Kapitel 13

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"Clap along, if you feel, like a room without a roof!" Ich hatte die Musik auf volle Lautstärke gedreht. Da ich die Hilfe meiner Mutter vergessen konnte, hatte ich in den letzten Sommerferien einen Job bei Starbucks angenommen, und mir dann von meinem erarbeitetem Geld pinke Beats gekauft. Okay, das waren wahrscheinlich komische Vorsätze um zu arbeiten, aber ich war süchtig nach Musik. Und da meine Mutter mir nicht erlaubte, Musik auf meinen total neuen riesigen Lautsprechern zu hören (ich wette, das hat sie nur aus Bosheit gemacht), war ich zu Maßnahmen gezwungen. 

"Clap along, if you know, what happiness is to you!" Ich nickte im Takt mit dem Kopf.

Dieses Lied war einfach so geil! Ich hörte es mir immer morgens im Bad an, denn dann startete ich mit guter Laune in den Tag. Perfekter Song für Morgenmuffel (also für mich.)

Ich war also in perfekter Stimmung... bis irgendwas sehr hartes in meinem Schoß landete. Wütend darüber, dass ich bei -das geilste Lied der Welt hören- gestört worden war, funkelte ich Rosa an, die mich von ihrem Schreibtisch aus an grinste.

"Das hat weh getan! Was war das überhaupt?" Ich wühlte in meiner Decke, bis ich den Gegenstand fand.

"Ein Locher? Ernsthaft?! Konntest du nicht einen Radiergummi werfen, oder so?! Irgendwas, wo keine Lebensgefahr besteht!" Ich wurde immer lauter und am Ende des Satzes schnaubte ich entrüstet. Sie zog nur die Augenbrauen hoch und machte mich dann mit den Augen auf etwas aufmerksam, das offensichtlich an der Tür war. Ich drehte den Kopf. Ja, im Türrahmen stand tatsächlich Silvia, die also meinen kleinen Anfall gerade mit bekommen hatte.

Na toll.

Dann schaute ich zurück zu Rosa, die aber nur mit den Schultern zuckte.

"Du hast nicht reagiert."

Ich seufzte und wendete mich wieder Silvia zu.

"Was ist denn?" Silvia blickte hinter sich und trat dann einen Schritt zur Seite. Dann winkte sie jemanden mit dem Arm in unser Zimmer.

"Hier ist eure neue Mitbewohnerin. Ich werde euch jetzt alleine lassen und verlasse mich darauf, dass ihr sie in das Leben hier einführt." Dabei sah sie uns scharf an. Ich nickte und sie schloss die Tür.

"Hi, ich bin Grace.", sagte Grace. Ich musterte sie von oben bis unten. Sie war eine richtige Schönheit, das musste ich zugeben: Sie war dunkelhäutig, aber noch lange nicht schwarz und hatte dunkle Locken, die ihr weit über die Schultern fielen. Sie sah aus, als wäre sie ungefähr so groß wie ich und wirkte sehr selbstbewusst.

"Hi. Ich bin Alicia. Und das ist Rosa." Ich zeigte auf meine allseits gut gelaunte Zimmerkameradin, die sich auch jetzt mal wieder von der besten Seite präsentierte.

"Och nee, nicht noch jemanden! Ist ja voll ätzend! Hier ist doch so schon viel zu wenig Platz!" Ich verdrehte nur die Augen, ich war das schließlich schon von ihr gewohnt.

"Entschuldige, dass ich diesem Zimmer zugeteilt wurde. Das haben sie bestimmt mit Absicht gemacht, nur um dich zu ärgern.", erwiderte Grace mit hochgezogenen Augenbrauen, ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. "Sei froh, das ich nicht so ne fette Bitch bin, sonst hättest du jetzt reichlich Ärger am Hals." Damit drehte sie Rosa betont den Rücken zu und begann, ihre Sachen auszupacken. Ich setzte mir unbeteiligt wieder meine Kopfhörer auf. Ich hatte jetzt wirklich nicht den Nerv, mich mit der beleidigten Rosa auseinander zu setzen. Ich überlegte kurz, ob ich der Neuen noch irgendwas sagen sollte, doch dann merkte ich, dass ich vergessen hatte, auf Pause zu drücken, meine Musik pausenlos weitergelaufen und mein Akku jetzt im Arsch war. Und da sie es gewesen war, wegen der ich mein Stimmungsaufladungsritual hatte unterbrechen müssen, fiel es mir nicht schwer, sie die ganze Zeit bis zum Essen nicht zu beachten.

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