Kapitel 7

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Luna:

Als ich aufwachte lag ich in meinem Bett.

War das alles nur ein Traum gewesen? Das konnte nicht echt gewesen sein. Wie sollte ich denn aus meinem Körper heraus gegangen sein? Und wie war ich wieder in mein Bett gelangt?

Ich stand auf und sah, dass ich keinen Schlafanzug trug, sondern die Sachen die ich Gestern Abend in dem Traum, oder was es war, angezogen hatte. Und ich trug Schuhe. Als ich meine Decke zurückschlug sah ich, dass mein ganzes Bett voll mit Dreck und Laub war.

Mein Herz schlug vor Panik schneller.

Ich riss meine Bettwäsche herunter und zog mir frische Sachen an, dann warf ich das Knäul dreckige Sachen unten in die Waschmaschine und schaltete sie ein. Als ich ins Wohnzimmer kam fiel mir auf das Scott nicht da war. Aber die Schule fing erst in einer Stunde an. Ich machte mir ein Müsli und schaltete den Fernseher ein.

Direkt kamen die Nachrichten. Ein Bild von Donnovan erschien und er wurde als Vermisst gemeldet. Aber die Ermittler sagten, dass in der Schulbibliothek so viel Blut von ihm gewesen war, dass sie davon ausgingen, dass er es nicht überlebt hatte.

Das gestern war kein Traum gewesen. Ich hatte zusammen mit Parrish eine Leiche verschwinden lassen. Aber wieso? Und wieso hatte ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper gehabt? Es war wie ein Albtraum. Ich musste verhindern, dass ich wieder einschlief und die Kontrolle verlor. Bis ich sicher war, wie ich das in den Griff bekam.

Ich rief Stiles an. Doch er ging nichts ans Handy. Toll. Also musste ich in die Schule laufen. Ich zog meine Schuhe an und ging los. Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass ich wahrscheinlich zu spät kommen würde.

Es dauerte einfach viel zu lang zu laufen. Ich wollte mich verwandeln, doch es funktionierte nicht. Was war nur los?! Wenn das alles gestern echt gewesen war, dann hatte Stiles ihn umgebracht.

Wo war Stiles jetzt? Und sollte ich es jemandem sagen? Ich entschied mich dagegen. Stiles sollte es allen selbst sagen.

Plötzlich hupte jemand neben mir. Ich blickte zur Seite, auf ein schwarzes Auto. Darin saß Theo, der nun seine Fenster runterlies. „Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?", fragte er und fuhr langsam neben mir.

Alles in mir wollte nein sagen, aber ein kleiner Seraphim Teil hielt mich dazu an, mich netter zu verhalten. „Komm schon. Du kommst sonst zu spät.", sagte Theo und grinste. Seine Haare waren verstrubbelt, als hätte er nicht genug Zeit gehabt sie zu stylen. „Okay.", sagte ich und stieg ein „danke."

Theo fuhr los. „Und, was hast du gestern so gemacht?", fragte Theo. Ich sah ihn fragend an. „Nichts...du?" „Hast du das von Donnovan mitbekommen?", fragte Theo. Da war ein seltsamer Unterton in seiner Stimme.

Ich sah ihn genau an. Plötzlich sah ich seine Aura glasklar vor mir. Sie war durchzogen von schwarzen Nebelschwaden. Doch dort war etwas Goldenes darunter. Als würde er etwas verbergen.

Er verbarg sehr viel. Das war klar. Nun sah Theo mich an. „Was?"

Ich konzentrierte mich und sah in der Aura ein Bild, das sich formte. Dort war Theo, an der Schule. Er blickte zum Hinterausgang. Aus diesem kam der brennende Parrish, in seinen Armen war Donnovan. Ich lief halb hinter Parrish, doch ich folgte ihm nicht. Ich bog woanders hin ab. Dann verschwand das Bild.

Hatte ich eine Erinnerung von Theo sehen können? Theo wandte den blick ab und die Aura verschwand. Warum fragte er mich wo ich war oder ob ich von Donnovan wusste, wenn es doch klar war? Er hatte es ja gesehen.

„Ich verstehe nicht, was du für Spielchen spielst.", murmelte ich und blickte aus dem Fenster. „Wie meinst du das?", fragte er unwissend. „Du hast mich doch gesehen. Und Parrish. Und Donnovan.", sagte ich.

Nun sah er mich wieder an. „Ich hatte gehofft, du würdest es mir von dir aus erzählen.", sagte Theo. „Klar. Und ich frage mich wer diese Chimäre auf Stiles gehetzt hat."

Mir fiel ein, das Donnovan Probleme mit Stiles Vater, dem Sheriff gehabt hatte, weil dieser ihn nicht als Polizist eingestellte hat. Er hatte die Ausbildung verhauen und war deshalb sauer auf den Sheriff. Das war natürlich absurd, gab der Chimäre Donnovan dann aber einen Grund dem Sheriff Leid zufügen zu wollen. Und was war schlimmer, als wenn man jemanden den man hasst persönlich wehtat? Richtig, wenn man demjenigen wehtat, den dieser liebte.

Theo fuhr langsamer, während er auf den Schulparkplatz bog. Nun lachte Theo leise. „Du glaubst ich war das?", fragte er. Ich fühlte, dass sein Herzschlag sich kurz beschleunigte. „Ja.", sagte ich und Theo parkte.

Nun saßen wir nur da. „Und was wenn ich dir sage, dass ich nicht zugelassen hätte, dass Donnovan ihm was tut?", fragte Theo. Er drehte seinen Oberkörper in meine Richtung und ich sah wie sich seine Muskeln unter dem grauen Shirt bewegten. „Warum hast du es dann getan?", fragte ich ernst nach.

Theo schien nach einer Lüge zu suchen, doch ich ließ ihn nicht aus den Augen und er schien aufzugeben. „Lassen wir das Thema.", sagte Theo und stieg aus.

Ich folgte ihm und hielt ihn kurz am Arm fest. Wir standen hinter seinem Auto, wo uns noch niemand sehen konnte. Als ich ihn berührte sah er mich blitzschnell an. Im nächsten Moment packte er mich, drückte mich gegen das Auto und kam mit seinem Gesicht ganz nahe.

„Ich bin auf deiner Seite, okay?", fragte er leise und ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Seine Augen leuchteten auf. Wie geschmolzenes Gold. Ich sah wie sich das blau meiner nun aufleuchtenden Augen in seinen spiegelte.

Warum leuchteten meine Augen? Das war mir noch nie passiert. Außer gestern Nacht... Ich bekam leicht Panik, dass mein Körper wieder irgendwas tun würde, was ich nicht wollte. Ich wollte Theo mit den Händen wegdrücken, doch er bewegte sich keinen Millimeter. Unsere Blicke waren wie ineinander verhakt.

„Wenn wir auf der gleichen Seite wären, würdest meine Freunde nicht in diese Lagen bringen. Donnovan ist tot. Das hier ist kein Spiel, Theo.", Sagte ich und nahm meine Hände von seiner Brust. Ich konnte ihn eh nicht wegschieben.

Also schlüpfte ich an ihm vorbei und ging weg, ohne weite Worte. In einem Autospiegel überprüfte ich meine Augen. Sie leuchteten nicht mehr.

Gottseidank.


With ears to see & eyes to hear (J.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt