Kapitel 4

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Luna:

Als ich wieder erwachte fühlte ich mich als hätte mich ein Lastwagen angefahren. Ich wollte die Augen gar nicht erst öffnen. Ich spürte das kalte Metall eines Behandlungstisches unter mir und konnte mir schon vorstellen, dass die Folter weiterging sobald ich meine Augen öffnete.

Meine Hände strichen über das Metall und ich atmete tief durch. Ich brauchte einen Plan.

„Tut mir leid. Scott ist nicht hier.", hörte ich in einem anderen Raum eine Männerstimme sagen.

Scott? Kam er um uns zu retten? Und wie ging es Hayden? Hoffentlich hatten sie ihr nichts mehr angetan.

„Ich bin nicht wegen Scott hier und das wissen Sie.", sagte eine mir bekannte jungenstimme. „Ich habe einen Hund im Behandlungszimmer, ich wäre dir also sehr dankbar wenn du das Gebäude verlassen würdest.", bat der Mann. Ich öffnete meine Augen einen Spalt weit. Wo hatten mich die Ärzte hingebracht?!

Ich war in einem Behandlungszimmer, das ich noch nie gesehen hatte und neben mir war ein Tablett mit einer Spritze und ein paar Skalpellen. Ich schluckte und setzte mich auf. Dann nahm ich mir ein Skalpell und sah mich weiter um.

Ich musste hier raus.

„Ein Hund mit einem ziemlich kräftigen Herzschlag und einem echt menschlichen Geruch.", sagte der Junge nun belustigt.

Wo war ich hier?! Nun setzten sich im Nebenzimmer Leute in Bewegung und ich hörte, dass sie hier reinkamen. Ich machte mich bereit, mich zu verteidigen. Als der erste reinkam stand ich blitzschnell auf und rammte ihm ohne zu zögern das Skalpell in die Brust.

Ich weitete die Augen als ich sah, dass es dieser Theo war. Er war für eine Millisekunde überrascht, zog aber dann das Skalpell raus und lächelte mich schief und unbeeindruckt an. Dann packte er meinen Arm und in der Sekunde wurde sein Gesichtsausdruck unergründlich.

„Was ist sie?!", fragte er verwirrt und ich versuchte mich los zu reißen.

Es gelang mir und Ich ging einige Schritte zurück und spürte das kalte Metall des Behandlungstisches an meinem Steißbein.

Nun kam hinter Theo ein dunkelhäutiger Mann zum Vorschein der mich überrascht ansah. „Du bist wach.", sagte er erleichtert. Doch als er meinen angsterfüllten blick sah, kam er auf mich zu. „Keine Angst, du bist hier in Sicherheit.", versicherte er mir.

Ich brachte kein Wort raus. Ich sah zum Fenster im Raum, das offen stand. In der Millisekunde in der ich überlegte mich zu verwandeln, verstand der Arzt. „Du bist nicht mehr bei den Ärzten! Hayden ist auch gerettet.", sagte der Tierarzt.

Ich sah auf den kleinen Blutfleck auf Theos Shirt, von dem Stich. Es war sicher schon verheilt.

„Hayden?", fragte ich hoffnungsvoll.

Theo kam nun bedrohlich nahe und sah mich warnend an. „Was hattest du in meinem Labor zu suchen?", Knurrte er. Ich musste an den blinden Werwolf denken, der bei ihm im Labor gesessen hatte. Ich hatte ihn frei gelassen.

Vielleicht war dieser Ducalian keiner der guten, doch auch Theo schien nicht gerade eine weiße Weste zu tragen. Ich hatte ihn freilassen müssen. Ich ging noch einen Schritt zurück um den Abstand zwischen uns wieder zu vergrößern.

„Ist sie wach?", fragte jemand, und kam ins Zimmer. Es war ein Deputy. Er kam mir bekannt vor. Ich erinnerte mich an einen meiner Visionen, bevor ich nach Beacon Hills gekommen war. Sein Name war Parrish. Er hatte gerufen, aus Verzweiflung nicht zu wissen, ob er der Gute oder der Böse war. Er war definitiv nicht böse. Parrish war ein Höllenhund. Ein Wesen, das die Toten und das Übernatürliche bewachte und mit den Banshees verbunden war.

Eigentlich das komplette Gegenteil von mir. Dennoch war ich so erleichtert ihn zu sehen, dass ich ihn anlächelte und zu ihm ging.

Als Parrish Theo sah, spannten sich seine gesamten Muskeln an. Er stellte sich halb vor mich und fixierte Theo. „Seit wann ist er hier, Deaton?", fragte er. Der Mann hieß also Deaton.

„Er ist gerade erst gekommen. Er wollte zu dem Mädchen.", erklärte Deaton mit ruhiger Stimme.

„Oho der Höllenhund ist da zur Rettung. Sehr interessant.", bemerkte Theo. „Was ist sie?", wiederholte er seine Frage, nun drängender. Sein blick blieb starr auf mir. Von ihm ging eine ungeheure Kälte aus. Und dennoch strahlte irgendwas in seiner Aura etwas aus, das mich neugierig machte.

„Was willst du von ihr?", fragte Parrish. Theo kam näher und sah mich an. „Sichergehen, dass sie sich nicht mehr in meine Angelegenheiten einmischt.", sagte Theo angriffslustig und legte den Kopf leicht schräg.

Ich starrte zurück. „Es geht dich nichts an was sie ist.", zischte Deaton. „Ich habe zwar keine Ahnung wovon du sprichst, aber du solltest jetzt besser gehen.", sagte Parrish zu Theo. Theo lächelte, doch ihm passte die Situation gar nicht, das merkte ich.

Er blickte mich nur an und ging dann. Ich hielt seinem Blick stand. Was war das für ein Typ?

Später brachte mich Parrish zu Scott nach Hause, nachdem Deaton mich nochmal durchgecheckt hatte. Ich würde ab jetzt bei Melissa und Scott wohnen wofür ich ihnen unglaublich dankbar war. Dazu war Melissa unfassbar nett und liebenswürdig. Sie meldete mich an der High School an und ich bekam das Gästezimmer in ihrem Haus. Dann stellte Scott mich noch seinem Rudel vor und ich fühlte mich endlich etwas wohler in dieser Stadt.


With ears to see & eyes to hear (J.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt