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Nach zwei Stunden Kunst (ganz ehrlich, was bringt einem dieses Fach?) haben wir Sport. Ich renne schnell zu den Umkleiden, damit ich umgezogen bin, wenn die anderen kommen. Ich habe nämlich heute keine Lust mir eine Ausrede auszudenken, falls sie mich auf die blauen Flecken ansprechen. Bevor die anderen überhaupt in der Umkleide angekommen sind, gehe ich schon mal in die Halle. Wir haben mit der Klasse über uns Sport, das heisst mit meinem besten Freund Noah, sowie mit Jake und seinen Möchtegern-Badboys. Leider bin ich mit allen Schlampen in der Klasse. Wenn man vom Teufel spricht. Die Badboys betreten die Halle und an jedem von ihnen hängt eine Schlampe, als wären sie Schmuck, den man einfach so mitschleppt. Als ich jedoch die leicht genervten Gesichtsausdrücke der Jungs sehe, muss ich schmunzeln. Scheinbar finden sie Jess und ihre Anhängsel trotzdem nicht so geil.  Sobald ich sehe, wer ihnen mit einigen Metern Abstand und verdrehten Augen folgt, wird mein Grinsen breiter. Noah. Als er mich entdeckt breitet er die Arme aus und ich renne wie eine Verrückte auf ihn zu und werfe mich in seine Arme. Nachdem er mich einige Male herumgewirbelt hatte und wir einige schräge Blicke kassierten, bekamen wir einen Lachflash. Ich glaube ich habe noch nie so viel gelacht wie in den letzten Tagen. Sobald unser Sportlehrer die Halle betritt, sind alle still, ausser Noah, der scheinbar nicht gewarnt worden. Sofort wird er zu 50 Liegestützen verdonnert, ich glaube, er weiss jetzt, mit welcher Sorte von Lehrer wir es zu tun haben. Herr Polski, auch gerne Sklaventreiber oder Menschenschänder genannt, ist um die 50 und hat, glaube ich, ernsthafte Aggressionsprobleme, so wie er uns immer quält. Als erstes müssen wir 12 Minuten rennen, wobei ich meine Verletzungen mit jedem Schritt am ganzen Körper spüre. Zum Glück mache ich in meiner Freizeit genügend Sport, so dass ich nicht wie manch andere, halb tot auf dem Boden krieche. Obwohl sich mein Körper so anfühlt, als würde er bald explodieren, kann ich mir nichts anmerken lassen. Mitmachen muss ich sowieso und da will ich eigentlich keine Strafrunden kassieren, weil ich Polskis Meinung nach zu langsam laufe. Danach spielten wir zwar nur noch Fussball, aber leider auf Noten. Jedes Mal, wenn mich der Ball wo anders als am Fuss trifft, kann ich nur mit viel Selbstbeherrschung einen Schmerzensschrei unterdrücken. Danach habe ich endlich Mittagspause. Eigentlich will ich nach draussen wie immer, aber Noah hat scheinbar andere Pläne und zieht mich in die Kantine. Er holt sich etwas zu „Essen“, so wie es die Schule nennt. Aber meiner Meinung nach müsste Essen eigentlich essbar sein. Aber ich finde jeder sollte seine Eigene Erfahrung mit unserer Schule machen, deshalb warne ich Noah auch nie vor, wenn er dabei ist einen Fehler zu machen. Ich meine, wir machten das am Anfang auch noch, er sollte es nicht besser haben als alle anderen. Als wir fertig gegessen haben, beginne wir uns gegenseitig sinnlose Dinge zu Fragen, wie zum Beispiel „Was ist deine Lieblingsfarbe?“, „Was machst du in deiner Freizeit?“ und „Hast du eine/n Freund/in?“. Aber auch der Schultag hat, zum Glück, einmal ein Ende. So sitze ich nun im Auto meines neuen besten Freundes und lasse mich nach Hause kutschieren. Vor meinem Haus verabschiede ich mich mit einer Umarmung und steige aus. Ich schliesse beinahe lautlos und sehr vorsichtig die Tür auf und laufe schnell in die Küche. Auf dem Tisch liegt ein kleiner Zettel auf dem steht: Hallo Kate, ich und dein Vater mussten kurzfristig nach London fliegen. Wir kommen in einer Woche wieder. Wehe etwas ist kaputt oder nicht sauber. Wir als deine Eltern erwarten, dass du das Haus blitzblank sauber hältst. Wenn wir zurückkommen und ein Staubkorn entdecken wird es wohl Zeit, dass du einige Zeit draussen schläfst… Hier hast du etwas Geld, um dir etwas zum Essen zu kaufen. Deine Eltern.

Na toll. Aber wenigstens habe ich jetzt eine Woche sturmfrei!!!!!!!!

Help from a badboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt