Vorfreude & Verblüffung

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"Als ich erfahren habe, dass sie bei dem Sender Tickets für die Premiere von Fluch der Karibik 5 verlosten, musste ich sofort an dich denken, denn immer wenn ich auf dich aufgepasst habe, haben wir uns mindestens einen Film mit Johnny Depp angeguckt und ich wusste doch, dass du ein riesen Fan von ihm bist und hab deshalb total oft an den Sender geschrieben. Ich dachte echt nicht, dass sie ausgerechnet mich ziehen werden, aber ich dachte, ich schmeiß auch mal meinen Hut ins Feuer und versuche die Karten zu gewinnen. Und als ich dann meinen Namen im Radio hörte, war ich hin und weggerissen. Du glaubst nicht wie ich mich für dich gefreut habe!", sagte Marie während sie sich zu mir auf den Boden kniete und ihre Hand auf meine Schulter legte. Mir entfloh ein Kichern. Ich war in diesem Moment so unfassbar glücklich, dass ich mir die Tränen nicht unterdrücken konnte. Ich bedankte mich nochmal herzlichst für die Geschenke und als ich hochsah, bemerkte ich Hannah, die wie eine Statue auf die Tickets glotzte. Ihr Mund stand offen und man konnte ihre Gefühle aus ihrem Gesicht ablesen. Ich stand auf und umarmte nochmal alle für diese tollen Geschenke.

...

Inzwischen sind Onkel und Oma auch gekommen und ich habe ihnen die tolle Kette, das wunderschöne Gemälde und das Highlight des Tages, die Tickets, gezeigt. Das war echt der beste Geburtstag aller Zeiten!
Nachdem die Gäste wieder gefahren waren, half ich meiner Mutter noch ein wenig im Haushalt und fragte sie, wie sie die Geschenke so findet, denn sie war den ganzen Abend total still. "Ach Schatz, das sind wirklich tolle Geschenke und ich freue mich für dich." Irgendwie glaubte ich ihr das nicht so ganz. Sie war total merkwürdig heute, seitdem ich mit dem Thema Tickets und Johnny Depp anfing zu erzählen. Und als ich die Karten in der Hand hielt, sah sie am Anfang total geschockt aus, aber im negativem Sinne. Ich wusste nicht was ihr auf dem Herzen lag, aber ich musste es herausfinden.
Am späten Abend fragte ich Hannah, ob sie nicht Lust hätte heute Nacht hierzubleiben.
Wir lagen in meinem Bett und redeten noch ein wenig über die krasse Überraschung heute sowie über die Premiere, den Film und Johnny. Wir konnten es immer noch nicht fassen, dass wir bald unser großes Idol sehen werden und vielleicht auch die Möglichkeit haben werden mit ihm Fotos zu machen, ein Autogramm zu bekommen oder vielleicht sogar mit ihm sprechen können. "Toni? Was ist denn los, irgendwas bedrückt dich oder?", sagte Hannah aufeinmal. Sie kennt mich bereits so gut, dass sie weiß, wann es mir nicht gut ging "Ich weiß nicht.. meine Mum ist heute irgendwie total merkwürdig gewesen, seitdem sie das mit den Tickets erfahren hat."  "Das kann ich schon verstehen, ich meine, wer lässt bitteschön gerne seine mitlerweile 17-jährige Tochter alleine nach Paris fliegen, um dort, theoretisch gesehen, einen fremden Mann kennenzulernen?" "Haha, naja du hast recht, ich mach mir wahrscheinlich nur was vor."
Nachdem wir noch Stunden über das nächste Wochenende und somit auch über die bevorstehende 'Reise' gesprochen haben, vielen mir schon langsam die Auge zu und ich fand mich in meinen Träumen wieder.
"Johnny! Johnny!", wir schrien wie verrückt, doch er bemerkte uns nicht. Er lief einfach an uns vorbei und würdigte uns keinen Blick. Er ließ uns eiskalt da stehen. Ich schrie bis dass mein Hals brannte, er sah mich kurz an, doch ging weiter, als wäre ich Luft. Die Menge hinter mir baute sich auf und ich kam mir vor als wäre ich verlassen. Verlassen von der Welt. Keiner bemerkte mich. Die Menschen hinter mir drückten sich immer weiter vor. Ich wurde bereits an die Absperung gepresst und das Atmen viel mir von Sekunde zu Sekunde immer schwerer. Ich blickte mich um und die Menge war plötzlich über mir und ich wurde wie von einem riesigen Tier verschlungen. Sie druckten mich auf den Boden, als wäre ich nichts. Als wäre ich nicht hier. Ich konnte nur noch das Gekreische und die Stimme von Johnny hören, der plötzlich vor mir stand und zu mir herab sah. Dann wurde es dunkel.
Panisch schreckte ich hoch und bemerkte wie schwer ich atmete. Ich sah zu meiner Linken wo Hannah lag und seelenruhig schlief.
Ich setzte mich hin und versuchte wieder in Ruhe atmen zu können. So ein Mist was einem alles ins Unterbewusstsein schleicht. Vorsichtig, nicht dass ich Hannah weckte, legte ich mich wieder ins Bett und schlief ruhig weiter.

