Kapitel 15

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"Okay, okay... was sollen wir jetzt machen?", fragte Jason leicht überfordert in die Runde und sah mich erwartungsvoll an. "Warten." "Warten?!" "Jaa, warten! Was denn sonst!?", zischte ich ihn genervt an, setzte mich auf die Couch neben Chad und schaltete den Fernseher an. Es dauerte eine Weile, bis sich die anderen Jungs auch hinsetzten und endlich Ruhe gaben.

Ich schreckte plötzlich aus meinem Schlaf, als ich ein lautes Klirren hörte. Ich sah mich im Wohnzimmer um und erblickte Nick. Ich konnte durch das Licht der aufgehenden Sonne, das durch die Fenster schien, erkennen, dass er mir ein Zeichen gab, leise zu sein und dann in Richtung der Küche zeigte. Ich nickte und wendete meinen Blick nicht von seinem Gesicht ab. "Scheiße!", hörten wir ein leises Murmeln aus der Küche und es dauerte nur zwei Sekunden bis wir erleichtert aufatmeten. Erst jetzt bemerkte ich auch, dass Chad nicht mehr neben mir lag. 

Leise seufzend stand ich auf und ging in die Küche. Im Türrahmen blieb ich stehen und beobachtete, wie er versuchte die Scherben auf dem Boden aufzusammeln, die wahrscheinlich von einem Glas stammten. Dieser Versuch wurde allerdings nicht gerade mit viel Erfolg gekrönt, denn die Hälfte lag noch am Boden, als er sich wieder aufrichtete und sich mit den Händen an der Küchentheke abstützte. Kopfschüttelnd ging ich auf ihn zu und räumte die restlichen Scherben in den Müll. Dann drehte ich mich wieder zu ihm um und sah ihn erwartungsvoll an.

"Sorry...", flüsterte er zögerlich und sah mich entschuldigend an. "Sorry?! Das ist alles?! Du hättest mit irgendjemandem reden können! Du hättest mit mir reden können! Du kannst mir alles sagen und das weißt du! Aber nein du gehst lieber auf irgendeine beschissene Party und dröhnst dich komplett zu! Als würde das irgendwas bringen!", schrie ich ihn an. 

Ja ich war wütend, ich war sehr wütend, aber auch nur weil ich wusste, was Drogen mit einem anstellen konnten. 

Es war vielleicht ein bisschen ironisch, zu sagen, dass ich Drogen verabscheute, da wir ja selbst mit Drogen dealten, aber ich hatte schon immer alle in meinem engeren Umfeld davor geschützt, süchtig zu werden. Natürlich gab es immer mal wieder jemanden in der Gang der Drogen nahm, jedoch war es nie zur Sucht gekommen, was auch größtenteils mein Verdienst gewesen war. 

Doch einmal hatte ich versagt und konnte es nicht verhindern, denn ich wusste es erst viel zu spät. Einmal konnte ich und niemand anderes mehr etwas tun. Einmal war einmal zu viel. Einmal ist jemand deshalb gestorben.

"Emily, es ist alles gut. Mir geht's gut. Ist doch nichts passiert." "Dir geht's also gut! Und klaar es ist nichts passiert! ...Glückwunsch!", zischte ich ihn an und verließ sauer die Küche. Im Flur blieb ich kurz stehen und atmete tief ein und aus bevor ich nach oben in mein Zimmer ging. Als ich am Wohnzimmer vorbei ging sah ich im Augenwinkel die verwirrten Gesichter der Jungs, die wahrscheinlich wegen meines Ausbruchs gerade aufgewacht waren.
In meinem Zimmer angekommen schnappte ich mir schnell frische Unterwäsche und ging duschen. Danach zog ich mir einen kurzen, schwarzen Jumpsuit an und setzte mich mit einem Glas Wasser und einem Buch auf meinen Balkon. Ich liebte es mich manchmal einfach mit einem Buch hinzusetzen und zu entspannen. Dann konnte ich mich immer komplett in eine andere Welt hineinversetzen und den ganzen realen Mist für kurze Zeit vergessen.

