Kapitel 12

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Luna:

Nach der Schule ging ich zu meinem Schließfach, packte meine Schulbücher weg und ging raus. Vor der Schule standen Kira, Scott, Stiles und Liam und unterhielten sich.

Ich sah Theos Auto gegenüber stehen und mir wurde etwas mulmig bei dem Gedanken, dass ich jetzt mit zu ihm ging. Das könnte so schief gehen. Aber ich musste mich zusammenreisen. Zum Glück sah ich ihn noch nirgends. Er war bestimmt noch in der Schule und hatte was zu erledigen.

„Hey, Luna!", Rief mich Liam zu sich. Ich ging zu meinen Freunden, die angespannt aussahen. „Was ist los?", Fragte ich besorgt. „Hast du Lydia heute schon gesehen oder von ihr gehört?", Fragte Scott.

Ich schüttelte den Kopf. Jetzt fiel mir auch auf, dass ich sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. Doch ich hatte einfach vermutet, dass wir uns immer verpasst hätten.

„Hoffentlich ist nichts. Vielleicht ist sie einfach daheim und ruht sich aus...", Murmelte Kira. „Ich geh nachher bei ihr vorbei.", Sagte Stiles und nickte.

Plötzlich sahen alle an mir vorbei und wurden still. Ich wandte mich um und sah, dass Theo dastand und lächelte. „Kommst du, Luna?", Fragte er. Ich nickte „Ja."

Ich sah meine Freunde an, die mich entsetzt anblickten. „Was?", Fragte Liam. „Wir müssen ein Geschichte Projekt zusammen machen.", Erklärte ich und lächelte beruhigend. Doch die meisten sahen nicht sonderlich beruhigt davon aus.

„Tschau.", Sagte ich und ging einen Schritt zurück, da niemand was sagte. „Bye.", Sagten einige, außer Liam und Stiles. Ich ging mit Theo davon. Wir liefen die Treppen runter und plötzlich war ein Pfeifen zu hören.

Wir blickten zurück. „Sei vorsichtig, Raeken! Ich weiß wo du wohnst!", Rief Stiles drohend. Darauf lachte Theo nur leise und winkte ihm provozierend.

Ich seufzte, als ich in Theos Wagen einstieg. Das würde interessant werden.

Während der Fahrt sprachen wir nicht viel. Ich musste daran denken, wie hart er den Ball beim Lacrosse spielen geworfen hatte. Warum hatte er das getan?

Doch ich konnte nicht darüber nachdenken. Immer wieder fielen meine Augen zu und ich hatte große Mühe meine Augen offen zu halten.

Es schien als würde ich total langsam blinzeln. Als würden meine Augen so die versäumte Ruhepause nachholen wollen.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich musste wach bleiben.

Wir parkten vor Theos Haus. Ein weiteres Auto stand in der Einfahrt. Es gehörte sicherlich seinen Eltern. Theos Eltern. Wie die wohl waren? Wussten die überhaupt von seinen Kräften? Theo öffnete mir grinsend die Türe, und erst da merkte ich, dass ich einfach im Auto gesessen und vor mich hin gestarrt hatte, anstatt auszusteigen.

„Sorry...danke.", Murmelte ich und stieg aus. Theo holte seinen Hausschlüssel raus und steckte den Schlüssel in das Schlüsselloch. Ich war zu müde um hibbelig zu werden, aber ganz geheuer war mir das hier trotzdem nicht.

Ich fasste Theo an den Arm. Er sah mich fragend an und hielt inne im Türe öffnen. „Wissen deine Eltern, was du bist und so?", Fragte ich mit gedämpfter Stimme. Darauf lachte Theo leise und wir gingen rein.

Er hatte wohl eine ernstere Frage erwartet. Doch ich war so müde, das ich diese Frage für sehr ernst hielt. „Ja, sie wissen es. Aber sie kümmert es nicht sonderlich.", Sagte er und wir gingen die Treppen hoch.

Klar, war ja auch kein Ding wenn der Sohn ein Werwolf war. Ich war dennoch zu müde um mich darüber zu wundern.

Ich folgte ihm in sein Zimmer. Es war ziemlich aufgeräumt und wenn man reinkam fiel einem sofort auf, dass Theo sich hier nicht besonders oft aufhielt. Es hatte wenige persönliche Sachen, war mehr praktisch eingerichtet. Ein paar Bücherregale, ein Schrank, ein Schreibtisch am Fenster und daneben ein Bett an der Wand.

Als ich das Bett sah, hätte ich nichts lieber getan, als mich rein zu legen. Doch ich wiederstand der Versuchung. Glücklicherweise.

