Die Gemeinschaft des grünen Auges

Kapitel 10

Oftmals wird angenommen, dass nur ein einziges Ereignis der Grund für einen Umbruch ist. Diese Annahme ist falsch. Es wirken sich immer langfristige, mittelfristige und kurzfristige Ursachen auf einen Umbruch aus. So waren es auch nicht die „legendären" Zwillinge, die den Bund zu Fall brachten.

Brandon und Christina Ammerely im Vorwort zu dem Buch „Ende und Anfang"

Plaer, Hauptstadt der Provinz Feliç

Jahr: 10.220

Christina saß neben ihm, ein Knie angezogen, während sie dabei war ihr eines Hosenbein hochzukrempeln, um sich ihr Knie genauer anzusehen. Vor wenigen Momenten hatte sie es noch schmerzhaft gerieben.

Bran konnte an der Röte ihrer Wangen sehen, dass sie noch aufgeregt war. Nicht das gute aufgeregt, wie bei Vorfreude auf ihren Geburtstag, sondern das schlechte aufgeregt. Das Rot ihrer Wagen biss sich nämlich hässlich mit dem Orange-Rot ihrer Haare.

Seine Schwester begutachtete ihr Knie mit Adleraugen. Seit Chris vor ein paar Jahren im Garten unglücklich gestürzt war, sie war die Treppe zum Teich hinunter gefallen und hatte sich dabei den linken Arm gebrochen und sich mehrere Schürfwunden an Beinen und Armen zugezogen, war sie extrem vorsichtig.

>>Ich glaube, du hast mir das Knie gebrochen.<< brachte Christina zwischen ihren zusammengepressten Zähnen hervor.

>>Sei nicht albern.<< murmelte Bran. Er richtete seinen Blick nach vorne. Ihr Lehrer kopierte etwas von seinen Tab an die Wand. >>Du würdest das Knie wohl kaum bewegen können, wenn die Kniescheibe gebrochen wäre. Für mich sieht das aus, wie ein ganz normaler blauer Fleck.<< Christina verdrehte die Augen und stellte ihren Fuß wieder auf den Boden ab. >>Außerdem habe ich mir auch nichts getan.<<

>>Hättest du aber verdient.<< fauchte sie ihn an. Jetzt war es an Bran die Augen zu verdrehen.

>>Wie du meinst, Schwesterchen. Ich muss dir aber etwas dringendes erzählen. Es ist wirklich wichtig.<< Chris Gesichtsausdruck war immer noch finster und auch ein wenig bockig, aber dennoch wirkte sie interessiert.

>>Na dann los, mein liebster Bruder, schütte mir dein Herz aus.<<

>>Ammerely hoch zwei!<< bellte Mersey, ihr Politikwissenschaftslehrer. Brandon zuckte bei der Lautstärke seiner Stimme ein wenig zusammen. >>Wenn Sie beide diesem Unterricht nicht folgen wollen, können Sie diesen Raum auch verlassen.<<

>>Verzeihen Sie bitte, Sir. Es wird nicht wieder vorkommen.<< entschuldigte sich Bran. Der Lehrer wand sich von ihm ab. Er nutze diese Zeit, um Christina seinen Ellenbogen in die Seite zu rammen.

>>Also wie ich bereits erwähnt hatte, bevor ich unterbrochen wurde, werden wir nach dem Jahreswechsel nächsten Monat nach Mazal reisen.<< Mersey setzte den Unterricht fort. Christina schnipste mit ihrem Finger gegen sein Bein. >>Dort werden wir uns eine Sitzung des Senates ansehen. Ich erwarte, dass Sie sich an diesem Tag von ihrer besten Seite zeigen und unsere Akademie nicht blamieren. Wir haben einen Ruf zu verlieren.<< Der Ausflug an Mazal wurde schon vor Monaten geplant worden. Es war üblich, dass im vorletzten Jahr ein Ausflug in eine politische Einrichtung unternommen wurde, aber selten war ein Ausflug zum hohen Senat geplant worden. Bran hatte es schon völlig verdrängt.

Und er hatte Christina völlig verdrängt, die natürlich nicht aufgehört hatte den Kleinkrieg gegen ihn weiterzuführen und ohne Unterlass ihren Finger gegen sein Bein schnipste.