Teil 10

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PoV: David

Ich stieß einen aufgebrachten Laut aus, trat gegen eine Mülltonne, raufte mir anschließend die Haaren und ging dann weiter. Aus meiner Hosentasche kramte ich mein Handy heraus und tippte eine Nummer ein. "Bro?", fragte ich mit trauriger und flehender Stimme die Person am anderen Ende des Hörers. "Hey! Was'n los?", kam es von ihm. "Du weißt schon..." "So schlimm?", fragte er leicht mitleidig. Ich gab nur ein zustimmendes "Mh" von mir und zuckte leicht mit den Achseln, auch wenn er das eh nicht sehen konnte. "Okay. Am gewohnten Ort?" "Ja" "Ok... soll ich wieder was besorgen?" "Auf jeden" "Mh... und was genau?" "Alles was geht", antwortete ich trocken. Das Gefühl von Leere breitete sich immer mehr in mir aus. Mein Kumpel reagierte erstaunt, vielleicht auch etwas besorgt: "Alles?!" Er bekam ein ebenfalls trockenes "Ja" von mir zurück. "Oh man, das muss echt übel sein...", meinte er nachdenklich. Da war er wieder: dieser mitleidige Unterton. Wie ich das hasste. Ein genervter Laut meinerseits ließ ihn sprechen: "Ja, ich weiß, dass du das hasst, aber es lässt sich nunmal nicht immer verbergen, wenn man sich Sorgen macht." Kalt antwortete ich ihm: "Ich will jemanden, der mir hilft wenns mir dreckig geht, mich ablenkt, nicht jemanden, der mich bemitleidet." "Jaja, ich weiß, aber... helfe ich dir nicht? Versuche ich nicht andauernd dich abzulenken?" Oh shit. Ich merkte, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Diesen Typen durfte ich nicht verlieren. Er war immer da, wenn ich ihn brauchte, wusste alles von mir. Wirklich ALLES. Er wusste mein dunkelstes Geheimnis. Wenn das rauskäme, wäre alles ruiniert. Mein Image, welches ich mir in der Schule aufgebaut habe, würde zerbrechen. Gewissen andere Personen würden den Respekt vor mir verlieren. Meine Freunde und meine "Gang" dort, würde ich ebenfalls verlieren, sie würden mich hassen. Doch er ist anders. Er behält es für sich und unterstützt mich... und dafür bin ich ihm so dankbar. Ich kann immer zu ihm kommen.

"Junge David!", schrie mir seine Stimme entgegen. "Ah, alter, mein Ohr", beschwerte ich mich. "Ja was soll ich denn machen, wenn du mir einfach nich' mehr antwortest?", fragte er und lachte leicht. "Sorry... war in Gedanken...", meinte ich etwas schüchtern. Erneut lachte er kurz, meinte dann, dass das kein Problem sei und fuhr fort: "Also... das volle Programm?" "Ja", antwortete ich und fügte noch ein ernst gemeintes, etwas leiseres "Danke" hinzu. "Gerne David", sagte er ebenfalls ruhig. Das leichte Lächeln in seiner Stimme konnte ich förmlich hören. Es entstand eine kurze Stille, ehe wir noch einen Zeitpunkt für dieses Treffen ausmachten. Danach verabschiedete er sich, doch ich wollte noch nicht auflegen: "Warte!" Er gab ein fragendes "Mh" von sich und ich zögerte kurz, bis ich etwas schüchtern fragte, ob ich trotzdem jetzt zu ihm kommen dürfte. "Na klar!", antwortete er. Er klang ein Stück weit glücklich. Zumindest hörte ich erneut, dass er lächelte. "Okay... dann bis gleich...", meinte ich und legte dann auf. Auch auf meinen Lippen bildete sich ein leichtes Lächeln und ich ging weiter.

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