Die Nacht lauert draußen vor dem Fenster wie ein gefährlicher, eleganter Panter. Ich fürchte die Dunkelheit. In den finsteren Jahren meiner Gefangenschaft habe ich sie zu hassen gelernt. Doch sie kann mir nichts anhaben, solange ich Yutas warme Hand auf meinem Bauch spüre und sein ruhiges atmen vernehme.
„Hyung", sage ich leise. Ich spüre, dass er wach ist. „Hast du nicht auch ein ungutes Gefühl?"
„Wegen morgen?", hakt er leise nach. Seine raue Stimme jagt mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. Ich nicke, obwohl er es in der Dunkelheit nicht sehen kann.
„Ja", gibt er dann ehrlich zu. „Es ist schwer zu beschreiben, doch es fühlt sich an, als könnten wir die morgige Katastrophe nicht verhindern." Ich schmiege mich dichter an ihn, schenke ihm meine tröstende Wärme. Ich will nicht lügen, will nicht behaupten, alles würde gut werden. So hüllen wir uns in Schweigen. Wir beide geben uns unserer Zweisamkeit hin, genießen den stillen Augenblick vor dem wütenden Hurrikan, der die heile Welt niederreißen wird.
~
Es ist sechs Uhr morgens und anstelle die Stunde in der wohligen Bettwärme zu verbringen, sitze ich neben Yuta in einem unserer Arbeitswagen. Obwohl die Polizisten unsere Hilfe abgelehnt haben, lautet unsere Anweisung die größte Polizeiwache im nördlichen Bereich Seouls zu überwachen, die Bombe zu finden und bestenfalls dessen Leger zu verhaften.
Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen. Die schlaflose Nacht und der frühe Weckruf machen sich bemerkbar. Das Gefühl der Erschöpfung liegt schwer in meiner Brust.
„Bist du dir sicher, dass du hierbei dabei sein willst?" Yuta wirft mir einen besorgten Seitenblick zu, muss sich nebenbei auf die befüllten Straßen Seouls konzentrieren.
„Ich kann das", entgegne ich stur, verschränke dabei demonstrativ die Arme. Als ich beobachte, wie Yuta sich skeptisch auf die Unterlippe beißt, wird mir bewusst, dass er nicht mir kein Vertrauen gegenüberbringt, sondern der Situation an sich. Prompt bereue ich meine säuerliche Antwort.
Aus einem Impuls heraus lege ich meine Hand auf seinen Oberschenkel
„Es wird alles glatt laufen", behaupte ich in der Hoffnung ihn aufzuheitern. Wiederum kann ich das mulmige Gefühl in meinem Bauch nicht leugnen. Vielleicht ist dieses Unbehagen ein Hinweis, ein unübersehbares Straßenschild, das auf einen Fluchtweg deutet. Vielleicht sollten wir auf unseren Instinkt hören und fliehen. Doch da hält der Wagen in einer leeren Nebenstraße in der Nähe der Polizeistation an – unser Treffpunkt.
Yuta ringt sich mir zuliebe ein Lächeln ab. „Natürlich schaffen wir das!" Ich durchschaue seinen gespielten Enthusiasmus. Er merkt es – dem bin ich mir sicher – dennoch verblasst sein Lächeln nicht.
Mit diesen Endworten steigen wir beiden aus dem Wagen aus. Sogleich empfängt uns Taeyong mit steinernen Gesichtszügen. Ten neben ihm hebt scheinbar munter die Hand, doch seine zu einem Grinsen verzogenen Lippen wirken verbittert. Die Ernsthaftigkeit der Situation lastet auf den Schultern aller.
„Ihr wisst was ihr zu tun habt?", erkundigt sich Taeyong sicherheitshalber. Trotz unserem bestätigendem Nicken, widerholt er zum gefühlten hundertsten Mal seine Anweisung: „So wie Mark und Jaehyun werdet ihr an eure vereinbarten Wachposten warten und falls euch irgendetwas verdächtig erscheint; unbedingt melden! Ten und ich werden derweilen in das Gebäude hineingehen."
„Geht klar." Yutas Augen funkeln entschlossen. Dieser starke Blick raubt mir den Atem. Ich bewundere seine Professionalität, denn hingegen zu ihm, merkt man mir meine Nervosität deutlich an. Ich unterdrücke den Drang von einem Fuß auf den anderen zu stehen.
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Purple Explosion
Fanfiction¦¦ Fortsetzung zu Blue Smoke ¦¦ "Yoonoh hat mich alleine in der Hölle zurückgelassen, das ist die Wahrheit. " Yuta Nakamoto kehr in den Dienst zurück und wagt zusammen mit Dong Sicheng einen Neubeginn. Sie sperren die Vergangenheit hinter eiserne...