"Em? Wir wollen was Essen gehen, kommst du mit?", riss mich jemand aus einer Welt voller Zauberei. "Ähm... Nein danke, ich bleib hier.", antwortete ich leise, ohne von den Seiten aufzuschauen. "Emily komm mit. Du hast heute noch nichts gegessen und ich weiß, dass du eigentlich hunger hast.", gab Nick nicht auf und ging neben meinem Sessel in die Knie. Ich sah ihn nachdenklich an und nickte dann leicht. "Ok, gut. Wo wollt ihr hin?", gab ich mich geschlagen, klappte das Buch zu und stand langsam auf. "Wir haben gedacht vielleicht mal wieder ins la Scala?" Ich schenkte ihm ein warmes Lächeln. Das la Scala war unser Lieblingsrestaurant. Ein grandioser aber auch sehr teurer Italiener in der Nähe der Beverly Hills doch ich würde selbst ans andere Ende des Landes fahren um dort zu essen. "Geht klar! Endlich mal wieder kein Fastfood.", lachte ich und ging wieder nach drinnen um mich fertig zu machen. "In 'ner halben Stunde fahren wir, ok?", fragte mich Nick noch bevor er das Zimmer verließ und ich nickte ihm schnell zu.

25 Minuten später war ich fertig und sah mich nochmal prüfend im Spiegel an bevor ich nach unten ging. Ich trug ein dunkelrotes, enges Kleid, das mir bis kurz über die Knie ging. Dazu silbernen Schmuck, eine silberne Clutch und natürlich silberne Highheels. Meine Haare ließ ich offen und in Wellen über meine Schulter fallen. 

 

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Als ich nach unten kam sah ich schon, dass die Jungs nur noch auf mich warteten. Auf dem Weg nach draußen hielt ich Chad am Arm fest und wartete bis die anderen draußen waren. "Hör zu, ich hab heute früh glaub ich ein bisschen überreagiert. Ich bin froh, dass es dir gut geht." Er zog mich erleichtert in eine Umarmung und hauchte mir einen kleinen Kuss auf meine Stirn.

"Na kommt schon ihr zwei, wir müssen los!", rief Jason von draußen und wir liefen schnell raus und setzten uns in dessen Auto.

Die Fahrt verlief ziemlich ruhig, nur der Autoradio im Hintergrund durchbrach die Stille, welche aber nicht unangenehm war.
Als wir ankamen stiegen wir aus und liefen zu den anderen, die schon vor uns angekommen waren und an der Eingangstür warteten. Dann betraten wir das Restaurant und wie immer, wenn ich hierher kam, fühlte ich mich sofort wohl. Die Wände und Pfosten im Raum waren aus weißem Marmor, der Boden wurde vollständig von einem roten Teppich bedeckt und der große Saal vor uns wurde von mehreren kleinen und einem riesigen Kronleuchter in der Mitte erleuchtet. Sofort kam ein Ober im Anzug auf uns zu, begrüßte uns mit einem leicht italienischen Akzent und führte uns zu unserem Tisch, der in einer Nische stand. Er wies uns an uns zu setzen und schob mir meinen Stuhl zurecht, worauf ich ihn freundlich anlächelte. Er verschwand wieder, doch es dauerte nicht lange,  da kam er auch schon mit einer gekühlten Flasche Champagner und schenkte jedem ein. Währenddessen kam noch eine Bedienung und gab jedem von uns eine Speisekarte. Ich merkte, dass die Jungs sie die ganze Zeit beobachteten, was mich leicht zum lächeln brachte. Ich konnte es ihnen aber auch echt nicht verübeln, sie war wirklich hübsch. Mit ihren langen dunkelbraunen Haaren, den haselnussbraunen Augen und ihrer braun gebrannten Haut sah sie einfach nach einer typischen Südländerin aus.

Lange stöberte ich in der Karte herum. Blätterte vor, zurück und wieder vor. Mit einem kurzen Blick nach oben bestätigte sich mein Verdacht, dass ich die einzige war, die sich noch nicht entschieden hatte. So wie immer. Die Jungs sahen mich alle erwartungsvoll an und man konnte auf manchen Gesichtern ein kleines Lächeln ausmachen, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass es sie ein bisschen nervte. So wie immer. Ich warf ihnen ein entschuldigendes Lächeln zu und blätterte wieder eine Seite nach vorne, was Mike ein leises ungeduldiges Seufzen entlockte.

Another Bad Girl StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt