Dennoch Zurück

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„Willkommen zurück, Yuta." Der inzwischen Rosahaarige reicht ihm einen Gürtel, worin sich seine Dienstwaffe, ein Walkie-Talkie, eine Taschenlampe, sowie Handschellen befinden. Yuta erwidert sein Lächeln.

„Danke Taeyong. Nach alldem ist es dennoch schön wieder hier zu sein." Der Japaner erhebt sich von dem schwarzen Stuhl um sich den Gürtel umzulegen. Währenddessen schiebt mir Taeyong ebenfalls einen Gürtel über die hellhölzerne Tischplatte zu. „Dir auch Dong Sicheng: Herzlich willkommen."

„Also", wende ich schüchtern ein, „mir ist es lieber, wenn du mich Winwin nennst. Dong Sicheng ist vor Jahren gestorben." Taeyong entgleiten erst alle Gesichtszüge. Um seinem entsetzten Blick nicht ausgesetzt zu sein, greife ich rasch nach dem Gürtel und mache es Yuta gleich.

„Ich habe doch gesagt, dass wir es schaffen werden." Mein Freund zwinkert mir selbstsicher zu, gefolgt von einem liebevollen Schulterklopfen. Unwillkürlich heben sich meine Mundwinkel zu einem Lächeln.

Yuta ist ganz in seinem Element. Er strahlt wieder Stolz und Selbstsicherheit aus, als hätte sein psychologischer Zusammenbruch niemals stattgefunden. Selbstverständlich wird er nach dem traumatisierenden Amoklauf nie wieder derselbe sein, doch er hat zu seiner Persönlichkeit zurückgefunden. Es ist bewundernswert, so unglaublich stark er doch ist. Womit habe ich mir bloß einen solch wundervollen Freund verdient?

„Du hattest recht. Ich hätte dir mehr vertrauen sollen." Verlegen fahre ich mir durch das schwarze Haar, ehe ich mich mit einem theatralischen Räuspern in den Stuhl zurücksinken lasse. Yuta setzt sich grinsend.

„Hat sich viel im Abteil 127u geändert?", will nun mein Freund neugierig wissen. Taeyong schüttelt in einer sachten Bewegung den Kopf.

„Nicht allzu viel", sagt er zu Yutas Erleichterung. „Mark ist nun im Einsatz. Er hat wirklich hart gearbeitet. Taeil hat neuerdings einen Assistenten und zudem haben wir einen neuen Auszubildenden, auf den wir achten sollen. Jaehyung meinte, du würdest den Kleinen kennen." Yuta reagiert verblüfft und scheint etwas erwidern zu wollen, da fügt Taeyong eilig hinzu: „Apropos: Du solltest dich damit abfinden, dass dein Teampartner an Mark vergeben ist."

„Damit habe ich gerechnet", winkt Yuta ab. Fröhlich legt er mir den Arm um die Schulter. Die Berührung kribbelt auf meiner Haut. Ein nervöses Gefühl macht sich in meinem Bauch bemerkbar. Ich bin noch immer so sehr in ihn verliebt, wie damals, als ich ihn zum ersten Mal sah. Wie damals, als er meine Einsamkeit durchbrach. „Außerdem ist das umso besser für uns beide, nicht wahr? Dann können wir ein Team bilden." Sein helles Lächeln strahlt mir entgegen, seine Augen formen sich zu niedlichen Halbmonden. Innerlich schmelze ich dahin, der von ihm ausgehende Mondschimmer erhellt meine Nacht wie tausende von Sternen. Ich liebe ihn so sehr, wird mir zum wiederholtesten Mal an diesem Tag bewusst. Glücklich schmiege ich mich in seine Berührung, genieße sie.

„Wir werden gut aufeinander aufpassen", bestätige ich mit einem enthusiastischen Nicken. Die Worte kommen automatisch über meine Lippen, wie ein Mechanismus, den ich nicht mal mit all meiner gegebenen Kraft hätte aufhalten können. Ich bin ja so besessen von Yuta. Ich scheine nicht der einzige zu sein, dem dies nicht entgangen ist. Denn in Taeyongs Augen blitzt etwas Verräterisches auf – eine Ahnung. Mit wird mulmig zumute. Es sollte mir gleichgültig sein, wie offensichtlich Yutas und mein Verhältnis ist. Allerdings fürchte ich mich vor der Intoleranz. In demselben Team zwei Agenten zu haben, die mehr als Freundschaft füreinander empfinden, führt zu allem anderen als einem sachlichen Denken. Die Liebe wird uns und ihnen bei der Arbeit ein Dorn im Auge sein, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Doch so wie ich Yuta kenne, wird er sich mit viel Optimismus rausreden. Er ist womöglich sogar der Überzeugung, dass unsere harmonische Beziehung uns stärker macht. Und genau dafür liebe ich ihn.

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