Dennoch setzte ich mich aufs Bett und sah mich im Zimmer um. Keine Poster oder sonstiges. Es schien als wäre es nicht sein Zimmer.

„Also, ich habe zwei Aufgaben.", Kündigte Theo an und setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch, neben mir. „Der eine diktiert die wichtigen Sachen, die hier im Buch über unser Thema stehen, und der andere schreibt es auf.", Sagte Theo.

Ich schnappte mir das Buch, rutschte an die Wand und setzte mich im Schneidersitz hin. „Du hast dich ja schon richtig vorbereitet.", Sagte ich grinsend und schlug das Buch auf. Er verdrehte die Augen und nahm seinen Block und einen Stift raus. „Dann fang mal an.", Sagte er.

Ich diktierte einige Seiten, bis wir beschlossen, dass es genug war. Wir mussten nur noch einen guten Abschlusssatz finden.

Ich stöhnte, weil wir hier schon eine Stunde saßen und lies mich ins Bett fallen. Ich hob das Buch über mir und scannte die Zeilen nach einem geeigneten Satz ab.

Dann hörte ich Theo leise lachen. Ich unterbrach meinen Scann Vorgang und blickte zu ihm rüber.

„Hm?", Machte ich und sah, wie Theo grinsend von mir zu seinem Blatt sah. „Das sieht aus wie die unbequemste Art zu lesen, die ich je gesehen habe.", Sagte er und sah mich wieder an.

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Heb du doch mal dieses fette Buch für zwei Stunden, dann reden wir weiter wie du es machen willst." Theo sah mich herausfordernd an. „Wir können ruhig tauschen."

„Na gut.", Sagte ich und setzte mich auf. Plötzlich war mir unfassbar schwindelig. Der ganze Raum schien sich zu drehen und ich sah alles nur noch schwarz weis.

Ich fühlte mich unfassbar erschöpft, doch ich wollte mir nichts anmerken lassen. Als Ich mich hinstellte und zum Schreibtisch gehen wollte, prallte ich gegen Theos Brust.

Erst lachte er über meine Tollpatschigkeit, doch dann sah er mich genauer an. „Was hast du?", Fragte er. Ich schüttelte den Kopf und setzte mich schnell wieder aufs Bett. „Nichts..."

„Du zitterst vor Erschöpfung. Seit wann hast du nicht mehr geschlafen?", Fragte er nach und setzte sich neben mich aufs Bett. Ich zuckte die Schultern „seit ein paar Tagen."

Im Zimmer schien sich immer noch alles zu drehen. Ich sah mich um. Alles bis auf Theo schwankte. Der schien irgendwie als einziger im Raum still zu sitzen.

Ich kniff die Augen zusammen und hoffte dass es wegging. „Du musst endlich wieder schlafen. Du fällst noch in Ohnmacht, wenn du so weiter machst.", Sagte Theo neben mir mit sanfter Stimme.

Ich öffnete meine Augen und eine Träne floss meine Wange hinunter. „Aber wenn ich schlafe...das mit Donnovan. Ich habe keine Ahnung was ich in der Nacht getan habe und ich hatte keine Kontrolle über mich. Ich will nicht dass das wieder passiert."

Plötzlich zog mich Theo an sich und legte seinen Arm um mich. Mein Kopf legte sich wie automatisch an seine Brust. Er war einfach zu schwer. Ich atmete seinen beruhigenden Geruch ein und spürte die Wärme, die er ausstrahlte. „Keine Sorge, du wirst es noch lernen. Jeder von uns musste durch so eine Phase durch.", Sagte Theo leise und ich beruhigte mich etwas.

Ich schloss meine Augen. Ich konnte sie nicht mehr länger offen halten. „Ich kann dich nach Hause bringen.", Schlug Theo vor. Ich schüttelte den Kopf „Melissa wird sich nur unnötige Sorgen machen."

„Wenn du willst könntest du auch hier bleiben.", Sagte Theo. Darauf sah ich ihn misstrauisch an. „Und wenn du zu einem Feuer spuckenden Esel wirst, weck ich dich einfach.", Sagte er leise und ich hörte, dass er lächelte.

Ich lächelte ebenfalls. „Okay..." Ich war zu müde um noch eine Sekunde wach zu bleiben und so sackte ich auf der Stelle in mir zusammen, in Theos Armen. Ich spürte noch, wie er mich ins Bett legte und dann vertraute ich einfach darauf, dass alles gut ging und ich schlief ein.


With ears to see & eyes to hear (J.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt