Gefangen

Kapitel 4

4

Als ich, zusammen mit Darius, das Krankenhaus verließ, hatte ich noch keinen Plan, wo ich hin sollte. Wir gingen ein Stück, dann holte er zwei Gramm Gras aus der Tasche. Meine Zigaretten waren auch noch da, ein Wunder, dass sie sie mir nicht abgezogen hatten, da ich ja noch nicht achtzehn war. Wir standen an einer Stelle, wo fast nie jemand war und kifften. Die ganzen nächsten zwei Stunden fühlte ich mich gut. Ich vergaß alles und hatte Spaß wie seit Langen nicht mehr. Darius war nicht so breit wie ich, aber doch so, dass wir zu auffällig waren. Und mir nichts dir nichts saßen wir auch schon im Polizeirevier.

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"Namen?" Der unfreundliche Polizeibeamte schaute nicht mal von seinen Notizen hoch. Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört. Jetzt schaute er hoch. "Immer fühlen sie sich wie was Besseres.", hörte ich ihn murmeln.

"Na das sagen ja die Richtigen." Darius stupste mich mit dem Ellenbogen an, um mich zu warnen. Und er hatte Recht. Wir saßen schon so tief genug in der Scheiße. Aber ich konnte einfach nichts dagegen tun. Das war wie ein Instinkt von mir: Ich musste die Leute einfach immer provozieren. Ich wusste, dass ich selber oft unfreundlich war und trotzdem konnte ich nicht akzeptieren, wenn andere einen so behandelten. Ich zog mich bewusst zurück und überließ Darius das Reden. Er nannte unsere Namen, unser Alter und unsere Adressen. Schade, dass wir nicht mehr unter vierzehn waren. Dann wären wir wenigstens noch nicht strafrechtlich gewesen.

Wir wurden in den Warteraum geschickt und nach gefühlten drei Stunden wurden wir von einer adretten Dame abgeholt. Sie trug einen steifen Rock und einen passenden Blazer dazu, bis oben hin zugeknöpft.

Ich musste grinsen als ich sah, dass sie auch noch eine altmodische runde Brille trug, obwohl sie eh nur über den Brillenrand schaute.

"Kommt mit."

Sie hatte eine lächerlich tiefe Stimme, die überhaupt nicht zu ihr passte. Und promt kriegte ich einen Lachanfall.

Darius verdrehte die Augen und zog mich mit, als er der Dame hinterher ging. Sie ließ uns in einem Raum allein und wir durften wieder eine halbe Stunde warten.

"Was passiert jetzt?", fragte ich ihn. Er zuckte nur mit den Schultern.

"Bist du sauer?"

Er beobachtete mich. Aber sagte nichts.

"Hmm", machte ich und zuckte mit den Schultern. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie sein Blick sich verfinsterte. Verwirrt schaute ich ihn mir an. Ich zuckte zusammen, als er mir mit einem Ruck herausfordernd in die Augen blickte. Schnell schaute ich weg und atmete auf, als die Frau wieder kam. Sie sagte, dass es nicht gut für mich aussehe, da ich schon mehrere Anzeigen hätte.

Oh ja ich weiß noch, wie meine damalige "Freundin" den halben 'dm' in ihrer Tasche verschwinden ließ und dabei auch unauffällig etwas in meine Tasche gesteckt hatte.

Noch ein Grund, warum ich lieber mit Jungs rumhing.

Die Dame drehte sich zu Darius um.

"Du kannst gehen. Aber lass dich am besten nicht noch einmal bei Sowas erwischen. Das ist jetzt alles notiert. Noch so'n Ding und es könnte sein, dass du ernsthaft Probleme bekommst!"

Ich sollte ihr folgen und als ich aufstand, um ihr hinterher zu gehen, fragte ich Darius, ob er nicht noch warten könnte. Doch er schüttelte nur stumm den Kopf. Das machte mich wütend. Nicht, dass er nicht wartete, sondern dass er nicht mit mir redete!

"Machst du etwa mich dafür verantwortlich?!", brüllte ich ihm hinterher.

Er drehte sich um. "Weißt du, ich hab einfach nur die Schnauze voll von dir! Du kommandierst jeden rum und fühlst dich wie weiß ich wer! Ich will das nicht mehr. Du bist unfreundlich und zickig. Geh dich einfach mal ficken!"

Oh mein Gott. So etwas hatte er noch nie zu mir gesagt! Ich konnte ihn nur anstarren, als er mich einfach stehen ließ. Als ich mich umdrehte, stand die Frau hinter mir. Und grinste schadenfroh.

Ich riss mich ernsthaft zusammen. Und fragte: "Bin ich wirklich so schlimm?" Sie schaute mich prüfend an.

"Also, ich kenn dich ja noch nicht so lange wie er, aber nach dem, was ich gerade so gehört habe... ja."

"Na toll. Ich will das ja gar nicht. Das ist wie ein Reflex von mir. Ich MUSS einfach gemein sein."

"Wenn das so ist", sagte sie, "bist du wirklich böse."

Und dann ging sie.

Und ich hinterher.

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