Mittlerweile ist fast die Woche um, die mir wie ein Monat vorkam. Morgen war es endlich soweit. Morgen ist die große Fluch der Karibik Premiere und ich werde endlich Johnny mit meinen eigenen Augen sehen. Hannah und ich waren schon total aufgeregt und schliefen die paar Nächte vorher ziemlich unruhig, denn heute Abend geht es schließlich nach Paris, in die Stadt der Liebe, ins Disneyland, wo wir endlich auf unser großes Idol treffen werden. Ich sah auf die Uhr, es war bereits 11 Uhr vormittags. Ich kletterte den Dachboden nach oben, um mir meinen Koffer zu holen. Es war ziemlich staubig hier oben und dunkel auch noch. Langsam tastete ich mich vor, um meinen Koffer zu finden. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, was ziemlich gut war, denn nur einen Schritt weiter und ich wäre in ein Spinnennetz gelaufen. Hier heroben konnte man alles mögliche finden. Alte Schränke, ein Fahrrad, eine ziemlich gruselige Puppe, sehr viele weiße Laken und alte Kartons worin Fotos verstaut sind. In einer Ecke entdeckte ich meinen Koffer. Ich ging langsam, versuchend nicht über irgendwelche Dinge die am Boden lagen zu stolpern, zu meinem Koffer. Ich nahm ihn und als ich mich etwas zu schnell umgedreht hatte, habe ich wohl ausversehen mit dem Koffer einen alten Karton umgeschmissen. Na toll. Jetzt liegen hier kreuz und quer sämtliche Fotos rum. Ich kniete mich runter um die Bilder wieder zurück in der Karton zu stecken. Es waren alte Bilder von mir und/oder Mum. Als sie mit mir schwanger war, als sie im Krankenhaus lag und ein kleines etwas pummligeres Baby (mich) in den Armen hielt und sonstige Bilder von früher. Ich steckte alle nacheinander wieder in den Karton zurück und blieb bei einem Bild hängen. Man konnte meine Mutter auf einer Party oder Disko sehen und das was ich im Hintergrund sah, stockte mir den Atem. Es war Johnny Depp der da im Hintergrund meine Mum anlachte. Ich war zu 100% sicher, dass er es ist. Ich drehte das Foto um und hinten stand: Johnny Depp mit Eva Anderson 1995.
Ich starrte das Bild noch weitere 5 Minuten an um wirklich sicher zugehen, dass es auch DER Johnny Depp ist. Doch plötzlich hörte ich meine Mutter nach mir rufen. "Ja ich komme gleich!", schrie ich zurück. Ich entschloss mich, das Bild mitzunehmen und es Hannah zu zeigen.
Ich stieg vorsichtig die Leiter mit dem Koffer in der Hand nach unten und rief sofort Hannah an, um ihr diese unglaubliche Entdeckung zeigen zu können.
Nach nicht einmal 10 Minuten stand sie keuchend vor der Haustür.

"Das ist ziemlich krass", sagte Hannah, als wir uns auf mein Bett gesetzt haben und ich ihr das Bild unter die Nase hielt. "Aber.. wieso hat mir Mum nie erzählt, dass sie Johnny Depp schon mal getroffen hat? Ich meine, hallo? Sowas kann sie mir doch nicht verheimlichen!?"
"Aber wieso verheimlicht sie dir das überhaupt? Sie weiß doch, dass du bzw. wir riesige Fans von ihm sind. Es muss einen Grund geben, sonst hätte sie es dir gesagt." "Ja du hast recht, aber einfach so ansprechen kann ich sie jetzt auch nicht. Sie hasst es wenn ich in ihrem Zeug rumwühle."  "Hm.. ich würde das Bild zur Premiere mitnehmen und es, falls es sich ergibt, Johnny zeigen. Ich meine, was hast du zu verlieren? Vielleicht erinnert er sich noch an deine Mum. Und ein Gesprächsthema hättet ihr dann auch schon, denn so wie ich dich kenne, wirst du vor ihm stehen und kein Wort raus bringen. Genauso wenig wie ich" Wir fingen an zu lachen. "Du hast recht", sagte ich zu Hannah. "Was hab ich schon groß zu verlieren?"

Daddy? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt