich das doch gar nicht. Nur glaube ich, dass Schlammblüter eben nicht im Ansatz das Potenzial von  Magie begreifen."

"Du meinst es nicht so? Aber du sagst es doch genau so, als würdest du es so meinen! Ach, weißt du was? - Mir reicht's!", schrie ich Draco an und ging schnellen Schrittes in meinen Schlafsaal. Greg und Vince hatten den ganzen Streit nur stumm beobachtet, wenn man es denn "beobachten" nennen will.

Ich merkte noch, wie Draco aufsprang und mir folgen wollte, doch ich war schon im Gang zu den Schlafsälen verschwunden.
Das war ja echt ein toller Start in's neue Jahr.

Die Geschichte der Isabelle Jane BristonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt