Aidan flog im letzten Seminar vom Gymnasium. Ich empfand es für ihn noch nicht einmal als schade. Ich hatte ihm das Urteil über Raven noch immer nicht verziehen. Daher war es mir recht, versaute er alles, wofür er drei wertvolle Jahre seines Lebens aufopferte.
Ich hatte geglaubt, ihn nun endlich losgeworden zu sein. Jedoch hatte ich mich gewaltig geirrt.
Bereits am darauffolgenden Tag, kam er mir auf einer überfüllten Straße entgegen. Ich wollte unbemerkt an ihm vorbeischleichen, doch er umklammerte unsanft mein Handgelenk, hielt mich somit zurück. Er riss mich herum, sodass ich ihn ansehen musste. Sein Gesicht erschien mir widerlich. Seine flehenden Augen widerten mich an.
„Jona." Seine Stimme war ein einziges flehendes Wimmern. „Wie lange willst du mich mit deiner Ignoranz strafen?" Ein Beben in meiner Brust, ein Druck in meiner Lunge. Mein Kopf dröhnte und ich riss den Mund auf. Meine Rippen erzitterten, mein Kiefer klapperte. Erst realisierte ich kaum, dass ich lauthals lache. Es war ein höhnisches, boshaftes Lachen.
Verwunderte Köpfe wandten sich uns zu, neugierige Blicke durchlöcherten mich.
„J-Jona", stotterte er aus einer Mischung von Besorgnis und Ängstlichkeit. Ich entriss mich gewaltsam seinem Griff.
„Du hast sie verurteilt", schrie ich hysterisch, wobei ich anklagend den Zeigefinger auf ihn richtete. „Du hast nur hingesehen, wenn es etwas zu lästern gab und zu allem Überfluss habe ich dich reden lassen!"
„Wovon redest du." Er trat unsicher einen Schritt rückwärts. Dies motivierte mich dazu bedrohlich auf ihn zuzugehen.
„Wenn ich dich in ihrer Nähe sehe, ob du hinschaust oder nicht, dann werde ich dich vernichten, dich zerdrücken wie eine armselige Fliege", zischte ich. Er senkte den Blick, konnte meinem Intensiven nicht standhalten, dafür war er zu schwach.
„Ich verstehe." Ein bitteres Lächeln lag in auf seinen Gesichtszügen. „Ich werde gehen, weil ich ein niemand bin."
„Du bist jemand, aber nicht für mich." Ich schnaubte herablassend. „Daher ist mir egal, wenn du erbärmlich verrottest." Erschrecken stand in seinem Gesicht. Mir entging nicht das Glänzen der Tränen, jene in seinen Augenwinkeln brannten. Mich belustigte dieser Anblick, mehr als es gesund war. Wortlos drehte er sich um und ging. Im Schweigen der Menschen um uns herum verhallte mein höhnisches Lachen.
„Allein für sie." Ich vergrub meine Finger in den dunkelblonden Haaren.
„Allein für sie!", schrie ich schrill. Ein Lachen erbebte meinen Körper erneut.
„Hörst du", wisperte ich nun in die kalte Luft, „das war alles nur dir zuliebe, Raven."
Nichts wird je meine Liebe zu ihr brechen, niemals.
„Es wird besser werden." Eine glatte Lüge. Der Versuch mich aufzumuntern scheitert kläglich, denn ich kann mir diese Lüge allmählich nicht mehr anhören. Deswegen erwidere ich trocken: „Dasselbe hat man mir vor 3 Jahren schon gesagt."
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