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Prolog

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Der Sturm draußen tobte unverändert heftig weiter. Die hölzernen Fensterläden lösten sich alle paar Minuten und schlugen krachend gegen die Hauswand, bis einer der vier Männer aufstand und sie schloss. Der donnernde Regen rückte dann wieder so weit in den Hintergrund, dass sie miteinander sprechen konnten, ohne zu schreien.

Sie hatten das Unwetter kommen sehen. Unheilschwangere schwarze Wolkenfronten, die sich einer Flutwelle gleich am Horizont auftürmten und eine schlaflose Nacht versprachen. Dennoch hatten sie das Treffen nicht abgesagt. Sie würden es heute nicht mehr nach Hause schaffen, doch dafür garantierte ihnen der Sturm, unentdeckt zu bleiben.

„Edward ist tot und sein Sohn ist ein Schwächling", wiederholte der blonde Mann am linken Tischende eindringlich. „Ich sage es euch, das Blatt wendet sich!"

„Das hast du schon vor vier Jahren gesagt. 'Wallace wird uns die Freiheit zurückbringen' hast du großspurig verkündet, mit der Aussicht, die Engländer zum Teufel zu treiben." Sein Freund, der neben den Fenstern stand, um sie bei Bedarf wieder zu schließen, schüttelte den Kopf. „Wallace wurde vor zwei Jahren hingerichtet, ohne Schottland zu befreien, mon ami. Ich bezweifle, dass Bruce das besser meistern wird."

„Er hat öfter die Seiten gewechselt als meine Großmutter am Tag meinen Großvater verflucht", pflichtete ihm der dritte bei. Sein bronzefarbenes Haar blitzte im Kerzenlicht rot auf, als er sich zurücklehnte und auf den Hinterbeinen seines Stuhls balancierte. „Ich traue dem Mistkerl nicht."

„Soll das heißen, ihr wollt einfach nichts tun?", fragte der Blonde ungläubig. „Wir können doch nicht in aller Seelenruhe zusehen, wie die verdammten Engländer unser Land besetzen!" Er sah die anderen nacheinander an, erhielt jedoch keine Antwort. Sein Blick blieb an dem letzten der vier hängen. „Willst du heute auch noch irgendetwas sagen oder hätten wir es uns sparen können, bei diesem Mistwetter rauszugehen?"

„Ich denke nach", erwiderte der andere spöttisch. „Ist gelegentlich recht nützlich."

„Aye, was du nicht sagst. Schon zu einem Ergebnis gekommen?"

„Lasst uns ein oder zwei Jahre warten. Wenn Bruce dann noch auf unserer Seite steht, schließen wir uns der Rebellion an."

Das Schloss im NebelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt